Typisch Taxi?

Der virtuelle Taxitreff.
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jr
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Typisch Taxi?

Beitrag von jr » 17.07.2009, 23:10

Vor vielen Jahren, als ich noch Zeit hatte, mich gelegentlich mal vor das TV-Gerät zu setzen, schaute ich eine Folge von "Wetten, daß ..?" Zwei Taxifahrer wollten Taxen anhand des Geräuschs beim Drücken des Funkknopfs identifizieren. Das Ergebnis: Mittelmäßig, wie bei vielen Wetten klappte nicht alles reibungslos. Doch wirklich haften blieb bei mir das Ende der Wette. Beim letzten Taxi konnten die beiden sich nicht einigen. Derjenige, der seine Meinung durchsetzte, lag am Ende falsch, der Co-Pilot hatte zuvor auf die richtige Nummer gesetzt. Daraufhin entbrannte ein massiver Streit der beiden. Selbst der Moderator hatte Mühe, die Streithähne auseinander zu halten.

Ich bin jetzt seit 7 Jahren Mitglied dieses Forums (bzw. seiner Vorläufer), seit 3 Jahren der Betreiber. Es fällt mir auf, daß ein paar Dinge zunehmend einreißen, die für mich in der Tradition dieses Streits stehen.

So ist es mittlerweile kaum noch möglich, eine Standardfrage zu stellen, ohne gleich irgendeinen Gegenwind zu riskieren. Jemand, der der deutschen Schriftsprache nicht durchgehend mächtig ist, läuft Gefahr, statt Hilfe Belehrungen zu erhalten.

Werbung (für seine eigenen Produkte) könnte hier ohne Nebenwirkungen vermutlich nicht einmal mehr derjenige betreiben, der sich dabei an das auch sonst übliche Prozedere hält.

Zwar kryptisch aber für Eingeweihte durchaus verständlich wird über Monate versucht, Vorkommnisse, die eher dem privaten Bereich zuzuordnen sind, hier immer wieder auszubreiten.

Diskussionen, die auch internen Charakter haben, werden in dieses Forum getragen. Das wäre nicht weiter tragisch - wozu gibt es Foren schließlich? - , wenn dabei nicht stets eine persönliche Verbissenheit an den Tag gelegt wird, die den Themen jede Ernsthaftigkeit nimmt und sie zu profanen persönlichen Auseinandersetzungen degradiert.

Zurück zum Anfang: Können Leute aus dem Taxigewerbe sich nicht sachlich verhalten? Müssen wir immer so (ineinander) verbissen sein? Ist eine gelegentlich ins Absurde gehende Streithaftigkeit gar der Kern unserer Existenz? Sind nüchtern kalkulierende Menschen hier fehl am Platz? Muß man um sich schlagen (können), um zu überleben?

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Thomas-Michael Blinten
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Beitrag von Thomas-Michael Blinten » 17.07.2009, 23:38

Leider hast Du Recht.
Selbst am Halteplatz wird eine einfache Frage als persönlicher Angriff gewertet. Die Wirtschaftliche Lage scheint die Natur des Taxifahrers negativ zu beeinflussen.
Schade eigentlich, in einem doch sehr kommunikativen Gewerbe.
„Alle sind irre, aber wer seinen Wahn zu analysieren versteht wird Philosoph genannt" (Ambrose Bierce)

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Taxi Georg
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Beitrag von Taxi Georg » 18.07.2009, 00:16

Michael hat geschrieben:Selbst am Halteplatz wird eine einfache Frage als persönlicher Angriff gewertet.
Ja das stimmt.

Hast Du mich damit gemeint? :evil: Vorsicht, ganz dünnes Eis! :lol:
Ich mach nur Spaß. Bild
Michael hat geschrieben:Die Wirtschaftliche Lage scheint die Natur des Taxifahrers negativ zu beeinflussen.
Auch das stimmt. Ich merke selber, wie meine Laune sich ändert, wenn über mehreren Tagen das Geschäft mies ist und ich am HP mit blöden Fragen bombardiert werde. "Entschuldigung, wo geht die S-Bahn nach Solingen?" Tz tz tz. Bei mir auf der Stirn steht ja Wikipedia :lol:

Aber ich merke das auch bei den Anderen.

