New Yorker Taxi-Fahrer

Neuigkeiten aus dem Taxigewerbe.
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Sascha1979
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New Yorker Taxi-Fahrer

Beitrag von Sascha1979 » 04.04.2018, 04:43

https://www.stern.de/auto/news/new-york ... 22360.html

Überschuldet und obdachlos: Das traurige Leben von New Yorks Taxifahrern
Das Leben als Taxifahrer in New York galt lange als Eintrittstor in die Mittelschicht Amerikas.
2014 wurde ein einzelnes Taxi-Medaillon für die Rekordsumme von 1,3 Millionen US-Dollar verkauft.
"Früher arbeitete man neun Stunden und verdiente 200 US-Dollar", sagt Noureddine Afsi dem US-Magazin "Wired". Heute könne man froh sein, wenn am Ende der Schicht "50 bis 60 Dollar" hängen bleiben, erklärt der Mann, der seit 2001 in New York Taxi fährt.
"Hört auf uns zu Sklaven zu machen", schrien sie, "Stoppt Ubers Gier".
Hierzulande ist das Unternehmen Uber beinahe unbekannt, in den USA ist der Smartphone-fokussierte Dienst dagegen milliardenschwer und bringt die ganze Taxibranche ins Wanken. Denn seit einigen Jahren konkurrieren erfahrene Taxifahrer, die jede Ecke ihrer Stadt kennen, mit günstigeren, häufig unerfahrenen Fahrern, die sich teilweise nur in ihrer Freizeit hinters Lenkrad setzen.
Menschen, welche allein aus finanziellen Gründen, mit dem Taxi-Fahren angefangen haben, bemängeln nun, dass jemand anders dies gleich tut.

Es wird bemängelt, dass unerfahrene UBER-Fahrer den erfahrenen Taxi-Fahrern die Fahrten wegnehmen.

Anscheinend sind die Kunden aber zufrieden mit diesen unerfahrenen Fahrern?
Wenn UBER, Lyft und Co mega kacke wäre, würde doch kein Kunde mehr mit denen fahren?

Jeder würde doch nach einer schlechten Erfahrung nach einer UBER / Lyft Fahrt beim nächsten Mal wieder in ein TAXI steigen?

Die Fahrer sind schlecht, unausgebildet, etc.: Ist doch SUPER! Dann sollen sich doch den Markt dies regeln lassen! Die Kunden werden bewerten ob sie dies auch so sehen! Und dann wieder TAXI fahren?

"GIER" wird nur widerlich, wenn sie jemand anderen nützt.

Menschen, die 1,3 Mio USD für eine Taxi-Konzession bezahlt haben, um diese später zu einem noch teureren Preis zu verkaufen, bemängeln nun die GIER eines Fahrtenanbieters, der mit doppelt so vielen Fahrzeugen Menschen günstiger von A nach B bringt.
Kannst dir nicht ausdenken.

Wie seht ihr das?
Zeige einem schlauen Menschen einen Fehler und er wird sich bedanken, zeige einem dummen Menschen einen Fehler und er wird dich beleidigen.
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sivas
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Re: New Yorker Taxi-Fahrer

Beitrag von sivas » 04.04.2018, 06:44

stern hat geschrieben:Weil die Zahl der Medaillons begrenzt ist - die Zahl wurde per Gesetz auf 11.787 begrenzt
Die Frage ist: Soll Geschftstätigkeit begrenzt werden ?
Die ganz klare Antwort lautet: NEIN !

Jeder, der sich an die gesetzlichen und sonstigen für die Tätigkeit vorgeschriebenen Regeln hält, darf diese ausüben.

Hier liegt ein Gesetz vor > Uber, Lyft und Konsorten leisten Beihilfe zu gesetzeswidrigem Verhalten, wenn sie Fahrten vermitteln und dabei genau wissen, dass bei Ausübung dieser vermittelten Tätigkeit gegen Gesetze verstossen wird > Uber, Lyft und Konsorten sind abzumahnen und gegebenenfalls zu verbieten.

Sascha1979
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Re: New Yorker Taxi-Fahrer

Beitrag von Sascha1979 » 04.04.2018, 07:23

sivas hat geschrieben:
stern hat geschrieben:Weil die Zahl der Medaillons begrenzt ist - die Zahl wurde per Gesetz auf 11.787 begrenzt
Die Frage ist: Soll Geschftstätigkeit begrenzt werden ?
Die ganz klare Antwort lautet: NEIN !

Jeder, der sich an die gesetzlichen und sonstigen für die Tätigkeit vorgeschriebenen Regeln hält, darf diese ausüben.

Hier liegt ein Gesetz vor > Uber, Lyft und Konsorten leisten Beihilfe zu gesetzeswidrigem Verhalten, wenn sie Fahrten vermitteln und dabei genau wissen, dass bei Ausübung dieser vermittelten Tätigkeit gegen Gesetze verstossen wird > Uber, Lyft und Konsorten sind abzumahnen und gegebenenfalls zu verbieten.
Gegeben welche Gesetze verstoßen uber und lyft in NY denn generell?
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Re: New Yorker Taxi-Fahrer

Beitrag von sivas » 04.04.2018, 08:23

Ich gehe davon aus, dass es nur Besitzern von Medaillons gesetzlich erlaubt ist, in New York Personen zu befördern.
Für Uber, Lyft und Konsorten Fahrende besitzen diese Medaillon nicht. Das wäre der Gesetzesverstoß. Die Vermittler leisten Beihilfe.
Zuletzt geändert von sivas am 04.04.2018, 08:25, insgesamt 1-mal geändert.

