Studie zu Mindestlohntaxitarifen

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Guter_Kollege
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Re: Studie zu Mindestlohntaxitarifen

Beitrag von Guter_Kollege » 22.02.2016, 15:25

Sicher unglücklich formuliert von Engel. Gravierender die Aussage, die neben mir auch schon andere so ähnlich getroffen haben:

"Den eigentlichen Erkenntniswert halte ich für sehr gering und wenn, dann schwer fixierbar.
Sicher wird man hier und da Ansätze finden um den jeweiligen eigenen Tarif von x auf x plus y heben zu wollen.
Aber letztendlich sind die zu findenden Ansätze auch dafür nicht zwingend genug.
".

Und als Beispiel dafür die von mir formulierten Fragen, an die sich offenbar niemand rantraut:
Prosperiert Taxihamburg nun, WEIL das Tourenangebot hier sehr gut ist; Und ist das Ausdruck von Platz 256 im Tarifvergleich,
WEIL wir uns so einen billigen Tarif leisten können? Geht es Hamburger Taxigewerbe gut, WEIL die Konzessionen sinken/gesunken sind?
Oder geht es ihm schlecht, weil der Tarif schlecht ist und viele Taxiunternehmer aufgegeben haben?
Die betriebswirtschaftlichen Daten des Hamburger Taxenpaneels dürften zur Beantwortung der Fragen mehr leisten, als ein Tarifvergleich.


Für Hamburg kann man auch gerne Daten anderer Städte, Gemeinden hernehmen.

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Re: Studie zu Mindestlohntaxitarifen

Beitrag von am » 22.02.2016, 15:37

Die Studie zielt doch einzig darauf ab, wie sich die Taxitarife in Hinblick auf die Mindestlohneinführung entwickelt haben und auch wann Anpassungen vorgenommen wurden. Zudem, in welcher Grössenordnung angepasst wurde. Beispielsweise kann man anhand der extremen Höhe einiger Anpassungen durchaus darauf schließen, dass hier erstmalig echte Zahlen herangezogen wurden und nicht nur nach Bauchgefühl, weil es mal wieder nötig war.

Einen weitergehenden Anspruch verfolgt die Studie meines Erachtens nicht. Wäre ja auch vermessen, von einer 70 Seiten starken Studie Erkenntnisse zu erwarten, die manch 20.000€ Gutachten nicht liefert.
Es gibt kein gefährliches Halbwissen, aber zu viele schlechte Informationen.

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Re: Studie zu Mindestlohntaxitarifen

Beitrag von alsterblick » 22.02.2016, 16:25

am hat geschrieben: Einen weitergehenden Anspruch ....
Ansprüche lassen sich nun ableiten, denn immerhin hat für HH unser "SSF" bereits eine Deutung und Verwertbarkeit der Zahlen ausgemacht und wird uns die Zielgenauigkeit seiner waffenähnlichen Interpretation sicherlich erklären. 8)
„Noch sitzt ihr da oben, ihr feigen Gestalten. Vom Feinde bezahlt, dem Volke zum Spott. Doch einst wird wieder Gerechtigkeit walten, dann richtet das Volk. Dann gnade Euch Gott !“

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Re: Studie zu Mindestlohntaxitarifen

Beitrag von am » 22.02.2016, 17:00

Nun, ihr dürfte gerne ableiten, nur dürft ihr es den Autoren nicht vorwerfen, wenn die Möglichkeiten begrenzt sind. :)
Es gibt kein gefährliches Halbwissen, aber zu viele schlechte Informationen.

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Re: Studie zu Mindestlohntaxitarifen

Beitrag von SindSieFrei? » 22.02.2016, 18:45

alsterblick hat geschrieben:
am hat geschrieben: Einen weitergehenden Anspruch ....
Ansprüche lassen sich nun ableiten, denn immerhin hat für HH unser "SSF" bereits eine Deutung und Verwertbarkeit der Zahlen ausgemacht und wird uns die Zielgenauigkeit seiner waffenähnlichen Interpretation sicherlich erklären. 8)
@ Alsterblick, die die mit dem Thema "Tarif" in all seinen unterschiedlichen Ausprägungen, den Aussagen örtlicher Behörden zu etwaigen Tarifanträgen befasst sind, und in Arbeitsgruppen aktiv sind, haben das verstanden, die anderen müssen es nicht verstehen. :mrgreen:

Viel zielgerichteter finde ich da schon die Fragestellung von GK:
...Prosperiert Taxihamburg nun, WEIL das Tourenangebot hier sehr gut ist; Und ist das Ausdruck von Platz 256 im Tarifvergleich,
WEIL wir uns so einen billigen Tarif leisten können? Geht es Hamburger Taxigewerbe gut, WEIL die Konzessionen sinken/gesunken sind?
Oder geht es ihm schlecht, weil der Tarif schlecht ist und viele Taxiunternehmer aufgegeben haben?
Die betriebswirtschaftlichen Daten des Hamburger Taxenpaneels dürften zur Beantwortung der Fragen mehr leisten, als ein Tarifvergleich...
Das allerdings hier abzuhandeln, wäre m.E. der falsche Strang. Aber um eine kleine Antwort darauf vorwegzunehmen: Natürlich hat ein Taxipanel (hier gemeint die Auswertung des Statisikamtes) eine hohe Relevanz in der Argumentation, sicherlich mehr als eine reine ML-Tarifstudie! Dennoch ist eine bundesweite Einordnung eines Tarifes in eine solche Studie, auch wenn das Ranking nicht fix bleibt, sich aber definitiv nicht binnen Monaten von Platz 256 auf Platz 1 verschiebt, sehr hilfreich und kann bei manchen Behauptungen (und dabei denke ich auch an die Presse!) sehr wohl "entwaffnend" wirken! Alles Weitere zu GK´s Fragen könnte man ja in einem neuen Strang Bereich HH diskutieren.

LG
Zuletzt geändert von SindSieFrei? am 22.02.2016, 18:46, insgesamt 1-mal geändert.
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Re: Studie zu Mindestlohntaxitarifen

Beitrag von arne13 » 23.02.2016, 00:11

Guter_Kollege hat geschrieben:Prosperiert Taxihamburg nun, WEIL das Tourenangebot hier sehr gut ist; Und ist das Ausdruck von Platz 256 im Tarifvergleich, WEIL wir uns so einen billigen Tarif leisten können? Geht es Hamburger Taxigewerbe gut, WEIL die Konzessionen sinken/gesunken sind? Oder geht es ihm schlecht, weil der Tarif schlecht ist und viele Taxiunternehmer
aufgegeben haben? Die betriebswirtschaftlichen Daten des Hamburger Taxenpaneels dürften zur Beantwortung der Fragen mehr leisten, als ein Tarifvergleich.
Feuer frei! :D
Eine Frage, die sich nicht beantworten lässt, nur absolute Dummköpfe hätten hierauf eine Antwort parat, deren Substanz aber extremst fragwürdig sein dürfte!

Aber eine hoch interessante Erweiterung wie ich finde, hätte ich dann doch noch: Hamburg (in einer Betrachtung nach Bundesländer) hat die höchste Kaufkraft pro Einwohner. Okay nur die halbe Wahrheit: Für Stadt-Landkreise über 200.000 Einwohner auf Platz 8, insgesamt Platz 52. Siehe Erklärungen zu diesem Phänomen auf Seite 3 des PDFs.

Also Platz 256 im Vergleich zu Platz 52 der GfK-Studie, und für über 200.000 Einwohner Platz 87 von 119 Landkreisen und Städten im Vergleich zu Platz 8 bei der GfK-Studie.

Jr führt diesen Tarifvergleich weiter. Wie er ja schon Seite 19 erläuterte, fielen einige Tarife nicht in seinen Beobachtungszeitraum. Diese hat er mittlerweile eingeflegt:

Hamburg hat jetzt Platz 273 von 477 Tarifen im Vergleich zu Platz 52 der GfK-Studie und für über 200.000 Einwohner Platz 90 von 119 Landkreisen und Städten im Vergleich zu Platz 8 bei der GfK-Studie. Leider kostet sie vollständig € 1.000,--.

Engel braucht sich aber keine Sorgen machen, diese Tarifvergleiche werden auf der Basis des Karenzminutengutachtens zumindest für die Großstädte seit 2012 angestellt. Die Ergebnisse sind eigentlich stets gleichbleibend, Berlin hat die rote Laterne gepachtet. Düsseldorf, Frankfurt und Stuttgart liegen vorne. Hamburg liefert sich regelmäßig ein Kopf-an-Kopf-Rennen mit Bremen um den Platz vor Berlin. So kann man es eigentlich kurz und knapp zusammenfassen.
Zuletzt geändert von arne13 am 23.02.2016, 00:29, insgesamt 1-mal geändert.

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Re: Studie zu Mindestlohntaxitarifen

Beitrag von arne13 » 23.02.2016, 10:25

Leider war ich bei obiger Rechnung zu schnell: Dies liegt an Hessen, bei denen ja größtenteils die Taxentarife auf Gemeindeebende festgelegt werden, so dass in der Exceltabelle für Hessen nur die Gemeinden und nicht die Landkreise (mit Ausnahme vom LK Darmstadt-Dieburg) erfasst wurden. Hessen hat aber tatsächlich 21 Landkreise von denen 13 Landkreise über 200.000 Einwohner haben, was in der GfK-Studie sicherlich auch berücksichtigt wurde.

Es bleiben also 20 bzw. 12 Landkreise, die man noch in obige Rechnung mit aufnehmen müsste. Da die hessischen Gemeindetarife nahezu durchgängig recht niedrig sind, würde Hamburg um 12 Plätze nach vorne rutschen.