Wenn das Geschäft gut läuft, dann haben alle gut Laune und dann werden auch blöde Fragen toleriert.

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pl
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Beitrag von pl » 18.07.2009, 03:38

Können Leute aus dem Taxigewerbe sich nicht sachlich verhalten?
Nö.
Das Taxengewerbe ist ein Sammelbecken der Verrückten dieser Welt.

Und ich bin einer von ihnen... :cry:

--pl.

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reasoner
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Beitrag von reasoner » 18.07.2009, 09:08

Das Niveau dieses Taxiforums ist verglichen mit anderen erfrischend hoch, sachlich, gelegentlich unterhaltsam.

Ganz sicher kann in diesem öffentlichen, großen und weitestgehend anonymen Kreis keine Sacharbeit stattfinden, die zur Verbesserung der Situation im Bereich Personenbeförderung beitragen kann.

Allerdings ist allerortens (Niedersachsen - GVN vielleicht außen vor gelassen) eine sich immer mehr verstrickende Sich-selbst-im-Weg-Steherei zu beobachten. Obwohl die Protagonisten der einzelnen Interessengruppen wissen, dass sie kein Deut weiter kommen, genügen sie sich mit Teilerfolgen, die zu nichts Nutze sind, und feiern diese als grandiosen Sieg. Leider ist meine Hoffnung auf eine baldige Besserung momentan getrübt.

Die Animositäten einzelner Personen oder Gruppen untereinander müssen natürlich nicht sein. Sie spiegeln aber auch das Gewerbe an sich wider. Soweit und solange dies nicht ausartet, haben auch Beiträge dieser Art in einem Taxiforum Platz.

Ich denke, jr, du hast das gut im Griff, und bremst die Mitglieder, auch mich, wenn es einmal zu drastisch wird.

Gelegentlich wünschte ich mir selbst allerdings auch ein klein wenig mehr Substanz bei wichtigen Themen. Z.B. denkt zurzeit ganz Niedersachsen über einen gemeinsamen Taxitarif nach. Wäre doch mal eine Diskussion wert?

rea

cmasi

Beitrag von cmasi » 18.07.2009, 11:20

Z.B. denkt zurzeit ganz Niedersachsen über einen gemeinsamen Taxitarif nach. Wäre doch mal eine Diskussion wert?
Ob ein Gemeinsamter Tarif wirklich sinnvoll ist? Vielleicht sollte man Bundesweit eine einheitliche Strucktur haben, aber regional mit unterschiedlichem Niveau. Dann weiss jeder woran er ist. Bei der Wohnungsmitete weiss man ja auch, dass Sie monatlich zzgl. Nebenskosten fällig ist und Anfangs eine Kaution. Nur eben regional unterschiedlich hoch.

So bekommt man vielleicht ein klares, sauberes und transparentes Image. Schadet sicher nicht um neue Kunden zu gewinnen. :D

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Otto126
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Re: Typisch Taxi?

Beitrag von Otto126 » 18.07.2009, 17:22

jr hat geschrieben:Zurück zum Anfang: Können Leute aus dem Taxigewerbe sich nicht sachlich verhalten? Müssen wir immer so (ineinander) verbissen sein? Ist eine gelegentlich ins Absurde gehende Streithaftigkeit gar der Kern unserer Existenz? Sind nüchtern kalkulierende Menschen hier fehl am Platz? Muß man um sich schlagen (können), um zu überleben?
Warum erwartest du gerade von unserem Gewerbe etwas, was nicht einmal die selbsternannte Elite in diesem Land zustande bringt?

Warum sollte jemand, der 1000,- Euro im Monat macht und als Hilfsarbeiter ohne soziale Sicherung ausgebeutet wird, vernünftiger und schlauer sein als jemand, der 10.000 Euro im Monat macht, indem er eben nicht als Rechtsanwalt arbeitet, sondern Politiker spielt?
"In der Lebenswelt gibt es drei Kategorien, das Essbare, das Kopulierbare und das Gefährliche"

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Wat woll'n die Atzen eigentlich von mir?

