Tarif, Tarif, Tarif u. anderes

E. G. Engel
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Tarif, Tarif, Tarif u. anderes

Beitrag von E. G. Engel » 13.05.2007, 13:30

Es ist schon interessant die diversen Beiträge zum Tarif zu lesen. Ich kann es mir nicht verkneifen einzelne Äußerungen zusammen zu fassen und zu relativieren.

Mir persönlich ist es lieber wenn man über Preise redet als über den Tarif. Der Tarif ist nichts anderes als ein künstlich festgelegtes Messinstrument um im Ergebnis zu einem Preis für eine Leistung/Ware zu kommen, ähnlich wie eine Waage im Supermarkt.

Die zuständigen Behörden haben mit der Festlegung eines Tarifes genau genommen die Aufgabe einen Preis für eine (Dienst)Leistung festzulegen. Da wir in einer Marktwirtschaft leben und nicht in einer Planwirtschaft sind dabei logischerweise betriebs- und volkswirtschaftliche anerkannte Regeln anzuwenden. Die Behörde stellt quasi einen institutionalisierten Markt(regulierer) dar. Dementsprechend muss sie versuchen die Nachfrage zu erfassen, ganz wichtig, die Nachfrage zu bestimmten Preisen, daraus den (politisch) gewünschten Preis herauszufiltern und über den Tarif festzulegen und letztendlich das Angebot mengenmäßig steuern.

Das mengenmäßig passende Angebot ergibt sich aus Preis und Nachfrage zu diesem Preis und ist in einer Volkswirtschaft abhängig von den Kosten des Angebotes wie:

fixe Kosten, variable Kosten, Personalkosten und als Gewinn zumindest eine schwarze Null.

Und hier kommen wir zum Kernproblem unseres Taxengewerbes. Der größte einzelne Kostenblock sind die Personalkosten. Wenn dieser Kostenblock subventioniert wird ergibt sich daraus eine ganz andere Zusammensetzung von Angebot <-> Preis <-> Nachfrage. Ist die Subvention gesteuert und kommt JEDEM Marktteilnehmer der Angebotsseite gleichmäßig zu Gute könnte der Markt funktionieren (Siehe auch Beitrag : Engel, „Die ultimative Idee“, Taxiforum Hamburg). Ist es aber so wie derzeit (36% der Unternehmen erklären unplausible Betriebsdaten) ist jede Tarifdiskussion einfach nur lächerlich, seitens des Gewerbes und seitens der zuständigen Behörde. Erst recht wenn diese 36% nur die nicht leugbare Spitze des „Eisberges“ ist.

Um den Sachverhalt noch einmal zu verdeutlichen. Wenn ein Großteil der Taxen (fast alle, auch der Edelfunk) sich Subventionen in der Größenordnung von c. 500 – 2000 Euro (und mehr) pro Monat und Taxe illegal erschleichen um das Angebot in den Markt zu drücken, erübrigt sich jede Tarifdiskussion auf der Basis von Kosten, erst recht wenn dann noch „x,47%“ herauskommen. Es ist einfach lächerlich. Wenn dann das illegale Angebot in der Menge zu groß ist stellt sich jeder Tarif in Frage. Kann der Tarif aufgrund der illegalen Eigensubventionierung (mit öffentlicher Duldung) niedriger sein als es die echten Kosten ermöglichen würde ist die Nachfrage ebenso unecht, sprich sozialisiert.

Ich halte einmal fest:

Die ganze Tarifdiskussion, ob sie von der Taxenbehörde oder aus dem Gewerbe geführt wird, ist nichts anderes als des „Kaisers neue Kleider“, einfach nur lächerlich.


Nichtsdestotrotz muss das Ganze ja weiter gehen, irgend etwas muss ja auf dem Taxameter stehen. Im folgenden werde ich erst einmal auf verschiedene Bemerkungen zur Karenzminute eingehen.







@ jr
Wenn darunter die Zeit verstanden wird, die der Kunde tatsächlich als Dienstleistung wahrnimmt (ähnlich wie in der Rechnung eines Elektrikers etc.), liegen alle Tarife über diesem Wert, bei langen Strecken zum Teil sogar erheblich ... Dafür sollte man im Gegenzug aber auch an die 100 € oder mehr denken, die auf einer freien Landstraße oder Autobahn fällig werden oder die 50 € für die Kurztour außerhalb der Stauräume. Daß wir bei diesen Zahlen ein Wahrnehmungsproblem haben ... .
Da sind wir schon bei einem Problem. Die Gegner der Karenzminute argumentieren in der Regel mit dem Kunden der den Vorteil aus der derzeitigen Karenzregelung hat. Gerne wird nicht wahrgenommen das andere Kunden dies bezahlen sollen. Das Ungleichgewicht zwischen erbrachter Leistung (Zeitaufwand) betrifft nämlich nicht nur den Taxifahrer, sondern auch den Kunden. Als Taxifahrer habe ich die Beförderungspflicht, aber der Kunde (Land-, Ausfallstrasse, Autobahn) der den anderen Kunden (Stau, Kurzstrecke) finanzieren soll hat keine Taxenbenutzungsverpflichtung, wenn es ihm zu teuer wird bleibt er weg. Nicht umsonst stehen am Flughafen jeden Tag Taxen aus SE, WL, OD, LG usw..
Karenzregelungen gibt es im übrigen nicht nur in Berlin und Hamburg. Die 7,50/23-€-Regelung gibt es in etwa 10 % aller Tarifgebiete.
Diese Argumentation ist oberflächlich. Ob es in einem Dorf mit drei Ampeln und einer Umgehungsstrasse es eine Karenzminute gibt ist nicht erheblich. Also, kein Argument. Im Übrigen, die Masse an Dummheit (10%) steigert zwar den Unterhaltungswert aber nicht die Aussagekraft. Gehen wir darüber hinaus davon aus dass auch in diesen Tarifgebieten die Wirtschaftlichkeit ebenso wie in Hamburg nicht über den Tarif sondern über Steuer- und Abgabenhinterziehung bis hin zur Erschleichung von Sozialleistungen hergestellt wird ist die Aussagekraft der 10% gleich null.

Kernaussage (gilt auch für Hamburg):

Erreiche ich die Wirtschaftlichkeit nicht über Angebotsmenge und Tarif, erhöhe ich den Umfang oben angesprochener Vergehen.



@ yellow
Der Kunde will, wenn er ein Taxi besteigt, eine Strecke bewältigen und nicht seine Zeit verbringen. Da unterscheidet er sich in keiner Weise vom Bahn- oder Flugreisenden.
Klar, der Kunde möchte immer irgend etwas. Es soll sogar Kunden geben, die hätten das Taxi gerne umsonst.

