Studie zu Mindestlohntaxitarifen

Journalistische, wissenschaftliche und kulturelle Arbeiten rund ums Taxi.
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Studie zu Mindestlohntaxitarifen

Beitrag von jr » 15.02.2016, 10:51

Diese Ausarbeitung war lange angekündigt, jetzt ist sie fertig:
Schlagzeilen über die höchsten Taxifahrpreise tauchen regelmäßig in den Medien auf. Hamburg gilt als teuer, ebenso Düsseldorf, Stuttgart, München und Baden-Baden. Doch “Deutschlands teuerste Taxistadt” dürfte eine Spitzenposition sein, auf der vermutlich niemand stehen möchte.

Hamburg? Düsseldorf? Stuttgart? Baden-Baden? Oder gar Bielefeld? Wo kostet die Fahrt mit dem Taxi am meisten? Und welchen Einfluss hatten die Tariferhöhungen im Gefolge des Mindestlohns auf die Tariflandschaft? Antworten darauf gibt eine Bestandsaufnahme, die das Oldenburger Taximagazin DER INNENSPIEGEL jetzt veröffentlicht hat:

“Mindestlohntaxitarife - Eine Übersicht zur Entwicklung der Taxitarife nach Einführung eines bundesweiten Mindestlohns”
Die Studie:
http://www.derinnenspiegel.de/taxitarif ... tarife.pdf

Im Artikel zur Studie sind weiterführende Links zu den ausgewerteten Daten und einer vereinfachten Fassung des für die Studie genutzten Taxitarifrechners enthalten. Dessen Autor, der Hamburger Taxiunternehmer Arne Chudowski, stellt Interessierten die Excel-Kalkulation für eigene Berechnungen zur Verfügung.
http://www.derinnenspiegel.de/taxitarif ... tarife.php

Da das Forum und viele Mitglieder Hamburger Wurzeln haben, hier ein paar Zahlen zum Hamburger Taxitarif:

Hamburg lag bei 477 ausgewerteten Tarifgebieten (die 97 % der deutschen Bevölkerung abdecken) im September 2014 auf Rang 133 und fiel trotz Tariferhöhung binnen Jahresfrist auf Platz 256 herunter. Grundlage für das Ranking ist ein aus 2/3 Tagfahrt und 1/3 Nachtfahrt gemittelter Durchschnittsfahrpreis unter Einbeziehung verkehrsbedingter Wartezeiten. Der Karenzzeittarif zeigt hier zwar Wirkung, aber selbst wenn man alle Tarife ohne verkehrsbedingte Wartezeiten miteinander vergleicht, stößt Hamburg nicht in die Spitzengruppe vor.

Die größte Überraschung für mich war das Zurückbleiben etlicher Tariferhöhungen hinter einem fiktiven Inflationsausgleich, insbesondere im Süden. Mit anderen Worten: Dort wurde Taxifahren trotz Mindestlohn nicht teurer sondern unterm Strich sogar günstiger.

Wie jeder Rang ist auch 256 nur eine Momentaufnahme: Jede Tariferhöhung in irgendeinem Tarifgebiet bringt Änderung und läßt Bestandstarife langsam die Liste herunterrutschen.

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Re: Studie zu Mindestlohntaxitarifen

Beitrag von am » 15.02.2016, 12:01

Vielen Dank Jürgen und Arne. Eine herausragende Arbeit.
Es gibt kein gefährliches Halbwissen, aber zu viele schlechte Informationen.

Löwenzahn
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Re: Studie zu Mindestlohntaxitarifen

Beitrag von Löwenzahn » 15.02.2016, 12:43

Und niemand kann die teuerste Stadt küren.

Spielt es überhaupt eine Rolle, in welcher Stadt es am teuersten ist? Deutschland ist in Tarifbereiche für Taxen untergliedert. Gleiches Gebiet bedeutet gleicher Preis. Was soll die Studie bringen? Einen Beweis, dass die Behörden unfähig sind einen deutschlandweit einheitlichen Taxipreis einzuführen?

Das bekommt man im selben Bereich schon nicht hin, weil Fahrgäste einen individuellen Fahrauftrag erteilen.

Jemand, der 2 km am Stück fährt, bezahlt weniger als jemand, der dazwischen noch zur Bank geht.

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Re: Studie zu Mindestlohntaxitarifen

Beitrag von am » 15.02.2016, 13:25

Ich habe beim Überfliegen schon diverse Daten gefunden, die ich sehr aufschlussreich finde und die bei der Gestellung eines nächsten Tarifantrages hilfreich sein werden.
Es gibt kein gefährliches Halbwissen, aber zu viele schlechte Informationen.