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Otto126
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Beitrag von Otto126 » 18.07.2009, 17:24

reasoner hat geschrieben:Ich denke, jr, du hast das gut im Griff, und bremst die Mitglieder, auch mich, wenn es einmal zu drastisch wird.
JR war schon immer ein "Abwiegler" - das sind die schlimmsten...
"In der Lebenswelt gibt es drei Kategorien, das Essbare, das Kopulierbare und das Gefährliche"

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Beitrag von minol » 18.07.2009, 18:45

Otto126 hat geschrieben:
reasoner hat geschrieben:Ich denke, jr, du hast das gut im Griff, und bremst die Mitglieder, auch mich, wenn es einmal zu drastisch wird.
JR war schon immer ein "Abwiegler" - das sind die schlimmsten...
Schlimmer als "Aufwiegler"? Also, das sehe ich anders.
Ich finde auch, daß jr seine Sache ganz gut macht.

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Beitrag von jr » 18.07.2009, 21:57

reasoner hat geschrieben:Gelegentlich wünschte ich mir selbst allerdings auch ein klein wenig mehr Substanz bei wichtigen Themen. Z.B. denkt zurzeit ganz Niedersachsen über einen gemeinsamen Taxitarif nach. Wäre doch mal eine Diskussion wert?
Ich nehme Dich gerne beim Wort: http://www.taxiforum.de/forum/viewtopic.php?t=4076

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Beitrag von Wikinger » 19.07.2009, 04:27

Hi jr,

irgendwie hast du recht, und irgendwie auch nicht.

Das ist unser großes Problem. Sind wir nicht alle ein bißchen Bluna? Oder eigentlich, wer hier arbeitet, muß schon extrem masochistisch veranlagt sein.

Die Antwort ist eigentlich, daß es keine Antwort gibt! Dies basiert in der Situation, und der Entwicklung.

Wir sind eigentlich das einzige staatliche Unternehmen, daß nichtstaatlich ist. Vorschriften und Regularien bis zum Abwedeln, im Gegenzug aber keine Subventionen. Und das bei künstlich geschürten Erwartungen, die so eben gar nicht geleistet werden können.

Zusätzlich werden mir die "Alten", und ich meine hier die richtig "Alten", recht geben, daß früher die Kohle mit der Schippe weggetragen wurde. Da war es dann eben noch ein Kavaliersdelikt, wenn der unterhaltsunwillige Vater sieben Tage in der Woche Taxi fuhr. Im Gegenteil, das war sogar noch ein richtiger Typ, mit dickem Auto, und drei Eisen im Feuer, die natürlich nix voneinander wußten. Da war dann der ehemalige Kneipier, der im Rahmen einer Heißbrandsanierung Pleite angemeldet hatte, na und von irgendwas muß man ja leben. Da war dann auch der Dorf- ***, der zur Tarnung Taxi fuhr. Es gab dann auch irgendwann zwei Ausländer, ein Türke und ein Italiener. Wohlgemerkt, zwei. Der Italiener war der Mafia verbandelt, das war auch immer recht lustig, und der Türke ist eigentlich nur Taxi gefahren, weil er dachte, er könnte deutsche Frauen abschleppen.

Geld? Haha, drei Tage fahren, zwei saufen. Die eigenen Kollegen haben die Taxe am meisten genutzt. Kohle hatte man einfach. Wer konnte sich drei mal Urlaub im Jahr leisten. Nicht der normale Arbeiter... Wer fuhr die dicksten Wagen???

Geld? Das hatte man. Im Überfluß. Hat doch keinen interessiert. Man fuhr und hatte fette Kohle. Arbeitszeit? Quatsch, ich brauche Kohle, also fahre ich mal drei Tage durch. Irgendwelche Absicherung? Quatsch, brauch ich nicht.

Zu der Zeit hatte ich Kohle, von der ich heute ncht mal zu träumen wage. Mercedes? Wurde neu gekauft, und die Kohle direkt bar auf den Tisch gelegt. Da durfte man sogar noch vier Jahre auf sein neues Auto warten.



Warum diese Abschweifen? Nun, ich denke, es erklärt eigentlich recht gut, warum das Gewerbe, und mit ihm seine Leute, heute ziemlich im Ar... sind. Dieser "Lifestyle" hat wie die wilden Sechziger das Gewerbe geprägt. Natürlich war dies auch die Seele des Gewerbes, was heute schmerzlichst vermißt wird.