Aber Scherz beiseite. Die Bahn oder auch die Lufthanza verlangen erst einmal die von Ihnen selbst festgelegten Preise. Die Preise basieren auf Kosten, ECHTEN KOSTEN, und einem zu erstrebenden Gewinn. Wie die Bahn/Lufthanza dann bei -zig Millionen Gästen ihren Betrieb führen ist ihre Sache. Beide haben aber keine Beförderungspflicht wie wir und keiner schreibt ihnen die Preise vor. Natürlich pflegen beide ihre unproduktiven, außerplanmäßigen Abläufen (Rollfeld) in den Preis ein, was aber nichts aussagt über die Relation der unproduktiven Abläufe im Verhältnis zu den produktiven, aber ich denke sie werden verschwindend gering sein und verteilen sich zusätzlich auf –zig Millionen Gäste.

Mehr entscheidend aber ist, es handelt sich um EIN Unternehmen bei dem alle Kosten und Umsätze zusammenlaufen, also um eine ganz andere Kalkulationsbasis wie bei uns. Wenn wir in Hamburg ein Taxenunternehmen hätten mit 3650 Taxen, das seine Fahrer im Stundenlohn bezahlt und seine Preise und DAS MENGENMÄßIGE Angebot selbst bestimmt und am erzielbaren Umsatz ausrichtet, dann dürftest Du den Vergleich mit Bahn/Lufthanza gerne bringen, so aber nicht. Du vergleichst hier Äpfel mit Birnen und Du weißt das auch.
Die Arbeitszeit des Taxifahrers muss natürlich in Form einer Mischkalkulation in diesen Wegstreckenpreis einfließen.
Du sagst es. Aber, wie jr., verschweigst Du das die Mischkalkulation nicht nur die Erbringer der Leistung betreffen sondern ebenso den Kunden. Wie erklärst Du einem Kunden der vom Flughafen nach Harburg fährt den Preis von c. 45 Euro? Mit der Mischkalkulation? Versuchst Du im Verständnis dafür abzugewinnen dass er eingearbeitete Zeit bezahlt die ER NICHT VERBRAUCHT damit ein anderer Kunde für 4,20 Euro im Stau sich und seine Koffer zum HBF befördert? Der 4,20 Euro Kunde sagt „Danke“ und der 45.- Euro Kunde ebenso, wobei die Intention natürlich eine ganz andere ist.
... als ihn plötzlich wieder für "das herumstehen in Staus" zur Kasse zu bitten.
Ja, ja. Der Kunde. Gehen wir doch einmal davon aus dass der Kunde nicht doof ist. Warum denken wir Taxenfahrer eigentlich immer alle sind doof, nur wir nicht. Der Kunde entscheidet immer, zu welchem Zeitpunkt er fahren will und wohin. Es ist die ENTSCHEIDUNG DES KUNDEN. Der Kunde bekommt auch schnell mit, dass er heute bei einem Stau mehr bezahlt, aber ebenso auch wenn er morgen ohne Stau weniger zahlt. Lass doch den Kunden die Mischkalkulation machen. Er entscheidet dann anhand seiner Präferenzen. Und, um noch einmal Dein Beispiel „Lufthanza“ aufzugreifen. Wenn der Kunde sich entscheidet seine Termindisposition an den Preisen der Lufthanza auszurichten, dann zahlt er weniger, fliegt er wenn alle fliegen wollen, dann zahlt er deutlich mehr. Der Lufthanza würde es im Traum nicht einfallen dem Kunden die Entscheidung anzunehmen und ihn zur verkehrsstarken Zeit zum Discountpreis zu fliegen.

Was aber ganz wichtig ist. Die Lufthanza steuert mit ihren unterschiedlichen Preisen zu unterschiedlichen Zeiten teilweise ihr Fluggastaufkommen, bzw. versucht ihre Auslastung zu verschiedenen Zeiten auszutarieren. Dadurch kann die Lufthanza kalkulatorisch ihr Material besser nutzen und das kommt im Endeffekt entweder dem Gewinn oder durch den Wettbewerb dem Kunden als Preis zu Gute, und zwar allen Kunden. PREISEN KOMMEN IN DER VOLKSWIRTSCHAFT IMMER AUCH EINE STEUERUNGSFUNKTION ZU. Wenn wir im Taxengewerbe dieses Steuerungselement aus der Hand geben in dem das Taxi zu allen Zeiten UND UNTER ALLEN BEDINGUNGEN immer das gleiche kostet, dann verschärfen wir selbst die Auslastungsspanne zwischen aufkommensstarken und aufkommensschwachen Zeiten.


Aber was sollen diese ganzen Argumentationen. Bei uns spielt das alles sowieso keine Rolle. Deckt der Preis nicht das Angebot, dann wird eben beschissen, auf Teufel komm raus. Wird der Preis noch unwirtschaftlicher, wird eben noch mehr beschissen. Geht auch das nicht mehr, fahren HARTZ IV – Empfänger Taxi. So geht es auch. Aber komm mir nicht einer mit Tarifdiskussionen und Pseudoargumenten.




@ pl
Mal ernsthaft:

Wenn wir weniger Taxen haben, dann können wir auch höhere Tarife durchsetzen.

Wenn wir beim jetzigen Überangebot die Tarife erhöhen, verzögern wir dessen Abbau und provozieren unerlaubte Festpreisvereinbarungen unter Tarif. KLARTEXT hat uns darüber zur Genüge berichtet.

Deshalb halte ich es für angebracht, uns voll auf den Kapazizätsabbau zu konzentrieren, statt uns in Scharmützeln an unsinnigen Fronten zu verschleißen, deren erwünschte Früchte wir bei Erfolg in der Hauptsache fast umsonst bekommen können.
Einer dem ich 99,9% zustimmen kann. Danke, pl.



Wie kann es dann erst einmal weitergehen?

Eine kurzfristige Lösung ist nicht denkbar. Solange wir kein ECHTES ANGEBOT haben kann es nur um Schadensbegrenzung gehen.

Darum hier einmal kurz die derzeitige Situation in Hamburg. Vor einigen Wochen gab die Behörde eine Kostentabelle anhand deren sie zukünftig die Konzessionsberechtigung gewichten will an die Verbände heraus. Neben allerlei Pipifax, an denen sich LHT und HTV hochziehen, geht es vor allem um Personalkosten und daraus resultierende Einsatzzeiten.

Mit dieser Kostentabelle erklärte die Behörde in einem Zusatzschreiben aber auch (sinngemäß):

Akzeptieren sie diese Kosten und arbeiten sie an der Entwicklung der Tabelle mit, dann können wir über den Tarif reden. Akzeptieren sie diese Kosten nicht, sehen wir keine Veranlassung zu wesentlichen Tariferhöhungen.