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Re: Studie zu Mindestlohntaxitarifen

Beitrag von Marvin » 15.02.2016, 13:52

Die falsche Darstellung des Hamburger Taxitarifs wurde schon 2011 im Taximagazin recht detailliert aufgezeigt. Das hat aber weder einen Einfluss auf die zuständige Behörde gehabt, noch die Presse zu einer wahrheitsgemäßen Berichterstattung animiert. 2014 hat die Wirtschaftswoche einen schlampig recherchierten Artikel veröffentlicht, in dem Hamburg als Stadt mit dem teuersten Taxitarif gebrandmarkt wurde. Diverse Zeitungen haben das ungeprüft übernommen. Das war fast eine Kampagne gegen das Hamburger Gewerbe.

Basis der „Untersuchung“ war der Tarifrechner (http://www.taxi-rechner.de). Dort wurde nach meinen Berechnungen in Hamburg sogar noch ein pauschaler Wartezeitaufschlag von fast 10 Prozent kalkuliert. Natürlich kam von beiden Seiten (zuständiger Redakteur und Geschäftsführer) nachdem sie auf den Fehler hingewiesen wurden, nur bla bla aber keine Korrektur der Falschinformation.

Taximagazin Text zur Wartezeit: http://taxi-magazin.de/taxi/topics/kare ... bussen.php
Städtevergleich: http://taxi-magazin.de/taxi/topics/kare ... gleich.php
Zuletzt geändert von Marvin am 15.02.2016, 13:56, insgesamt 1-mal geändert.
"Ich könnte dir deine Überlebenschancen ausrechnen, aber du wärst nicht begeistert."

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Re: Studie zu Mindestlohntaxitarifen

Beitrag von Marvin » 15.02.2016, 14:34

Ich bin wirklich beeindruckt von der Qualität und dem Umfang der Studie.
"Ich könnte dir deine Überlebenschancen ausrechnen, aber du wärst nicht begeistert."

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Re: Studie zu Mindestlohntaxitarifen

Beitrag von SindSieFrei? » 15.02.2016, 20:30

Ich mag mich da Marvin gerne anschließen! DAS wird noch für sehr interessante Entwicklungen bei Tarifanträgen sorgen! Klasse Arbeit von JR und Arne!!!

LG
Zuletzt geändert von SindSieFrei? am 15.02.2016, 20:30, insgesamt 1-mal geändert.
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Re: Studie zu Mindestlohntaxitarifen

Beitrag von Guter_Kollege » 15.02.2016, 20:44

Schöne Fleißarbeit von Jürgen und unserem Hamburger "Graf Zahl" Arne!

3 kleine Anmerkungen:

1) Zitat:"Der Paralleltarif macht eine Vorabkalkulation allerdings zum Würfelspiel.
Zudem ist er durch die Fahrweise beeinflussbar und damit konfliktträchtig.
"
"Fahrweise" oder "Fahrweg"? Fahrweise kann schlecht sein, denn die darf lt. FPerG § 3 keinen Einfluss auf den Lohn haben (bzw. umgekehrt).
Im Zuge dessen also auch keinen Einfluß auf den Mindestlohntaxitarif-

2) Zitat: "Den Mehrkosten für den Mindestlohn stellten Politiker gerne die gesunkenen Treibstoffkosten gegenüber.
Die erheblichen Unterschiede im Anteil, in dem diese beiden Posten in die Kostenrechnung eingehen, sind offenbar nicht jedem bewusst.
So liegt der Umsatzanteil für Treibstoff unter 10 %, während für den Lohn mehr als die Hälfte aufgewendet wird.
"
Mir ist aber sehr bewusst und noch deutlich in Erinnerung, wie zuzeiten steigender Kraftstoffpreise (2. Ölkrise 1979/80, Golfkrieg 1990 und
Preisanstieg um 2000) wiederum sehr gerne das als Argument für Tarifforderungen anführten.

3) Um dem Titel auch nur annähernd gerecht zu werden, hätte aufgeschlüsselt werden müssen, wieviel Anteil Tariferhöhung allgemeinen Kostensteigerungen, und wieviel Anteil Lohnkostenangleichung zugedacht waren. Dazu dürfte es aber, wie im Text erwähnt, an Datenbasis gefehlt haben. Und so welche geliefert wurden, dürften diese unzuverlässig sein. Umsomehr, wo den Umsatzlohn gezahlt wird.
Dazu fehlt dann auch eine Datenbasis über die Höhe der tatsächlichen Löhne oder/und Lohnkosten in allen Tarifgebieten.
Die recht unterschiedlich ausfallen dürfte

3 a) Hamburg hier besonders zu erwähnen (ok. der Verfasser kommt aus Hamburg) finde ich ein wenig unredlich in Bezug auf de Begriff Mindestlohntaxitarif, weil hier tatsächlich - unabhängig von Tarifsteigerungen - Löhne (und damit Lohnkosten) wenige Jahre vor Einführung
des Mindestlohn gesenkt wurden! Und dabei spielt noch nicht mal die Umsatzentlohnung eine Rolle.