Heute sind für mich alle irgendwie orientierungslos. Die einen, die die Seele des Geschäfts ausmachen, sind inzwischen fast ausgestorben, es gibt nur noch wenige wirklich alte, und die anderen sind eigentlich gar keine Taxifahrer, sonder einfach nur Jobber, die kleine Kohle verdienen. Und dies sind eben die Leute, die in der Masse unzufrieden sind, die Situation hat auf die Leute hier abgefärbt. Da darf man dann eben nicht mehr so viel erwarten.

Also jr, auch wenn du vielleicht ebenfalls Frust schiebst, nimm dir das nicht so zu Herzen, irgendwann wird sich das auch wieder mal ändern. Ich kenne das jetzt seit rund fünfunddreißig Jahren, aber ich versuche, mich nicht davon runterziehen zu lassen.

Mach weiter so, jr. Du machst das gut!!!

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Peter aus Harburg
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Beitrag von Peter aus Harburg » 19.07.2009, 08:47

@ Wikinger,
du hast das sehr treffend beschrieben und ja ich gebe die Hoffnung auch nicht auf das sich mal wieder etwas zum besseren wendet.
Ich kann mich noch an Zeiten erinnern da kam kaum dein ablöser pünktlich ran und wenn du dann den Wagen hattest ging es erstmal ohne halt 5-6 Stunden weiter(war schon schön) . Naja,die Hoffnung stirbt zuletzt :lol:
J.R. macht das schon gut so und ab und zu müssen wir uns eben kabbeln.
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Beitrag von am » 19.07.2009, 14:56

Ich glaube jr, worum es dir hier geht, hast Du eigentlich ganz klar, wenn selbst nicht minder kryptisch ausgedrückt.

Bei so ausartenden privaten Feden, solltest Du als Admin jedoch die Möglichkeit haben, entsprechend einzuschreiten. Mehrere öffentliche Mahnungen zu bestimmten Themen oder Äußerungen und dann wird eben abgeklemmt. Letztendlich ist dies doch wohl immer noch ein privat betriebenes Forum, indem das einfach möglich sein muß. Oder etwa nicht?
Dann gibt es eben mal ein Thema weniger, worüber sich halb Deutschland totlacht. Wenn es ohnehin nichts mehr mit Sachthemen zu tun hat und nur noch der persönlichen Auseinandersetzung dient, wie hieß es letztens so schön? Who cares?

Bei Werbung bin ich allerdings anderer Meinung. Ich finde es zwar gut, wenn sich jemand hier mit seinen taxispezifischen Produkten vorstellt. Nur, dazu genügt das Unterforum Werbung. Dahin sollten rigoros alle reinen Werbepost verschoben werden. Es kann doch wohl nicht sein, dass hier jemand das halbe Forum mit ein und demselbem Post zuspamt. Weiterhin finde ich es überhaupt nicht gut, wenn jemand aus offensichtlich rein eigennützlichem, wirtschaftlichem Interesse auf Fragen antwortet und dem Fragesteller den Eindruck vermittelt, ihn aus "neutraler" Taxikollegen Sicht zu beraten. Denn nicht jeder Werbende ist dann so einsichtig, wie McEmke und editiert seine Postings dann dementsprechend. Selbst, wenn Werbung hier willkommen ist, dürfen auch dort gerne ein paar Spielregeln eingehalten werden.
Es gibt kein gefährliches Halbwissen, aber zu viele schlechte Informationen.

Wattwurm
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Re: Typisch Taxi?

Beitrag von Wattwurm » 19.07.2009, 16:27

jr hat geschrieben:Diskussionen, die auch internen Charakter haben, werden in dieses Forum getragen. Das wäre nicht weiter tragisch - wozu gibt es Foren schließlich? - , wenn dabei nicht stets eine persönliche Verbissenheit an den Tag gelegt wird, die den Themen jede Ernsthaftigkeit nimmt und sie zu profanen persönlichen Auseinandersetzungen degradiert.
Bravo! Ich bin auch gerne bereit mir diesen Schuh anzuziehen!

Das erwarte ich aber auch von einigen anderen Protagonisten speziell aus Neumünster! Es ist einfach nur widerlich wie hier im Forum ein paar Leute aus NMS stinkende Gülle über andere Personen, zumeist Personen in führender Position, auskippen und mit üblen Beschimpfungen, Halbwahrheiten und Beleidigungen nur so um sich werfen! Das hat nichts mehr mit gepflegter Streitkultur zu tun, das ist einfach nur noch widerlich!