Was passiert? Unsere Superverbände für das freie Gewerbe (außerhalb des Hanzafunks), LHT und HTV, vertreten durch Frau Taraske und Herrn Berndt, laufen Sturm gegen diese Tabelle und erklären sinngemäß das es diese Kosten so nicht gibt und erklären das nebensächliche (Garage etc.) zur Hauptsache.

Einige Wochen später gehen sie hin und verlangen deftige Tariferhöhungen um die 20% (und mehr?) mit dem Argument gestiegener Kosten bei gleichzeitiger Verweigerung an dem Abbau illegaler Strukturen im Gewerbe mitzuarbeiten.

Irgendwie kommt mir das Ganze ziemlich irre vor. Ich kann, will aber im Moment nicht weiter darauf eingehen.

Um diesen Beitrag auch etwas konstruktiv abzuschließen:


Mein Vorschlag (Struktur) zur derzeitigen Situation (Schadensbegrenzung):

1. Unterstützung der Behörde beim Abbau der illegalen Strukturen (Steigerung der Auslastung)
2. relativ massive Erhöhung im Kurztourenbereich (Einschaltgebühr 3.- Euro, die ersten 3 km plus 20 Cent/km, im Gegenzug Absenkung im Bereich über 10 km)





Engel

E. G. Engel
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Beitrag von E. G. Engel » 13.05.2007, 14:06

Mein lieben Moderatoren, seid Ihr so nett und verschiebt diesen Beitrag ins Hamburger Forum.

Danke, Eberhard.

Jörn

Beitrag von Jörn » 13.05.2007, 15:17

Hast du Angst, daß ich hier was Übles antworte?
Nicht doch, Engel!

Es ist doch fast alles absolut richtig, was du hier schreibst, außer der Tatsache, daß du dich nach außen hin ziemlich zurückhälst!

Was ist aus deiner Anzeige geworden?

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Beitrag von pl » 13.05.2007, 17:19

@karenzminute:

Im Grundsatz ist deine Argumentation schon richtig.
Eine Mischkalkulation beinhaltet immer eine Quersubvention, die nur dann Sinn hat, wenn die negative Wirkung der Nachfragelenkung aus dem zu teuren Angebot heraus und in das zu billige Angebot hinein kleiner ist als die (beabsichtigte) positive Wirkung der Mischkalkulation.

Daß bei dem zu billigen Angebot eine Grenze einzuziehen ist, hatte ich ja andernorts schon geschrieben und als Lösung eine Mindestfahrgeschwindigkeit vorgeschlagen, die für den erneuten Beginn der Karenzminute erforderlich sein soll. Tariflogisch könnte das die Geschwindigkeit sein, bei der der km-Preis höher wird als die bezahlte Wartezeit und die nachhaltig, d.h. für wenigstens 2 sec überschritten sein muß.
Ob eine solche Lösung ausreicht, kann man nur ausprobieren – ich glaub nicht, dass sich das prognostizieren lässt, zumindest nicht von mir als Nachtfahrer.

Für das zu teure Angebot gibt es bereits eine natürliche Grenze, die in dem Anteil der pauschalierten Wartezeit von 15% liegt (die Zahl kann ich nicht nachprüfen und glaub sie deshalb einfach mal).
Diese 15% „Überhöhung“ treten nur im Extremfall auf, wo eine Fahrt ohne jede Wartezeit abgewickelt wird, die Mehrzahl der Fälle wird um die 5% liegen, mit nennenswertem Anteil bis vielleicht 10%. Damit kommen wir in eine fast marginale Größenordnung, zumal die höheren Werte ganz überwiegend nachts auftreten dürften. Wenn wir da einmal den gerne immer wieder mal ins Gespräch gebrachten Nachtzuschlag abziehen, bleiben auch die höheren Werte marginal, so dass ich nicht erwarten würde, dass sie für eine nennenswerte Nachfragelenkung in die unerwünschte Richtung ausreichen.
Hinzu kommt, dass tagsüber die größeren Werte überwiegend bei weiteren Touren (Landstraße, Autobahn) auftreten dürften und der Tarif hier ja schon um 23% niedriger liegt. Ob dieser Wartezeitaspekt bei der Festsetzung dieses Tarifs eine Rolle gespielt hat, weiß ich natürlich nicht und ist eigentlich auch egal. Aber es wäre sicherlich gut, das in Zukunft zu tun.

Ob sich diese Struktur bei weiter zunehmender Verkehrsdichte aufrecht erhalten lässt, bleibt im Auge zu behalten.

Auf der Nutzenseite steht der Kunde, der gern vorher wissen möchte, was es kostet.
Ich rede dabei nicht von den Kunden, die gern umsonst fahren möchten, sondern von den vielleicht 70%, die für gute Leistung auch gern gutes Geld zahlen wollen.
Ich führe darüber natürlich keine Statistiken, aber es gibt recht viele, die nach dem Preis fragen, und soweit sie zu den genannten 70% zählen, ist es in der Mehrzahl der Fälle weniger wichtig, ob es 13 oder 15€ kostet, sondern vor allem, dass es nicht mehr wird und ganz besonders, dass sie das Vertrauen entwickeln können, nicht über den Tisch gezogen zu werden – hier scheinen gewisse „Kollegen“ ganze Arbeit geleistet zu haben.

Die Karenzminute ist hier ein möglicher Ansatzpunkt, durch zuverlässige Preisansage und Vergleichbarkeit hier ein Stück Vertrauen (oder auch nur ein Kriterium für die eigene Urteilsmöglichkeit des Kunden) zu gewinnen.


@Kostentabelle:

Die ist bei mir nicht angekommen.
Gibt es die irgendwo zum Download oder als Druckwerk?


--pl.

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Beitrag von pl » 13.05.2007, 17:46

Nachtrag:

Man könnte diese "Subvention", die der keine Wartezeit in Anspruch nehmende Kunde für den staugeplagten Kunden leistet, auch als eine Versicherungsprämie in Höhe von ca 5% des Fahrpreises ansehen dafür, daß er bei ungünstiger Verkehrslage nicht mit einer unerwartet hohen Rechnung konfrontiert wird.

--pl.

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yellow
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Beitrag von yellow » 13.05.2007, 18:11

Na fein,

dann sind wir uns ja alle einig. Mir ging es lediglich um die Verteidigung der Karenzminute.

Und ich muss dem Kunden keineswegs erklären, warum er "nichtverbrauchte Zeit" bezahlen soll. Er wird damit zufrieden sein, dass er zu jeder Tages- und Nachtzeit denselben Tarif bezahlen muss, egal wie lange die Fahrt dauert.

Denn selbstverständlich muss die Mischkalkulation vom durchschnittlichen Zeitaufwand für eine Strecke ausgehen und nicht vom günstigsten Fall.