Fazit: Recht nützliche Tabellen für populäre Tarifvergleiche. In Bezug auf Mindestlohn, tatsächliche Anteile gestiegener Lohnkosten, unbrauchbar.
Darum ist für mich zumindest der Titel der Studie eine Farce und Augenwischerei. So könnte man meinen (was ich nicht tue, aber bißchen sticheln macht Spaß), der BZP und die Taxenunion Hamburg hätten diese "Studie" in Auftrag gegeben.
Zuletzt geändert von Guter_Kollege am 15.02.2016, 20:52, insgesamt 2-mal geändert.

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Re: Studie zu Mindestlohntaxitarifen

Beitrag von jr » 15.02.2016, 22:04

Marvin hat geschrieben:Die falsche Darstellung des Hamburger Taxitarifs wurde schon 2011 im Taximagazin recht detailliert aufgezeigt. Das hat aber weder einen Einfluss auf die zuständige Behörde gehabt, noch die Presse zu einer wahrheitsgemäßen Berichterstattung animiert.
Dann kannst du die Studie als neuen Anlauf ansehen, um die Informationslage in diesem Punkt zu ändern. Es wäre schon ein Fortschritt, wenn Behörden (und damit ist hier nicht explizit die Hamburger gemeint) genauer hinschauen, wenn sie Tarife und Tarifformen vergleichen. Wegen der größeren Reichweite in der öffentlichen Wahrnehmung gilt das vor allem aber auch für die Presse. Schlagzeilen können nicht alles sein, ein bißchen Substanz gehört auch dazu.
Guter Kollege hat geschrieben:"Fahrweise" oder "Fahrweg"? Fahrweise kann schlecht sein, denn die darf lt. FPerG § 3 keinen Einfluss auf den Lohn haben (bzw. umgekehrt).
Im Zuge dessen also auch keinen Einfluß auf den Mindestlohntaxitarif-
Doch, Fahrweise stimmt. Bei einem Paralleltarif kann der Fahrer beim Preis nachhelfen, indem er seine Geschwindigkeit "optimiert". Die Gefahr sehe ich nicht nur als theoretische. Es gibt auch bei den klassischen Taxitarifen schon Klagen in Verbraucherforen, daß Taxifahrer Cents scheffeln, indem sie ihre Wartezeit an roten Ampeln durch schnelles Heranfahren vergrößern. Es geht in diesem Sinn im hinterfragten Satz nicht um Lohn sondern um das Fahrgastinteresse, das zwei Sätze davor erwähnt wird. Die Paralleltarife rückten zwar erst 2014 ins Blickfeld, stehen aber schon jetzt wieder in starkem Kontrast zu den jüngsten Bemühungen um - kalkulierbare - Festpreise.
Mir ist aber sehr bewusst und noch deutlich in Erinnerung, wie zuzeiten steigender Kraftstoffpreise (2. Ölkrise 1979/80, Golfkrieg 1990 und Preisanstieg um 2000) wiederum sehr gerne das als Argument für Tarifforderungen anführten.
Oh ja. Spritpreise sind zwar nicht so bedeutend wie oft von Fahrgästen angenommen, aber sie stellen in Tarifänderungsverfahren einen großen Unsicherheitsfaktor dar. Die Neigung des Taxigewerbes, sie bei Antragsbegründungen in den Vordergrund zu rücken, können auch nach hinten losgehen. Ich erinnere mich noch sehr gut an laute Äußerungen von Gewerbevertretern vor einigen Jahren, als die Spritpreise sich in kurzer Zeit stark erhöhten. Man müsse die Tarife dynamisch an die Spritpreise koppeln, war die Forderung. Was hätten diese Leute wohl in den letzten Monaten gesagt, wenn sich ihr Tarifmodell etabliert hätte?
Um dem Titel auch nur annähernd gerecht zu werden, hätte aufgeschlüsselt werden müssen, wieviel Anteil Tariferhöhung allgemeinen Kostensteigerungen, und wieviel Anteil Lohnkostenangleichung zugedacht waren.
Der Titel besagt, daß es um eine Darstellung der Tarifentwicklung geht, nicht um eine der Löhne. Denn ...
Dazu dürfte es aber, wie im Text erwähnt, an Datenbasis gefehlt haben. Und so welche geliefert wurden, dürften diese unzuverlässig sein. Umsomehr, wo den Umsatzlohn gezahlt wird.
Dazu fehlt dann auch eine Datenbasis über die Höhe der tatsächlichen Löhne oder/und Lohnkosten in allen Tarifgebieten.
... dazu fehlen einfach die Daten. Selbst dort, wo Löhne in den Antragsverfahren eine etwas ernsthaftere Rolle spielten, blieben die Zahlen mangels Basis bei pauschalen Aussagen hängen. Ich habe das aber nur insoweit verfolgt, wie ich Unterlagen über die Tarifverfahren bekommen habe. Vielleicht ist das ein Thema für eine andere Arbeit.