Filou
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Beitrag von Filou » 19.07.2009, 16:46

Wo ich anfing mit der Droschke, hat mal ein älterer Kollege zu mir gesagt, ich solle nicht so lange bleiben, sonst werd ich für den normalen Arbeitsmarkt unbrauchbar.

Unter "normal" meinte er wahrscheinlich unser Verhalten gegenüber Mitmenschen.

Ich will nicht sagen dass wir daran schuld sind.

Aber Typisch Taxi eben.

mfg Filou

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Re: Typisch Taxi?

Beitrag von Hockenheimer » 20.07.2009, 11:55

jr hat geschrieben:Vor vielen Jahren, als ich noch Zeit hatte, mich gelegentlich mal vor das TV-Gerät zu setzen, schaute ich eine Folge von "Wetten, daß ..?" Zwei Taxifahrer wollten Taxen anhand des Geräuschs beim Drücken des Funkknopfs identifizieren. Das Ergebnis: Mittelmäßig, wie bei vielen Wetten klappte nicht alles reibungslos. Doch wirklich haften blieb bei mir das Ende der Wette. Beim letzten Taxi konnten die beiden sich nicht einigen. Derjenige, der seine Meinung durchsetzte, lag am Ende falsch, der Co-Pilot hatte zuvor auf die richtige Nummer gesetzt. Daraufhin entbrannte ein massiver Streit der beiden. Selbst der Moderator hatte Mühe, die Streithähne auseinander zu halten.

Ich bin jetzt seit 7 Jahren Mitglied dieses Forums (bzw. seiner Vorläufer), seit 3 Jahren der Betreiber. Es fällt mir auf, daß ein paar Dinge zunehmend einreißen, die für mich in der Tradition dieses Streits stehen.

So ist es mittlerweile kaum noch möglich, eine Standardfrage zu stellen, ohne gleich irgendeinen Gegenwind zu riskieren. Jemand, der der deutschen Schriftsprache nicht durchgehend mächtig ist, läuft Gefahr, statt Hilfe Belehrungen zu erhalten.

Werbung (für seine eigenen Produkte) könnte hier ohne Nebenwirkungen vermutlich nicht einmal mehr derjenige betreiben, der sich dabei an das auch sonst übliche Prozedere hält.

Zwar kryptisch aber für Eingeweihte durchaus verständlich wird über Monate versucht, Vorkommnisse, die eher dem privaten Bereich zuzuordnen sind, hier immer wieder auszubreiten.

Diskussionen, die auch internen Charakter haben, werden in dieses Forum getragen. Das wäre nicht weiter tragisch - wozu gibt es Foren schließlich? - , wenn dabei nicht stets eine persönliche Verbissenheit an den Tag gelegt wird, die den Themen jede Ernsthaftigkeit nimmt und sie zu profanen persönlichen Auseinandersetzungen degradiert.

Zurück zum Anfang: Können Leute aus dem Taxigewerbe sich nicht sachlich verhalten? Müssen wir immer so (ineinander) verbissen sein? Ist eine gelegentlich ins Absurde gehende Streithaftigkeit gar der Kern unserer Existenz? Sind nüchtern kalkulierende Menschen hier fehl am Platz? Muß man um sich schlagen (können), um zu überleben?
Naja, das mit der magelhaften Streitkultur ist nicht unbedingt aufs Taxi beschränkt. Ich nehme gelegentlich in kirchlichen Duskussionsforen teil und bin immer wieder aufs neue erstaunt, wie gnadenlos da gefetzt wird. (Nur kurz dazu: der "Gründer" der Kirchen - bei dieser Formulierung würde es gleich wieder hochtheologische Beitragskarawanen geben - Jesus Christus predigte u. a. Barmherzigkeit und Nächstenliebe, eigentlich das wichtigste Gebot; dort teilweise keine Spur von :roll: )
Oder gehe mal in eine Vereinshauptversammlung: wenn es wirklich keinen einzigen Problemfall gibt, okay. Aber wehe wenn. Sowas geht meist bis weit in die Nacht, mit einigen Austritten als Folge und ewigen Erbfehden. Wieso sollte es hier anders sein?