Du verfällst mal wieder in nostalgische Sichtweisen, wenn du im Taxifahrer einen ganz besonderen Tranportleistenden siehst.

Insofern vergleiche ich auch nicht Äpfel mit Birnen : Streckenbewältiger ist Streckenbewältiger - zu Lande, zu Wasser und in der Luft.

Dass wir unsere Tarife nicht selbst gestalten ist nicht ganz richtig, schließlich werden die Tarife von den Gewerbeverbänden kalkuliert und vorgeschlagen.
Zumindest sollte es so sein. Das das in Hamburg anders läuft, steht auf einem anderen Blatt.
Woran das liegt hast du ja plastisch beschrieben.

Was den Abbau der Kapazitäten angeht gehe ich im übrigen 100 % d'accord. Das habe ich hier schon zig mal gesagt.

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Beitrag von pl » 13.05.2007, 18:44

Du verfällst mal wieder in nostalgische Sichtweisen, wenn du im Taxifahrer einen ganz besonderen Tranportleistenden siehst.
Warum so bissig?
Insofern vergleiche ich auch nicht Äpfel mit Birnen : Streckenbewältiger ist Streckenbewältiger - zu Lande, zu Wasser und in der Luft.
Das ist nicht ganz richtig.
Aus Sicht des Kunden ist das wohl so, das ändert aber nichts daran, daß verschiedene Streckenbewältiger unter teilweise völlig verschiedenen Bedingungen arbeiten, die natürlich in die Kalkulationsbasis und die Preisgestaltung einfließen müssen.

Wie die Lufthansa das macht, ist mir egal, wie ich das für uns sehe, hab ich oben dargelegt.

--pl.

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Beitrag von thoma » 13.05.2007, 19:57

Überall im Leben stoßen wir doch auf Mischkalkulationen, dass ist doch total normal. Wenn ich innerhalb Deutschland einen Brief versende, dann kostet mich ein Brief von der Rathausstraße 1 zur Rathausstraße 2 das gleiche Geld wie in Brief von dort nach München und niemand wird bestreiten, dass der Aufwand dafür um etliches höher ausfällt. Stellt sich jetzt irgendjemand hin und mault, dass er mit dem Preis für so einen Kurzstreckenbrief den Langstreckenbrief subventioniert?

Nö, jeder ist froh, dass er einer transparenten Preisgestaltung gegenüber steht. Ein Brief innerhalb der BRD kostet Summe X und fertig. Ich muß mir nicht überlegen, wie weit die Strecke ist, ist der Zustellort innerhalb einer größeren Ortschaft oder ein einsames Gehöft am A r s c h der Welt. Die Post muß sich dann überlegen, wie sie aus den zusammenfließenden Faktoren einen Preis gestaltet.

Und das ist doch das schöne hier in HH, dass wir einen total transparenten und übersichtlichen Tarif haben. Einschaltgebühr + Kilometerpreis A und B. Wollen wir jetzt wirklich wieder anfangen, wie C.L. es gerne hätte, für jeden Furz eine Sonderzahlung zu fordern? Bestellzuschlag, jede Sekunde im Stau berechnet, jedes Gepäckstück plus 50 Cent usw? Oder machen auch wir eine Mischkalkulation, die dem Kunden die klare Ansage liefert: Die Fahrt von A nach B erfordert die Summe C und gut ist. Egal ob ich noch 4 Gepäckstücke einlade, den Kindersitz klarmache und auch mal im Stau stehe. Werden sich dabei eher die Kunden freuen über die anscheinende Kostenfreiheit dieser Leistungen oder sich darüber beschweren, diese subventionieren zu dürfen?

Und für uns sollte doch entscheidend sein, was hinten rauskommt!

Thorsten
Ist vielleicht nix gut!

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Beitrag von pl » 13.05.2007, 20:35

Wenn ich innerhalb Deutschland einen Brief versende, dann kostet mich ein Brief von der Rathausstraße 1 zur Rathausstraße 2 das gleiche Geld wie in Brief von dort nach München und niemand wird bestreiten, dass der Aufwand dafür um etliches höher ausfällt. Stellt sich jetzt irgendjemand hin und mault, dass er mit dem Preis für so einen Kurzstreckenbrief den Langstreckenbrief subventioniert?
Das könnte sich sehr bald zu einem echten Problem entwickeln, wenn das Briefmonopol fällt. Es dürfte schwierig werden, alle Anbieter zur Auslieferung auch auf die einsamste Berghütte zu verpflichten. Andererseits - die Zustellung muß gesichert bleiben. Was wird dann so ein Brief kosten?

Ich würd gern einen halben cent Subvention für die Handvoll solcher Zustellung zahlen, weil ich die preisgünstige Verfügbarkeit solcher situationsbedingten Sonderleistungen als ein Stück echter Lebensqualität empfinde, die sich allerorts in Wohlgefallen auflöst.

--pl.

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Beitrag von jr » 14.05.2007, 02:33

@ E.G. Engel:

Betreibst Du Deine Sichtweise nicht zu einseitig nach Kostenentstehungspunkten, zu denen letzten Endes sogar die unplausiblen Buchungen zählen? In einem Markt, wo die Anbieterseite die der Nachfrager zum Teil massiv überwiegt, sehe ich keine Möglichkeit, die eigenen Kalkulationsgrundlagen 1 zu 1 im Preis unterzubringen. Das mag zwar gut fürs Gemüt sein wie auch die laufende Uhr vor der Ampel, aber ich bezweifle, ob sich das auch in der Geldbörse niederschlägt.
Ob es in einem Dorf mit drei Ampeln und einer Umgehungsstrasse es eine Karenzminute gibt ist nicht erheblich.
Das ist alles eine Sache der Perspektive. Von Hamburg aus betrachtet mögen Braunschweig, Dresden, Erfurt, Jena, Kiel, Kassel, Krefeld, Mönchengladbach, Oldenburg oder Rostock ja wie Dörfer aussehen. Von einem gut 6100 km entfernten Ort, wo Hochhäuser manchmal wenig haltbar sind, aus betrachtet, ist eben Hamburg ein Dorf.
PREISEN KOMMEN IN DER VOLKSWIRTSCHAFT IMMER AUCH EINE STEUERUNGSFUNKTION ZU. Wenn wir im Taxengewerbe dieses Steuerungselement aus der Hand geben in dem das Taxi zu allen Zeiten UND UNTER ALLEN BEDINGUNGEN immer das gleiche kostet, dann verschärfen wir selbst die Auslastungsspanne zwischen aufkommensstarken und aufkommensschwachen Zeiten.
Ich stimme Dir vollkommen zu. Aber bist Du sicher, daß die vollständige Konsequenz aus dieser Aussage auch mehrheitsfähig wäre?