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Re: Studie zu Mindestlohntaxitarifen

Beitrag von alsterblick » 15.02.2016, 22:28

Soweit ich "jr" hier kennengelernt habe, lohnt sich das Lesen seiner Studie sicherlich und werde dies auch tun (brauche aber bissle Zeit).
Über ggf. mögliche Kritik / Anregungen meinerseits bin ich selbst gespannt und freue mich somit noch mehr auf das Lesen. :)
Zuletzt geändert von alsterblick am 15.02.2016, 22:44, insgesamt 1-mal geändert.
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Re: Studie zu Mindestlohntaxitarifen

Beitrag von Guter_Kollege » 15.02.2016, 22:33

jr hat geschrieben:Ich erinnere mich noch sehr gut an laute Äußerungen von Gewerbevertretern vor einigen Jahren, als die Spritpreise sich in kurzer Zeit stark erhöhten. Man müsse die Tarife dynamisch an die Spritpreise koppeln, war die Forderung. Was hätten diese Leute wohl in den letzten Monaten gesagt, wenn sich ihr Tarifmodell etabliert hätte?
Sie HABEN gesagt (Tarifantrag ARGE Hamburg, 2013):
Die Einnahmen eines durchschnittlichen Taxis müssen um mindestens 20% steigen, um betriebswirtschaftlich
verantwortbar das Einkommen eines Fahrers auf mind. € 8,50/Stunde anheben zu können.
Dabei sind die normalen Kostensteigerungen (Treibstoff usw.) noch nicht berücksichtigt und
also on top zu kalkulieren.

jr hat geschrieben:
GK hat geschrieben:Um dem Titel auch nur annähernd gerecht zu werden, hätte aufgeschlüsselt werden müssen, wieviel Anteil Tariferhöhung allgemeinen Kostensteigerungen, und wieviel Anteil Lohnkostenangleichung zugedacht waren.
Der Titel besagt, daß es um eine Darstellung der Tarifentwicklung geht, nicht um eine der Löhne. Denn ...
GK hat geschrieben:Dazu dürfte es aber, wie im Text erwähnt, an Datenbasis gefehlt haben. Und so welche geliefert wurden, dürften diese unzuverlässig sein. Umsomehr, wo den Umsatzlohn gezahlt wird.
Dazu fehlt dann auch eine Datenbasis über die Höhe der tatsächlichen Löhne oder/und Lohnkosten in allen Tarifgebieten.
... dazu fehlen einfach die Daten. Selbst dort, wo Löhne in den Antragsverfahren eine etwas ernsthaftere Rolle spielten, blieben die Zahlen mangels Basis bei pauschalen Aussagen hängen. Ich habe das aber nur insoweit verfolgt, wie ich Unterlagen über die Tarifverfahren bekommen habe. Vielleicht ist das ein Thema für eine andere Arbeit.
Nur zu! Das dürfte noch spannender werden.
Wo in Eurer Studie "über 50 %" Lohnkostenanteil im Tarif einkalkuliert sind (unzureichende Formulierung, ich weiss...), sind es beim Taxi-ARGE-Tarifantrag 2013 45 % gewesen. Soviel zum Thema "unzuverlässige Datenbasis".
Da hat sich der gute Arne, der ja Mitentwickler des Tarifantrags war, aber ein Ei ins Nest gelegt ..... pi mal Daumen, wie? :wink:
Taxi-ARGE2013 hat geschrieben:Diese Größenordnung von insgesamt gut 20% für dieses und das nächste Jahr ist in den bisher sechs intensiven und fruchtbaren
Gesprächen der fünf ARGE-Verbände mit den Vertretern der BWVI gemeinsam als mathematisch notwendig definiert worden.
Ausgegangen wird von einem durchschnittlichen Taxenumsatz lt. Hamburger Taxengutachten und auf der kalkulatorischen
Basis von 45% Lohnanteil, konkret von einem durchschnittlichen Netto-Stundenumsatz von € 16,15.
Zuletzt geändert von Guter_Kollege am 15.02.2016, 22:35, insgesamt 1-mal geändert.