Also, für über 200.000 Einwohner Platz 78 (vorher 90) von 131 (119+12) Landkreisen und Städten im Vergleich zu Platz 8 bei der GfK-Studie

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Re: Studie zu Mindestlohntaxitarifen

Beitrag von alsterblick » 23.02.2016, 10:55

Irgendwie kann ich mich nun des Eindrucks nicht mehr erwehren, es handle sich nun um eine Art Show:„Deutschland sucht den Superstar“. :shock:
Der schlichte Blick auf Taxitarife im Ranking ist leider unerheblich, solange zur Mindestlohntauglichkeit der Tarife keine Aussage getroffen werden kann. :roll:
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Re: Studie zu Mindestlohntaxitarifen

Beitrag von Thomas-Michael Blinten » 23.02.2016, 15:48

Für Düsseldorf kann ich sagen das der Tariffindung durch die Stadt tatsächlich Kostenrechnungen Inch. Mindestlohnkosten zu Grunde lagen.
Deshalb fiel die Erhöhung auch so hoch aus, obwohl die TFZ deutlich weniger gefordert hatte.
„Alle sind irre, aber wer seinen Wahn zu analysieren versteht wird Philosoph genannt" (Ambrose Bierce)

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Re: Studie zu Mindestlohntaxitarifen

Beitrag von Guter_Kollege » 23.02.2016, 20:08

Und so würde der Begriff "Mindestlohntarif" auch Sinn machen!
Wie auch Kollege Alsterblick schon anmerkte.
Die Kenntnis von Einwohner je Taxi ist auch nur ein grober Teilfaktor einer Gesamtschau dafür, ob ein Tarif "gut" ist - aus Taxifahrersicht.
Den Kunden lassen wir mal eben links liegen dabei, denn das ist ein Thema für sich.
Schon eher spielt der Preisindex und die Lebenshaltungskosten in einer Region eine Rolle ob ein Tarif mehr oder weniger wert ist.

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Re: Studie zu Mindestlohntaxitarifen

Beitrag von eichi » 23.02.2016, 22:24

Grundsätzlich kranken Tarifbetrachtungen in Hinsicht
auf Lohnhöhe immer daran, das die Auslastung / h
nicht sicher vorhersehbar ist. Landtaxen mit festen Touren
sind weniger betroffen, Metropolentaxis leiden stärker.

Ein schlechter (Schichtver-)Lauf wird auch mit der Hoffnung
auf statistischen Ausgleich immer ein schlechter Lauf bleiben.
Es ist so bequem, unmündig zu sein. (Immanuel Kant)

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Re: Studie zu Mindestlohntaxitarifen

Beitrag von alsterblick » 23.02.2016, 22:59

Eine Feldstudie wäre mal was :!:
Man nehme eine Stadt mit Taxi-Monopolvermittlung (= hoch effizient / z.B. Nürnberg / 300 Taxen ? ),
geht mit der Taxenzahl soweit runter, dass an ca 10 Spitzentagen des Jahres ( ohne Sylvester),
die Taxennachfrage gerade noch angemessen bedient werden kann.
Dann schaut man, wie sich der Umsatz / Taxe / im Jahr und die Lohneinkommen verändern und ob ein ML erwirtschaftet wird oder gar deutlich mehr.
Falls nicht, wäre ein Argument für Tariferhöhung gegeben.
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Re: Studie zu Mindestlohntaxitarifen

Beitrag von taxipost » 24.02.2016, 10:36

es ist ein netter tarifvergleich.

nur schade,
dass der verfasser mehr gewicht auf die statistische auswertung der einzelnen tarife zueinander
als auf das tarif-lohn-gewinn verhältnis gelegt hat.

vielleicht liegt es daran, dass im taxigewerbe keine festen arbeitszeiten und damit keine festen lohnkosten gibt.
wenn man die lohnkostenhöhe auf >50% v. umsatz setzt,
dann musste man eigentlich auch alle restlichen kosten in die rechnung miteinbringen,
denn sonst bleibt der "rest vom umsatz" < 50% unbestimmt und damit auch der gewinn.
der tarif soll aber "nur" so hoch festgelegt wie erforderlich.

trotzdem muss man den verfasser einen dank für den persönlichen einsatz aussprechen.
der grundstein ist gelegt und nach dem motto - übung macht den meister,
sollte man nur konstruktiv kritisieren.
Zuletzt geändert von taxipost am 24.02.2016, 10:38, insgesamt 1-mal geändert.
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Re: Studie zu Mindestlohntaxitarifen

Beitrag von Klaus1985 » 24.11.2016, 17:22

Interessante Studie, hab ich so nicht gedacht...

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Re: Studie zu Mindestlohntaxitarifen

Beitrag von Guter_Kollege » 24.11.2016, 21:21

taxipost hat geschrieben:es ist ein netter tarifvergleich.
nur schade,
dass der verfasser mehr gewicht auf die statistische auswertung der einzelnen tarife zueinander
als auf das tarif-lohn-gewinn verhältnis gelegt hat.
Eben! Und darum ist der Titel irreführend.
Soll bloß die Studie aufwerten. Was sie an sich nicht nötig hätte, bliebe sie bei dem was sie ist: ein Tarifvergleich.

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