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Beitrag von pl » 14.05.2007, 03:05

dieses Steuerungselement aus der Hand geben in dem das Taxi zu allen Zeiten UND UNTER ALLEN BEDINGUNGEN immer das gleiche kostet, dann verschärfen wir selbst die Auslastungsspanne zwischen aufkommensstarken und aufkommensschwachen Zeiten.
Das ist zwar im Grundsatz richtig, hilft uns aber leider nicht wirklich.

Der größte Teil unserer Kundschaft zahlt unseren im Vergleich zu anderen Verkehrsmitteln hohen Preis doch eben gerade deshalb, weil er genau jetzt seinen Beförderungsbedarf abdecken will oder muß und eben nicht eine Stunde früher oder später, wenns vielleicht billiger wäre.
Wie viele Fahrgäste hab ich praktisch täglich, einfach weil sie keine Lust haben, eine halbe Stunde auf den Bus zu warten!

Dieser Umstand dürfte diese Steuerungsfunktion, was die zeitliche Entzerrung angeht, nicht ganz, aber recht weitgehend außer Kraft setzen.

Meine Sicht der Steuerunksfunktion bezüglich anderer :shock: Umstände hab ich ja bereits dargelegt.

--pl.

q

Beitrag von q » 14.05.2007, 12:01

Vielleicht wäre es eine gute Idee, auch vielfahrenden Privatkunden Rabatte zu geben. Vieleicht ne Zehnerkarte, wie früher(?) im Schwimmbad. Ansonsten bin auch der Meinung, dass die Preise möglichst transparent gehalten werden sollten. Und nicht auch noch tageszeitlichen Schwankungen unterliegen sollten.
Das mengenmäßig passende Angebot ergibt sich aus Preis und Nachfrage zu diesem Preis und ist in einer Volkswirtschaft abhängig von den Kosten des Angebotes wie:

fixe Kosten, variable Kosten, Personalkosten und als Gewinn zumindest eine schwarze Null.

Ja. Angebot, Nachfrage und Preis stehen in Abhängigkeit zueinander. Sinkt der Preis steigt die Nachfragen, steigt das Angebot sinkt der Preis usw. Ob man bei einem gegebenen Verhältnis dieser 3 Grössen einen Gewinn erwirtschaften kann (das Angebot also "mengenmässig passend" ist) ist dann ein anderes Thema. Wenn die Kosten zur Erstellung des Angebotes zu hoch sind (einige meinen das ja), dann muss der Laden eben dichtgemacht werden.

Oder:

- Man verändert den Preis (Tarifdiskussion). Wenn anschliessend die Gewinne ZUFÄLLIGERWEISE steigen sollten, wird es nicht lange dauern, bis die ersten Unternehmer weitere Konzessionen beantragen (jr hat im Nachbarthread darauf hingewiesen) um daas Angebot wieder zu erhöhen.

- Die Nachfrage kann evtl. durch geschickte Werbemassnahmen und Qualitätsverbesserungen (kostet beides Geld) ein wenig gesteigert werden.

- Das Angebot (an Taxen + Fahrern) ist zu hoch, es muss reduziert werden. Da sind sich wohl alle einig. Aber wie kann man es reduzieren, wer sollte verschwinden? Und das bei einer politischen Führung, die eine Überversorgung mit Taxen offensichtlich befürwortet (man erinnere sich an diese CDU-Leuchte, die zur Fussball-WM 1000 zusätzliche Konzessionen für Hamburg forderte)

xi

E. G. Engel
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Beitrag von E. G. Engel » 17.05.2007, 14:19

@pl
Die Kostentabellen wurden im LHT-Heft abgedruckt.

@thoma
Überall im Leben stoßen wir doch auf Mischkalkulationen, dass ist doch total normal. Wenn ich innerhalb Deutschland einen Brief versende, dann kostet mich ein Brief von der Rathausstraße 1 zur Rathausstraße 2 das gleiche Geld wie in Brief von dort nach München und niemand wird bestreiten, dass der Aufwand dafür um etliches höher ausfällt. Stellt sich jetzt irgendjemand hin und mault, dass er mit dem Preis für so einen Kurzstreckenbrief den Langstreckenbrief subventioniert?
Wir können ja einen Pauschalpreis machen. Für Eur 10 zu jedem beliebigen Punkt in Hamburg. Die, die es nutzen werden sich bestimmt nicht beschweren (Ausser der Oma die vorher für Eur 6.80 zum Arzt gefahren ist). Flatrate für`s Taxi. :lol:
Aber Scherz beiseite. Ich denke dass die betrieblichen Abläufe bei der Post und beim Taxi nicht vergleichbar sind. Bei der Post handelt es sich um Millionen Briefe täglich, bei mir handelt es sich um eine individuelle Dienstleistung. Mein Fassungsvermögen pro Tour sind mal eben max. 4 Personen. Auch mein Optimierungspotential ist begrenzt. Wenn ich meine Fahrgäste so optimieren könnte dass ich den ersten in der Fuhle 497, den zweiten Fuhle 513 usw. absetze und jeder FÜR SICH seinen Preis bezahlt, dann wäre das schon einmal eine ganz andere Rechnung. Aber, dass sehe ich genau so wie pl, sollte das Briefmonopol fallen, werden die Kosten für einen Brief sich ändern, je nach Aufwand. Dafür werden schon die Unternehmen sorgen die sich die Rosinen heraus picken, sprich Ballungsgebiete und kurze Wege, oder anders Ausgedrückt, die (Arbeits)Zeit pro Vorgang.
Werden sich dabei eher die Kunden freuen über die anscheinende Kostenfreiheit dieser Leistungen oder sich darüber beschweren, diese subventionieren zu dürfen?
Natürlich werden sie sich nicht darüber beschweren wenn sie etwas umsonst bekommen. Der deutsche Konsument liebt den Service vor allem wenn er umsonst ist, wenn er etwas kostet, dann mault er. Aber vom Grundsatz her ist Service eine kostenbehaftete erstellte Leistung wie jede andere auch, denn das Servicepersonal will auch bezahlt werden. Service kostet den Leistungsersteller. Der einzelne Kunde macht sich keinen Kopf darüber wie sich der Preis zusammensetzt, er entscheidet nur ob der Preis im Verhältnis zur erbrachten Leistung für ihn akzeptabel ist oder nicht. Erscheint im der Preis im Verhältnis zur erbrachten Leistung zu hoch steigt die Wahrscheinlichkeit dass er sich umorientiert. Je mehr Leistung ich in einen Pauschalpreis hineinpacke, um so teurer der Durchschnittspreis. Der Kunde der viel von dem Durchschnitt nutzt, sagt toll, der andere Kunde sagt unter Umständen gar nichts mehr, weil er weg ist.