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Re: Studie zu Mindestlohntaxitarifen

Beitrag von Guter_Kollege » 15.02.2016, 22:37

Ach, und wo wir so schön beim Daten sichten und bewerten sind, verlinke ich dann hier an prominenter Stelle noch mal den
'Bericht Sondererhebung Taxi- und Mietwagenverkehr 31.12.2012'
der Bundesregierung.
http://www.bmvi.de/SharedDocs/DE/Anlage ... cationFile

Und warum nicht auch gleich noch mal das 20. Hauptgutachten der Monopolkommission 2012/2013 (Auszug Taximärkte)
https://dl.dropboxusercontent.com/u/171 ... Auszug.pdf
Zuletzt geändert von Guter_Kollege am 15.02.2016, 22:41, insgesamt 1-mal geändert.

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Re: Studie zu Mindestlohntaxitarifen

Beitrag von jr » 16.02.2016, 02:54

Wo in Eurer Studie "über 50 %" Lohnkostenanteil im Tarif einkalkuliert sind (unzureichende Formulierung, ich weiss...), sind es beim Taxi-ARGE-Tarifantrag 2013 45 % gewesen. Soviel zum Thema "unzuverlässige Datenbasis".
Arne hat den Rechner bereit gestellt und ich habe geschrieben. Dementsprechend stammt die Formulierung von mir. Lohnkostenanteil statt Lohnanteil wäre der treffendere Begriff gewesen. Der dürfte allerdings schwer unter 50 % zu bringen sein. Und dazu passen die nebenkostenfreien 45 % durchaus. Du beißt dich zu sehr am Lohnaspekt fest. Den zu hinterfragen war aber wie schon geschrieben nicht das Ziel der Arbeit.
Löwenzahn hat geschrieben:Was soll die Studie bringen? Einen Beweis, dass die Behörden unfähig sind einen deutschlandweit einheitlichen Taxipreis einzuführen?
Ist das nur der Job der Behörden? Oder vielleicht auch der des Taxigewerbes? Immerhin: In Niedersachsen und im ziemlich unübersichtlichen Hessen gibt es Bestrebungen in diese Richtung. Allerdings zeigt gerade auch Hessen, wie schwierig es ist, ein passendes Preisniveau dafür zu finden. Rund um Frankfurt ist Taxifahren verständlicherweise teurer und in den strukturschwachen Gegenden weitab der Ballungsgebiete günstiger. Ein Einheitspreis erlaubt solche Differenzierungen aber nicht.

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Re: Studie zu Mindestlohntaxitarifen

Beitrag von Guter_Kollege » 16.02.2016, 21:11

jr hat geschrieben:
Wo in Eurer Studie "über 50 %" Lohnkostenanteil im Tarif einkalkuliert sind (unzureichende Formulierung, ich weiss...), sind es beim Taxi-ARGE-Tarifantrag 2013 45 % gewesen. Soviel zum Thema "unzuverlässige Datenbasis".
Arne hat den Rechner bereit gestellt und ich habe geschrieben. Dementsprechend stammt die Formulierung von mir. Lohnkostenanteil statt Lohnanteil wäre der treffendere Begriff gewesen. Der dürfte allerdings schwer unter 50 % zu bringen sein. Und dazu passen die nebenkostenfreien 45 % durchaus. Du beißt dich zu sehr am Lohnaspekt fest. Den zu hinterfragen war aber wie schon geschrieben nicht das Ziel der Arbeit.
1) Du retourierst zwar durchaus richtig, machst es im Ergebnis aber auch nicht besser. Denn Deine Antwort kolportiert unternehmerische Polemik bei den Begründungen zu ihren Kostenanteilen.
Mal sind es Löhne, mal Lohnkosten, ja was denn noch alles? Warum nicht gleich einen Tarifantrag inklusive gesamter Betriebskostenaufstellung, bis das kleine
bißchen Unternehmerlohn übrigbleibt, mit dem dann argumentiert werden kann, um wieviel % eine Tariferhöhung notwendig ist?
Warum nicht? Man kann ja auf anständige Verzinsung hinweisen (PBefG).
2) Was soll der Unsinn mit "über 50%" oder "um die 50" %?
Wenn Du schon von Lohnkostenanteil sprichst, dann nenne doch lieber gleich eine realistische Zahl von mindestens 25% Lohnnebenkosten auf die Lohnkosten
vom Umsatz.
Das sieht dann mehr nach Klartext und weniger nach Rumgeeier aus.

