Wie eingangs dieses Diskussionsstranges angemerkt, ging es mir auch um die Frage nach Herausforderungen / Risiken des Taximarktes sich Mobilitätsanbietern / Services zuzuwenden. In verschiedenen Beiträgen lassen sich hier im Forum nun vermehrt Fragen nach möglichem Dateninteresse von Mobilitätsanbietern / Services erkennen und möchte mich diesem Punkt nachfolgend sehr verkürzt möglichst wertfrei näher zuwenden:
Hintergrund:
Daten, die früher nur mühsam oder nur mit unvertretbar hohem Aufwand gewonnen werden konnten, generieren sich durch den Einsatz digitaler Technologien vielfach gleichsam von selbst. Entsprechend groß sind auch die Anreize, diese Daten tatsächlich zu erfassen und zu verwerten. Daten an sich gewinnen erst an Bedeutung, wenn sich diesen eine Bedeutung beimessen lässt und in diesem Punkt sind personenverifizierte Daten von hohem Interesse.
Ein sogenannte „Scoring“ ist schon lange bekannt und es gibt Firmen(*1), die Daten (auch Bewegungsdaten) aufbereiten, um diese nach Bedarf korrelierbar zum Verkauf anbieten zu können. Käufer sind Handel, Versicherungen, Personalabteilungen, Politik, Geheimdienste, Detekteien u.a.m.…..) vor dem Hintergrund von Betriebseffizienten, Macht, Erpressung u.a.m.
Solche Auswertungsdaten werden sehr kritisch gesehen und bergen hohe Fehlinterpretationen.
Eine Studie des Wiener Forschungsinstituts Cracked Labs (*2) hat sich im Auftrag der österreichischen Arbeiterkammer umfassend mit internationalen Trends in den Bereichen Online Tracking, Big Data und kommerzieller digitaler Überwachung beschäftigt. Potentielle Datensammler stehen dabei dem Problem gegenüber, dass sich die preisgegebenen Informationen auf dutzende oder hunderte Internetanbieter verteilen können. Oft werden sich aussagekräftige Persönlichkeitsprofile erst erstellen lassen, wenn die auf verschiedene Anbieter und längere Zeiträume verteilten Daten miteinander verknüpft werden können.
Durch die beschriebenen Entwicklungen und Praktiken wird klar, dass eine Art von Überwachungsgesellschaft Realität geworden ist, in der die Bevölkerung ständig auf Basis persönlicher Daten bewertet, klassifiziert und sortiert wird. KonsumentInnen können oft nicht mehr nachvollziehen, welche Daten über sie und ihr Verhalten von Unternehmen digital erfasst und gespeichert werden, wie diese Daten verarbeitet werden, an wen sie weitergegeben oder verkauft (*3) werden, welche Schlüsse daraus gezogen werden und welche Entscheidungen auf Basis dieser Schlüsse über sie gefällt werden.
Daten der Zukunft:
Die Daten der Vergangenheit sind die eine Seite, die andere die der Zukunft.
Internetmobilität-Services bieten zudem auch die Möglichkeit personenbezogene Daten für die Zukunft zu erfassen und zahlenden Datenverwertungsfirmen zu überlassen.
Die Verarbeitung und "Anreicherung" von Daten ist ein Geschäftszweig:
Viele Unternehmen betrachten diese als ihre eigenen Daten und ihre Algorithmen als Betriebs- und Geschäftsgeheimnisse.
Folgen von Verletzungen der Privatsphäre treten oft erst viel später ein, als die Verletzung selbst. Ein Zusammenhang zwischen diesen Verletzungen und erlittenen Nachteilen ist für die Betroffenen oft gar nicht erkenntlich, etwa eine abgelehnte Bewerbung oder schlechtere Konditionen bei Bank- oder Versicherungsgeschäften u.a.m.
Die Bedeutung eines Daten-Fremdinteresses für das Taxigewerbe als Lieferant:
Das Taxigewerbe könnte sich als Nutznießer dieser Fremdinteressen insofern betrachten, als dass es durch die Nutzung solcher Mobilitäts-Services geringe Auftragsbezugskosten erhält und sich bei Werbeaktionen sogar erhöhter Nachfrage und Umsätze erfreuen kann. So gesehen ließe sich das Taxigewerbe durchaus als eingebundener, aber neutraler Mitspieler betrachten, ohne über derart mögliche Hintergründe überhaupt jemals zu erfahren.
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Notes:
(*1) um nur einige zu nennen: Lexis Nexis , Flurry, Das von einem ehemaligen Google-Mitarbeiter gegründete US-Startup zest finance, Data Broker in den USA, Die US-Firma Acxiom (Acxiom ist auch in Deutschland tätig ) , Firma Schober aus Ditzingen bei Stuttgart
(*2)
http://crackedlabs.org/studie-kommerzielle-ueberwachung
(*3) EUR 0,50 bis 1,50 werden offenbar lediglich für den Ankauf von Rohdaten bezahlt
Weitere Textquellen:
-Kommerzielle Überwachung,von FRIDTJOF KÜCHEMANN
http://www.faz.net/aktuell/feuilleton/d ... 53649.html
-Datenhandel – ein Geschäft wie jedes andere ?
http://www.bpb.de/gesellschaft/medien/w ... atenhandel