Ein ganz wesentliches Argument bei der Wartezeitdiskussion ist bisher noch nie gefallen. Es ist die Preisakzeptanz, vielleicht vergleichbar mit einem „gefühlten Preis“. Diese Preisakzeptanz hängt bei uns im direkten Verhältnis mit dem Kunden mit dem Zeitaufwand zusammen den Kunden von A nach B zu bringen. Kutschiere ich den Kunden nachts von der Innenstadt für Eur 35 in 25 min nach Bergedorf ist der „gefühlte Preis“ hoch (weil der Zeitaufwand gering ist), kutschiere ich ihn in der Rushhour für 35 Eur in 50 min dorthin ist der gefühlte Preis weniger hoch (weil der Zeitaufwand des Kutschers in einer vernünftigen Relation zum Preis steht). Beides schlägt sich in der Preisakzeptanz nieder.

Ich gehe hier noch einmal auf das Beispiel von C.L. ein obwohl dieses Beispiel schlecht gewählt ist und nun wirklich den totalen Ausreißer darstellt. Wäre wie C.L. es gerechnet hat der Preis für seine Tour bei Eur 37 gelegen, hätten die Kunden wohl wirklich geschluckt, aber sie hätten den Preis einem Ereignis zu ordnen können und eine Beziehung zu der (Arbeits)Zeit des Leistungserstellers hergestellt. Auch im Hinblick darauf (Kunden sind nicht blöde) dass es sich hier um eine Ausnahme handelt wäre die Preisakzeptanz herstellbar gewesen.

@ jr.
Betreibst Du Deine Sichtweise nicht zu einseitig nach Kostenentstehungspunkten, zu denen letzten Endes sogar die unplausiblen Buchungen zählen? In einem Markt, wo die Anbieterseite die der Nachfrager zum Teil massiv überwiegt, sehe ich keine Möglichkeit, die eigenen Kalkulationsgrundlagen 1 zu 1 im Preis unterzubringen. Das mag zwar gut fürs Gemüt sein wie auch die laufende Uhr vor der Ampel, aber ich bezweifle, ob sich das auch in der Geldbörse niederschlägt.


Hier gibt es kein Missverständnis. Das sehe ich genauso.
Ich stimme Dir vollkommen zu. Aber bist Du sicher, daß die vollständige Konsequenz aus dieser Aussage auch mehrheitsfähig wäre?
Mehrheiten muss man sich erarbeiten. Aber auch wenn die Argumente gut und treffend sind ist das keine Garantie für eine entsprechende Mehrheitsfähigkeit. Also, Niederlage einstecken und weiter arbeiten.


@ yellow
Du verfällst mal wieder in nostalgische Sichtweisen, wenn du im Taxifahrer einen ganz besonderen Tranportleistenden siehst.
Das ist nicht ganz fair und entspricht auch nicht den Tatsachen. Für mich ist, gerade im Dienstleistungssektor, der Personaleinsatz, und bei uns ob selbstständig oder als Fahrer, der wesentliche Kostenfaktor der Personaleinsatz. Genauso schlägt sich das auch in der Kostentabelle der BSU nieder (obwohl der Personalansatz immer noch geschönt ist). Nicht das Fahrzeug, ob variable oder Fixkosten, sondern das Personal ist der entscheidende Kostenfaktor und das bedeutet nun einmal, ob man will oder nicht, schlichtweg EinsatzZEIT des Personals. Und damit sich der Kreis wieder schließt, gerade weil am Personalsektor so unheimlich viel (illegal) gespart werden kann haben wir das Überangebot an Taxendienstleistung.



Aber ich möchte hier nicht nur antworten sondern die Diskussion „Wartezeit oder nicht“ noch etwas weiter führen.

Ein Stichwort ist mittlerweile häufig aufgetaucht. Die MISCHKALKULATION. Da ist etwas dran. Denn auch mit Wartezeit handelt es sich beim Taxentarif um eine Mischkalkulation, auch wenn hier die Meinung vertreten wird nur durch die Einarbeitung des Zeitfaktors gäbe es eine Mischkalkulation.

Wir kennen das Geschäft ja alle. Das Taxengeschäft ist im Tagesverlauf, im Wochenverlauf und im Jahresverlauf ein „Auf und Ab“ Geschäft.

Ich bleibe im folgenden einmal bei dem Tagesgeschäft. Die aufkommenstarken Zeiten sind morgens zwischen c. 6:00 und 10:00 Uhr und abends zwischen c. 17:00 und 20:00 Uhr. In diesen Zeiten muss ich als Fahrer/Unternehmer mehr Umsatz machen um die aufkommensschwachen Zwischenzeiten mit schwachem Umsatz überbrücken zu können. Früher ging das auch. Wir hatten also schon immer eine MISCHKALKULATION und zwar angepasst an die Geschäftslage. Dem Kunden gegenüber haben wir diese MISCHKALKULATION mit dem erhöhten Zeitaufwand (Personalaufwand) zu diesen Zeiten verkauft. Da die Kunden häufig selbst Geschäftsleute sind oder als Privatkunden selbst nach Arbeitsleistung (und Arbeitszeit) bezahlt werden gab es zumindest aus meiner Erfahrung auch nie ein Problem damit, bis diese fortschrittliche Idee mit der NEUEN MISCHKALKULATION kam.

Im Kern der Sache habe ich mir als Fahrer/Unternehmer in den aufkommenstarken Zeiten (mehr Umsatz) den „Speck“ angefuttert den ich brauche um die aufkommenschwachen Zeiten (weniger Umsatz) zu überbrücken.

Heute sieht das anders aus. Heute habe ich zwar eine „eingearbeitete“ Zeit, aber mangels Kunden wird in der aufkommenschwachen Zeit kein Umsatz daraus. Die Mischkalkulation ist also zu großen Teilen nichts anderes als Theorie. Wenn ich zur aufkommensstarken Zeit Kunden habe mache ich keinen Umsatz (wenn ich im Verkehr hängen bleibe). Auch hier bleibt die „eingearbeitete Zeit“ mehr oder weniger Theorie. Auch in der Praxis bestätigt sich immer wieder das ich in der aufkommensstarken Zeit nicht den Speck anfuttern kann um die aufkommenschwachen Zeiten zu überbrücken. Ähnlich ist es mit den Spitzen im Wochenverlauf und im Jahresverlauf.

Es tut mir leid, aber nach meinem dafür halten handelt es sich bei der „eingearbeiteten Zeit“ um reine Ideologie, Planwirtschaft a la DDR und nicht um wirtschaftliche Prozesse im Zusammenspiel zwischen Angebot <-> Preis <-> Nachfrage, Grundlast und Spitzenlast. Früher hatten wir marktangepasste Preise, heute haben wir ein künstliches Gebilde.