3) Im Übrigen finde ich es legitim, woran ich mich fest beisse. Du und Arne sind es gewesen, die den Begriff Mindestlohntaxitarif ins Spiel gebracht haben. Aus gutem Grund, nehme ich an. Aus Gründen, Aufmerksamkeit zu erregen und eurer "Studie" den nötigen Drall zu verleihen.
Also beschwer Dich besser mal nicht. :wink:
Zuletzt geändert von Guter_Kollege am 16.02.2016, 21:16, insgesamt 2-mal geändert.

arne13
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Re: Studie zu Mindestlohntaxitarifen

Beitrag von arne13 » 17.02.2016, 23:25

Guter_Kollege,

es ist schwer einen roten Faden in deiner Argumentation zu finden, falls es überhaupt einen gibt? Aber es scheint dir irgendwie, um den Halbsatz "von ca. 50% Lohnkosten" zu gehen. Dir ist schon bewußt, dass sich hierüber gerade bundesweit nicht ansatzweise eine glaubwürdige Aussage treffen lässt, wie hoch dieser tatsächlich ist! Aber du bisst der Meinung ein Haar in der Suppe gefunden zu haben, nehmen wir aber mal diese Aussage:
Guter_Kollege hat geschrieben:2) Was soll der Unsinn mit "über 50%" oder "um die 50" %?
Wenn Du schon von Lohnkostenanteil sprichst, dann nenne doch lieber gleich eine realistische Zahl von mindestens 25% Lohnnebenkosten auf die Lohnkosten
vom Umsatz.
Das sieht dann mehr nach Klartext und weniger nach Rumgeeier aus.
Weil sich wenn überhaupt für Hamburg und vielleicht einem reinen Mehrwagenbetrieb mit Tag- und Nachtfahrer ansatzweise eine pauschale Aussage darüber treffen lässt! Weicht dieses von der Norm ab, fängt es schon an problematisch zu werden, nehmen wir hierfür einfach mal die Zahlen aus meinen Betrieb:

Ein Nachtfahrer, deutlichst über € 8,50 steuer- und sozialversialversicherungspflichtig verdient, zzgl. SFN-Zuschläge die deutlich über dem liegen was ich an Nachtzuschlägen zu zahlen hätte. Korrekte Lohnfortzahlung auf beides im Urlaub, krank war er nicht. Wenn ich dies jetzt auf seinen Bruttoumsatz umrechne, und alle Tarife in der Auswertung hier sind natürlich inkl. Mehrwertsteuer, komme ich für 2015 auf 50,56% von seinem Bruttoumsatz!!! Ich rechne natürlich immer vom Nettoumsatz, was dann natürlich deutlich mehr ist, aber Dir zu Liebe hab ich mal den Taschenrechner angeschmissen!

Was dein Zitat aus irgendeinen Tarifantrag angeht, so will ich das nicht weiter kontrollieren, er dürfte stimmen, da es sich um eine Aussage von Herrn W. aus H. handelte. Aber dir sollte schon bewußt sein, dass ich in der Regel nur das Zahlenwerk für irgendwelche Tarifanträge geliefert habe. Hier lediglich das Rechenmodell ohne irgendwelche Zahlen, also ist dies zu ca. 95% Jürgen's herausragende Arbeit. Können aber auch 99% gewesen sein. 8) 8) :roll:

Arne
Zuletzt geändert von arne13 am 17.02.2016, 23:38, insgesamt 1-mal geändert.

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Re: Studie zu Mindestlohntaxitarifen

Beitrag von Guter_Kollege » 18.02.2016, 14:00

Meine Kritik unfasst ein wenig mehr, als das was Du "Haar in der Suppe" nennst.

Der Titel inklusive einer Erklärung in eurem Text zu Lohnkostenanteilen stammt von euch, nicht von mir.
Wo ihr also nicht belegen könnt, inwieweit dieses Thema konkret in Zahlen, bei den Tariferhöhungen eine Rolle spielt,
übernehmt ihr einfach unkritisch die Begründungen zu den Erhöhungen.
Kein Mensch der diese Zahlensammlung und die Statistiken liest, kann sich einen Reim dazu machen.

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Re: Studie zu Mindestlohntaxitarifen

Beitrag von alsterblick » 18.02.2016, 16:30

@GK
Ich nehme Dich hier nicht aus Mitleid in Schutz, sondern weil Du Verteidigung verdienst. 8)
Habe die Studie letzte Nacht gelesen und soweit begriffen (wenn auch nicht alles samt Anlagen lesen können) und
äußere mich zeitbedingt erst binnen wenigen Tagen dazu (evtl. morgen/Fr).
Bei meiner zu erwatenden Äußerung stelle ich aber nicht explizit auf Lohnkostenanteile ab, sondern umfassender.
Sorry, für eine Kritik-Formulierung benötige ich ca 1 Std., die habe ich so schnell zusammenhängend leider nicht.
Zuletzt geändert von alsterblick am 18.02.2016, 16:31, insgesamt 1-mal geändert.
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Re: Studie zu Mindestlohntaxitarifen