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Beitrag von jr » 21.07.2009, 02:02

Sicher finden sich Streitereien auch andernorts, manchmal sogar dort, wo man sie sie überhaupt nicht erwarten sollte. Aber es ist auch Fakt, daß es Foren gibt, in denen man sich ausschließlich auf sachlicher Ebene auseinandersetzt.

Den taxitypischen Streit gab es vermutlich schon zu Zeiten der Pferde-Droschken. Das legen zumindest einige Überlieferungen aus jener Zeit nahe. Und selbst die Meckerei über Heiermanntouren fand schon in Zeiten statt, wo man dafür noch durch die halbe Stadt und weiter fahren konnte (auch dazu gab es anläßlich der Euro-Umstellung mal eine schöne Story in einer Taxizeitung).

Fragt sich: Warum ist diese Konfliktfreudigkeit so allgegenwärtig? Warum führt sie so oft zu überzogenen Reaktionen?

Da fährt jemand am Bahnhof im Dunkeln ohne Licht los. Wird er per Handzeichen darauf hingewiesen? Nein, er wird angebrüllt. Jemand fragt nach dem Weg, und er bekommt um die Ohren geschlagen, daß er sich einen Stadtplan kaufen soll, wenn er sich nicht auskennt. Da rülpst ein betrunkener Fahrgast, und der Fahrer ergeht sich in Beleidigungen. Sollte das alles nur dem manchmal kleinen Umsatz zu verdanken sein? Ich halte das nicht für eine ausreichende Erklärung.

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Beitrag von am » 21.07.2009, 17:12

jr hat geschrieben:......
Da fährt jemand am Bahnhof im Dunkeln ohne Licht los. Wird er per Handzeichen darauf hingewiesen? Nein, er wird angebrüllt. Jemand fragt nach dem Weg, und er bekommt um die Ohren geschlagen, daß er sich einen Stadtplan kaufen soll, wenn er sich nicht auskennt. Da rülpst ein betrunkener Fahrgast, und der Fahrer ergeht sich in Beleidigungen. Sollte das alles nur dem manchmal kleinen Umsatz zu verdanken sein? Ich halte das nicht für eine ausreichende Erklärung.
Das sind leider alles Beispiele, die man so unkonkret mit einem klaren Ja beantworten kann, nicht muß, aber kann.

Gut, man muß nicht brüllen, aber ein kurze, klar verständliche, mündliche "Ansage" über Funk ist nun mal kurz, klar und unmißverständlich. So, wie ein Fubnkgespräch eben sein sollte. Ist jemand zart besaitet, mag das sicher mal ein wenig ruppig klingen.

Ich muß jedenfalls feststellen, dass es draußen auf der Straße nicht reglemäßig so heiß hergeht, wie es hier der Fall ist. Das mag in einigen Gremien, in die ich keine Einsicht habe, anders sein, zumindest hört man es gelegentlich, aber solch ein, zum Teil ewig nicht enden wollendes Theater, wie hier, habe ich draußen noch nicht erlebt.
Es wird sich vermutlich aber nur mit einer Offenlegung der ID's änderen lassen. Oder mit konsequenten Sperrungen.
Es gibt kein gefährliches Halbwissen, aber zu viele schlechte Informationen.

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Beitrag von Thomas-Michael Blinten » 22.07.2009, 04:43

Diese Beispiele gehören in unserer Gesellschaft und damit auch bei uns aber inzwischen zum "guten" Ton.
Auch unter "Kollegen" werden die Sitten rauer und jeder Hinweis wird als Kritik resolut beantwortet (ich fasse mich da auch selber an die Nase).
Etwas entschleunigung im Umgang miteinander täte schon not.
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Beitrag von yogi » 23.07.2009, 02:06

jr hat geschrieben: Aber es ist auch Fakt, daß es Foren gibt, in denen man sich ausschließlich auf sachlicher Ebene auseinandersetzt.
...nun ja, vielleicht bei Numismatikern oder Kitern - solche Foren sind zwar auch hochspezialisiert, aber - ich sach ma' - doch auch völlig blutleer, dann schon lieber wie bei uns... :x :x :x

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