Leider muss ich aber zugeben, das auch meine Diskussion theoretisch ist. Sie ist zwar im Bereich der Betriebs- und Volkwirtschaft gedeckt und sobald Kunden im ihren eigenen Betrieben damit konfrontiert sind geben sie mir auch Recht, aber durch die herrschenden Umstände in unserem Gewerbe gibt es keinen regulären Markt so dass Fehlentscheidungen in dieser Richtung sich auch nicht dementsprechend bemerkbar machen würden. Wie nun mittlerweile unbestritten ist wird die Wirtschaftlichkeit eben nicht durch wirtschaftliche Preise hergestellt. Ich habe an anderer Stelle schon einmal gesagt, „Es spielt keine Rolle welchen Tarif wir haben“.




In der Praxis ergeben sich aus diesen nicht marktangepassten Preisen Fehlsteuerungen. Lassen wir den Kunden einmal beiseite. Soviel ich weiß hat der Hanzafunk Probleme in der Spitzenzeit in bestimmten Stadtgebieten seine Kunden zu bedienen, ich nehme hier einmal beispielhaft den Bereich „Berliner Tor“ und „Rothenbaum“ und Umgebung. Am Großmarkt stehen die Wagen (gute Touren) und „Berliner Tor“ wird weggedrückt. Hier erfolgt die Abstimmung über den Tarif täglich „mit den Füßen“. Viele Hanzakollegen „verziehen“ sich aus den Verkehrsballungsraum und fahren gezielt außerhalb oder drücken Touren (Kunden) weg die nicht nach Flughafen riechen. Einfach deswegen, weil sich bessere Strecken mit „eingearbeiteter Zeit“ lohnen und das mühsame „Klein-Klein-Geschäft“ mit stehendem Taxameter nicht. Und wenn die Kollegen in die Stadt fahren, dann ist es wie gesagt der Großmarkt oder die „City-Süd“ wo die Chance auf eine Flughafentour größer ist.

Nun treibt eine Fehlentscheidung die andere. Weil die Touren in den Spitzenzeiten im Verkehrsballungsraum nicht wegzuschaffen (weil es sich nicht lohnt) sind muss mehr Personal (Fahrer) her. Mehr Fahrer in den Spitzenzeiten bedeuten mehr auch mehr Fahrer in den aufkommensschwachen Zeiten. Die dünnen Umsätze in den aufkommensschwachen Zeiten verdünnen sich weiter. Die Jagd nach den besseren Touren wird weiter verschärft.

Hilft auch die Ausweitung mit fahrendem Personal nicht weiter, dann wird der 311 erfunden, der möglichst in der Innenstadt fahren soll. Aber die Jungs wollen auch in der aufkommensschwachen Zeit Umsatz machen und nagen dann am Aufkommen der Originalhanzis.

Ich glaube es ist unschwer zu erkennen wie ideologische und planwirtschaftliche Entscheidungen einen Markt durcheinander bringen und anstatt ein Problem zu lösen man von einem Problem zum nächsten kommt. Für „Problemlöser“ (???) wie geschaffen.

Ich habe Hanzis kennengelernt die sich zur Weihnachtszeit im dicksten Geschäft in die Pause verzogen haben weil keine Eur 20 auf die Uhr zu bekommen waren. Andere haben sich die Mühe gemacht und standen hochgradig unter Dauerstress. Nicht wegen dem Verkehr, sondern wegen der umsatztechnischen Erfolgslosigkeit.





Noch ein Wort zu Tariferhöhungen.

Derzeit rate ich von „echten“ Tariferhöhungen ab. Auch wenn es ein bescheidenes (im internationalen Vergleich) Wirtschaftswachstum gibt ist das noch kein Grund zu jubeln. Das Wachstum schöpft überwiegend aus Ausrüstungsinvestitionen und nicht aus der privaten Nachfrage (Konsum). Erst recht nach der MwSt-Erhöhung Anfang des Jahres dürfte der Konsum noch sehr sensibel auf Preiserhöhungen reagieren, egal wie gerechtfertigt sie sein mögen. Da wir immer am Ende der Konsumschlange sind sollten wir kurzfristig wie oben schon gesagt allenfalls etwas am Kurzstreckenbereich drehen, ein Teil davon im Langstreckenbereich kompensieren und uns darauf konzentrieren mittelfristig zu einem Tarifkonzept zu kommen das auf dem Boden der Tatsachen steht und nicht planspielerisch oder gewerbepolitisch demoliert ist. Vor allem ist wichtig wo die Preiserhöhungen ansetzen sollen.


Das soll es erst einmal gewesen sein.

mfg

Eberhard

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Beitrag von pl » 17.05.2007, 15:44

Heute sieht das anders aus. Heute habe ich zwar eine „eingearbeitete“ Zeit, aber mangels Kunden wird in der aufkommenschwachen Zeit kein Umsatz daraus. Die Mischkalkulation ist also zu großen Teilen nichts anderes als Theorie. Wenn ich zur aufkommensstarken Zeit Kunden habe mache ich keinen Umsatz (wenn ich im Verkehr hängen bleibe). Auch hier bleibt die „eingearbeitete Zeit“ mehr oder weniger Theorie. Auch in der Praxis bestätigt sich immer wieder das ich in der aufkommensstarken Zeit nicht den Speck anfuttern kann um die aufkommenschwachen Zeiten zu überbrücken. Ähnlich ist es mit den Spitzen im Wochenverlauf und im Jahresverlauf.
Eine Cost-Average-Abart?
Wenn die nachfragestarken Zeiten mit den wartezeitintensiven Zeiten zu einem großen Teil zusammenfallen, dann greift dieser Effekt in der Tat und muß natürlich in die Kalkulation eingearbeitet werden.
Ob er das ist, weiß ich nicht.