Beitrag von jr » 18.02.2016, 17:22

Guter_Kollege hat geschrieben:Der Titel inklusive einer Erklärung in eurem Text zu Lohnkostenanteilen stammt von euch, nicht von mir.
Der Begriff wurde von mir erstmals im Herbst 2014 verwendet, er ist also keine Neukreation. Und schon damals war nicht die Lohndiskussion an sich das Thema sondern der relativ heftige Sprung, zu dem die Taxitarif damals anläßlich der Mindestlohneinführung erkennbar ansetzten. Sicher: Ich hätte jetzt die Lohnanteile genauer unter die Lupe nehmen und die Notwendigkeit bzw. Angemessenheit der Tariferhöhungen beurteilen können. Doch welche Daten hätte ich nehmen sollen? Die von Hamburg? Die von OL? Die von einem Dorf auf dem Land? Die der im Krauseschen Sinn plausiblen Firmen oder die der unplausiblen? Selbst die Mini-Gutachten, die im Rahmen der Tarifänderungsverfahren auf die Schnelle einflossen, geben für eine großflächige Betrachtung zuwenig her. Bei der Darstellung der Tarifänderungen muß daher die grundsätzliche Ausgangslage im Vordergrund stehen, und die besteht - stark verkürzt - eben aus einem Lohnanteil von mehr als 50 %.

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Re: Studie zu Mindestlohntaxitarifen

Beitrag von Guter_Kollege » 18.02.2016, 19:20

Vom Huss Verlag geadelt:

http://www.taxi-heute.de/Taxi-News/News ... indestlohn

Übrigens gefällt mir der Titel von Taxi Heute viel besser. Ist
Darf ich nochmal erwähnen (wie zuerst), das ich die Tarifsammlung inkl. Grafiken eine tolle Fleissarbeit finde.
Und ich bin mir nahezu sicher, dass die Rechenaufgaben und Schaubilder von Arne sind.
Zuletzt geändert von Guter_Kollege am 18.02.2016, 19:24, insgesamt 2-mal geändert.

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Re: Studie zu Mindestlohntaxitarifen

Beitrag von alsterblick » 19.02.2016, 19:44

Lieber jr,
mit dieser Studie, Ausarbeitung, Erstellung hast Du Dir ohne Zweifel sehr viel Mühe gemacht, die auch meinerseits durchaus Anerkennung findet.

a) Mein einleitender Kommentar zum Untersuchungsobjekt: „Mindestlohntaxitarife“:
Diese/Deine Studie: „Mindestlohntaxitarife“ regt hier im Forum bereits zur Diskussion an, der ich mich nun etwas detaillierter anschließe.

Zum Einen halte ich es für kritisch, einen selbstkreierten neugierig machenden Begriff „Mindestlohntaxitarife“ unerklärt zu verwenden, der dem interessierten Leser suggeriert, dass Taxitarife nun mindestlohtauglich (geworden) sind. Ja kritisch, weil einer derartigen Tauglichkeit der Tarife (mind. 8,50/Std / zumal einleitend gleich erwähnt) im Verlauf der Studie gar keine Aussagekraft zukommt. Jedoch brennt bei dem Leser diese Neugier nach Aufschlüsselung von Beginn an, läuft allerdings unbefriedigt ins Leere.

Zum Anderen wurde insbesondere im Herbst 2014 unter dem einzuführenden gesetzlichen Mindestlohn vehement von erforderlichen Taxitariferhöhungen begleitend in der Öffentlichkeit gesprochen, um vor allem die Akzeptanz für einzuführende höherpreisige Fahrgastbeförderungen zu erlangen.

Insofern halte ich den gewählten Studienbegriff „Mindestlohntaxitarife“ wiederum für vertretbar. Hierzu wäre eine voraufklärende Zeile jedoch angebracht gewesen, um den interessierten Leser nicht mit der unaufgelösten stillen Frage nach “Funktioniert der Mindestlohn bei Taxi jetzt oder doch nicht ?“ im Ungewissen stehen zu lassen.

b) Zur Studie / Erklärung der Taxitarife im Zeitablauf und seine Entwicklungshintergründe:
Für mein Verständnis ist es hervorragend gelungen aufzuzeigen, woran Taxitarife (ca 600) in den schier unzähligen Gemeinden und Kreisen festgemacht werden. Die leitenden Grundsätze zur Bildung von Tarifen sind demnach: „Wirtschaftlichkeit im Taxiverkehr“, „Anhörung von Fachgewerkschaften und Verkehrsverbände“, als auch die „Interessen der Allgemeinheit“.
Bezeichnend fand ich, dass mancherorts Taxitarife überhaupt sogar auch "auf Zuruf" von Taxiunternehmen erhöht wurden/werden und andernorts Taxiunternehmen ihre Betriebe wegen Unwirtschaftlichkeit einfach aufzugeben hatten/haben. Inwiefern Taxitarife letztendlich erhöht wurden, ist in seiner großen Gebietsunterschiedlichkeit mühevoll erarbeitet worden und auch ein Mittelwert (von rd 12% Erhöhung) dazu konnte somit errechnet werden.

c) Effizienz / Wirtschaftlichkeit der Taxen bei festgelegten Taxitarifen:
Je nach Ort/Region spielt zudem auch noch die Wettbewerbssituation unter den Fern/Funk-/Appbestellungen eine Rolle für die Umsatzeffizienz und somit verteilbaren Umsätze (Arbeitnehmeranteil/bisher Provision). Dort wo viel Bestellkonkurrenz vorherrscht (z.B. in HH / ca 5 Taxi-Vermittlungen inkl mytaxi) wird die Effizienz geringer ausfallen (höhere Leer-km), als in Orten/Regionen mit Monopoltaxibestellung. Zudem ist auch noch die Anzahl der Taxen mitzubewerten, die selbst in Monopolgebieten (u.a. Köln, Nürnberg...) eher einen Überhang an Verfügbarkeit bilden werden. Dieser Faktor der Wirtschaftlichkeit der Taxen (unter Berücksichtigung der Marktvermittlung/Verteilung) hätte entscheidene Bedeutung für einen festzulegenden Taxitarif.
Diese Studie zeigt mir sehr deutlich, dass es hier kein behördliches Steuerungsmoment gibt, was jedoch sinnvoll sein könnte, um ein Taxitarif-Preisanschrauben im Sinne der Allgemeinheit zu begrenzen.

d) Lohnkosten /Lohnnebenkosten / Implikationen:
Mit Einführung des Mindestlohns macht es einen Unterschied, welche zu versteuernde Lohnsumme des einzelnen Angestellten fortan gilt. Fällt diese Basis-Lohnsumme (entsprechend der zugrunde liegenden Arbeitsstunden) nun höher aus, dann steigt zugleich die Steuerlast/Abgaben in gesetzliche Sozialversuchungen und ein ggf. noch verbleibender Arbeitnehmerumsatzanteil (Provisionslohn), der bisher als steuerfreie Zuschläge „ausgeschüttet“ wurde, fällt um diesen Teil. Setzt man z.B. den bisherigen Arbeitnehmerumsatzanteil unverändert wie zuvor, dann bliebe dem Arbeitnehmer nach Mindestlohngesetz weniger auf dem Konto, als zuvor bei gleicher Arbeit.
Hingegen der Taxiunternehmer mehr im Risiko gegenüber seinen Angestellten ist, diese auch bei Krankheit zu bezahlen (ggf. im Urlaub) und gewisse Substanz (neu) „erwirtschaften“ muss,
sofern dieser Taxifahrerarbeitsplatz ein "ordentlicher ganz normaler" denn geworden ist.
Ob bei Tariferhöhungen die Umsätze zum gleichen %Satz mitansteigen, wäre nur idealerweise der Fall.
Je nach Ort / Region kann auch von Null-Umsatzzuwachs auszugehen sein und der Arbeitnehmer hätte u.U. einen Nettoeinkommensverlust bei weiterhin gleicher Arbeitszeit-/leistung.

e) Ausblick „Mindestlohntaxitarife“:
Eine neue Herausforderung in der Taxibranche könnte vielerorts darin liegen, funktourauftragsbedingt vernetzter / geschlossener für mehr Effizienz zu wirtschaften / zu arbeiten, um zum einen sogar deutlich mehr Umsätze (je Taxe) für einen Lohn deutlich über Mindestlohn und mehr Taxiunternehmer-Kosteneffizienz)

Schlussbemerkung zur Studie
Interessant für den Leser wäre zu erfahren, ob ein Mindestlohn „versprochenerweise“ überall hält oder nicht. Am Monatsende /Jahresende also z.B 8 Std voll bezahlter Arbeitstag abzügl. ca 1 Std Pause/Tag (wie in anderen Arbeitsverhältnissen auch). Mir ist dabei schon klar, dass es dafür keine verlässlichen Zahlenreihen jemals geben wird.

Ich vermisse ein Resümee zur Arbeitsthese „Mindestlohntaxitarife“.
Ja, dieser selbstgewählte Begriff läßt sich als Arbeitsthese (=fragliche Behauptung) begreifen und vom Leser nach einer „Beurteilung“ des Autors verlangen (Verifizierung).
Das ist jedoch nicht gegeben.
„Noch sitzt ihr da oben, ihr feigen Gestalten. Vom Feinde bezahlt, dem Volke zum Spott. Doch einst wird wieder Gerechtigkeit walten, dann richtet das Volk. Dann gnade Euch Gott !“

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