Im Grundsatz ist das für den ganzen Tarif unvermeidlich, denn mehr als eine Tour zur Zeit können wir auch bei größter Nachfrage nicht fahren. Aber es ist richtig, die Karenzminute verschärft dieses Problem.
Diese Preisakzeptanz hängt bei uns im direkten Verhältnis mit dem Kunden mit dem Zeitaufwand zusammen den Kunden von A nach B zu bringen. Kutschiere ich den Kunden nachts von der Innenstadt für Eur 35 in 25 min nach Bergedorf ist der „gefühlte Preis“ hoch (weil der Zeitaufwand gering ist), kutschiere ich ihn in der Rushhour für 35 Eur in 50 min dorthin ist der gefühlte Preis weniger hoch (weil der Zeitaufwand des Kutschers in einer vernünftigen Relation zum Preis steht). Beides schlägt sich in der Preisakzeptanz nieder.
Das hat zwei Seiten.
Die gefühlte Beanspruchung des Dienstleistenden durch den Kunden steigt mit dem Zeitaufwand, aber der gefühlte Nutzen für den Kunden sinkt mit dem Zeitaufwand, gelegentlich auf Null oder sogar noch darunter.
Ein Stichwort ist mittlerweile häufig aufgetaucht. Die MISCHKALKULATION. Da ist etwas dran. Denn auch mit Wartezeit handelt es sich beim Taxentarif um eine Mischkalkulation, auch wenn hier die Meinung vertreten wird nur durch die Einarbeitung des Zeitfaktors gäbe es eine Mischkalkulation.
Richtig.
Und die ist mit der Absenkung des Einschaltpreises und der Abschaffung von Anfahrt bzw Bestellzuschlag nicht geschickter geworden. Eine Mischkalkulation muß gut eingestellt werden, was bei unserem Tarif zweifellos nicht der Fall ist.
In der Praxis ergeben sich aus diesen nicht marktangepassten Preisen Fehlsteuerungen. Lassen wir den Kunden einmal beiseite. Soviel ich weiß hat der Hanzafunk Probleme in der Spitzenzeit in bestimmten Stadtgebieten seine Kunden zu bedienen, ich nehme hier einmal beispielhaft den Bereich „Berliner Tor“ und „Rothenbaum“ und Umgebung. Am Großmarkt stehen die Wagen (gute Touren) und „Berliner Tor“ wird weggedrückt. Hier erfolgt die Abstimmung über den Tarif täglich „mit den Füßen“. Viele Hanzakollegen „verziehen“ sich aus den Verkehrsballungsraum und fahren gezielt außerhalb oder drücken Touren (Kunden) weg die nicht nach Flughafen riechen. Einfach deswegen, weil sich bessere Strecken mit „eingearbeiteter Zeit“ lohnen und das mühsame „Klein-Klein-Geschäft“ mit stehendem Taxameter nicht. Und wenn die Kollegen in die Stadt fahren, dann ist es wie gesagt der Großmarkt oder die „City-Süd“ wo die Chance auf eine Flughafentour größer ist.
Dafür sind m.E. im wesenrlichen drei Faktoren verantwortlich.

Als erstes ist das ganz einfach unglaublich anstrengend, egal ob sich das lohnt oder nicht. Nicht wenige Kollegen verziehen sich allein deshalb selbst dann aus dem Ballungsraum, wenn sie dadurch Einbußen haben.

Als zweites sind Bestelltouren generell sehr zeitraubend, so daß die Erwartung an eine solche Tour schon dadurch größer sein muß, um sie anzunehmen.

Als drittes kommt nun noch die Karenzminute hinzu.

Der Tarif wurde also praktisch systematisch so geändert, daß ohnehin schon unattraktive Touren noch unattraktiver wurden. Die Karanzminute ist nur ein Teil davon, und der einzige, der irgendwo noch eine positive Seite hat.

Deshalb muß zu deinem weiter oben genannten Tarifvorschlag noch ein Bestellentgelt treten, außerdem sollte die Karenzminute, wenn man sie beibehält, modifiziert werden wie andernorts beschrieben.
Ich habe Hanzis kennengelernt die sich zur Weihnachtszeit im dicksten Geschäft in die Pause verzogen haben weil keine Eur 20 auf die Uhr zu bekommen waren. Andere haben sich die Mühe gemacht und standen hochgradig unter Dauerstress. Nicht wegen dem Verkehr, sondern wegen der umsatztechnischen Erfolgslosigkeit.
Was das oben gesagte bestätigt.

Ich denke, damit wäre die (immer noch verbleibende und im Prinzip auch unvermeidliche) Mischkalkulation erheblich besser eingestellt.

Ich weiß nicht, ob man dieses ballungsräumliche Problem überhaupt tariflich lösen kann, ohne ein hochkompliziertes und vermutlich nicht mehr praktikables Tarifwerk zu schaffen, denn die Abschaffung der Karenzminute wird da auch keinen Fisch vom Teller ziehen.

--pl.

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Beitrag von yellow » 17.05.2007, 17:13

pl schrieb

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Die gefühlte Beanspruchung des Dienstleistenden durch den Kunden steigt mit dem Zeitaufwand, aber der gefühlte Nutzen für den Kunden sinkt mit dem Zeitaufwand, gelegentlich auf Null oder sogar noch darunter.
Das ist richtig.
Was nützt einem die Akzeptanz der Art "Das war teuer, aber der Fahrer hat mit mir auch über 50 Minuten gebraucht" ?
Er wird die 40 Euro bezahlen und dem Fahrer nicht böse sein. Aber beim nächsten Mal wird er vielleicht ein anderes Verkehrsmittel besteigen.
"Das ist mir zu riskant, mit dem Taxi zu fahren - für das, was ich eigentlich will, nämlich die Bewältigung einer gewissen Strecke, ist das Taxi, wenn es verkehrsmäßig in die Hose geht, zu teuer."

Mal eine Frage ganz am Rande :
Fahrt ihr eigentlich nie selbst mit einer Taxe ? Ich mein jetzt hinten rechts und nicht vorne links !
Manchmal kommt es mir so vor.
Die ganze Diskussion ist mir zu akademisch.
Fußball is auf'm Platz
Taxi auch.

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Beitrag von pl » 17.05.2007, 17:28

Fahrt ihr eigentlich nie selbst mit einer Taxe ? Ich mein jetzt hinten rechts und nicht vorne links !
Nee, kann ich mir nicht leisten.

--pl.

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Beitrag von yellow » 17.05.2007, 20:09

Fahrt ihr eigentlich nie selbst mit einer Taxe ? Ich mein jetzt hinten rechts und nicht vorne links !

Nee, kann ich mir nicht leisten.
eben !

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Beitrag von pl » 17.05.2007, 21:47

Und??

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Beitrag von yellow » 17.05.2007, 23:47

Na, wenn DU dir das nicht leisten kannst, wer soll sich das denn leisten ?
Für mich jedenfalls ist das Taxi kein Luxus, ich leiste mir das gelegentlich mal.
Zu jeder Tages- und Nachtzeit.
Wenn allerdings Stau-Steherei wieder mit "Sonder-Aufschlag" belegt wird, überlege ich mir das natürlich.

Dann fahr' ich lieber mit der Bahn, dann bekomme ich einen Taxigutschein, wenn die sich derartig verspätet, dass ich meinen Anschluss-Zug verpasse.

Womit wir wieder beim Südsteg wären.... 8)

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Beitrag von pl » 18.05.2007, 00:17

Na, wenn DU dir das nicht leisten kannst, wer soll sich das denn leisten ?
Natürlich die restlichen 90% der Bevölkerung, die man nicht zum Prekariat zählt. Dummerweise werden das nicht mehr.

Für mich gibt es selten einen Grund, meine Tour nicht selbst zu fahren.

--pl.

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