Untoter :shock:

Sascha1979
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Re: New Yorker Taxi-Fahrer

Beitrag von Sascha1979 » 04.04.2018, 08:25

sivas hat geschrieben:Ich gehe davon aus, dass es nur Besitzern von Medaillons gesetzlich erlaubt ist, in New York Personen zu befördern.
Für Uber, Lyft und Konsorten Fahrende besitzen diese Medaillon nicht. Das wäre der Gesetzesverstoß.
Quak.
Das Geschäftsmodell von UBER und LYFT ist dort prinzipiell absolut legal.

"Medaillons" sind Taxi-Konzessionen.
Nur diese Fahrzeuge sind "echte" Taxis.

UBER und Lyft sind ganz normale OnDemand Mietwägen, die legal nach Bestellung per App Personen befördern dürfen.
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Re: New Yorker Taxi-Fahrer

Beitrag von sivas » 04.04.2018, 08:45

Das Geschäftsmodell von Uber und Lyft ist legal, wenn sie bei der Betreibung auf legale Partner bauen.
Diese Partner agieren jedoch nicht legal, weil sie mit 'ganz normale OnDemand Mietwägen' operieren.

---------

Tja, da muss die 'Personenbeförderung' genauer definiert werden.
Welche Arten der Beförderung gibt es ?
Gibt es mehrere, dürfen dann auch andere Transportarten zum Zug kommen ?

Auf Deutschland bezogen würde ich eine 'ÖPNV-Einzel-Fahrt' definieren und z.B die Vorgabe machen, dass diese nur mit Taxen durchgeführt werden darf, der Tarif-und Beförderungspflicht wegen.

Dialysefahrten sind für mich keine ÖPNV-Fahrten, ebensowenig solche, die z.B. mit einem Hummer oder einem PKW der Oberklasse durchgeführt werden. Solche Fahrten müssen mit einem Mietwagen durchgeführt werden oder man gestattet Taxen bei Sonderleistungen frei vereinbare Preisaufschläge. Taxipreise wären dann Mindestpreise. Steht der Hummer am Bahnhof, muss er auch zu diesem Preis fahren, wird er extra bestellt, kostet er das doppelte. Will er nicht zum Taxipreis fahren, muss er das Teil als Mietwagen zulassen -mit allen Einschränkungen- darf aber nicht mehr über den Preis mit Taxen konkurrieren.

Das Konstrukt des Mietwagens ist nicht dazu da, Taxifahrpreise zu unterbieten. Sollte dies rechtskonform möglich sein - ist der Taxitarif zu hoch.

---------

Ach so, mit der Art der Vermittlung hat die Ausführung gar nix zu tun !
Das ist es ja was uns Uber einreden will: Digitale-App-Vermittlung > Gesetze müssen geändert werden !!! ... ausgeführt wird weiterhin analog.
Diese analoge Ausführung ist gesetzlich geregelt ! die Art der Vermittlung bedarf dieser Regelung nicht.

Was die digitale App-Vermittlung wohl vereinfacht, ist die Bündelung von Fahrten mit identischen Fahrstreckenanteilen. Sollte dies mit Taxen nicht möglich sein, muss man halt die Vorausserzungen dafür schaffen (taxameterunabhängiger Sammeltarif). Eine neue Verkehrsart dafür zu schaffen ... wo noch nicht mal Anhaltspunkte da sind, dass die Nachfrage auch vorhanden ist ... bei myTaxi werden hauptsächlich Einzelfahrten 'gematcht' - weil sie dadurch dem Fahrgast nur noch die Hälfte kosten, der Fahrer erhält den vollen Fahrpreis.
Zuletzt geändert von sivas am 04.04.2018, 10:30, insgesamt 15-mal geändert.

Untoter :shock:

RaimundHH
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Re: New Yorker Taxi-Fahrer

Beitrag von RaimundHH » 04.04.2018, 14:36

MOin,

ich will das Geschäft von Uber und Lyft nicht gut heißen, aber
Gypsy-Cabs ohne Zulassung gab es schon vor über 20 Jahren in New York
und zwar weil die "regulären" Yellow-Cabs bestimmte Stadteile gar nicht erst angefahren sind.

Die New York Episode aus "night on earth", wo kein Taxi nach Brooklyn fahren will ist
gar nicht so unrealistisch.

Ich wollte mal vom Apollo Theatre in Harlem mit dem Taxi zurück nach Manhatten,
ging nur mit einem Gypsy-Cab, weil kein Yellow-Cab weit und breit.

Ich denke, der Erfolg von Uber und Co. liegt sicher auch an der "Qualität" der regulären Taxis in New York.

Grüße

TaxiBabsi
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Re: New Yorker Taxi-Fahrer

Beitrag von TaxiBabsi » 04.04.2018, 16:47

RaimundHH hat geschrieben:MOin,

....

Ich denke, der Erfolg von Uber und Co. liegt sicher auch an der "Qualität" der regulären Taxis in New York.

Grüße
Was fuer ein Posting! Genial und weltweit zutreffend, auch in Deutschland.

Erst die bescheidene “Qualität” der regulären Taxis machte den Erfolg der anderen Anbieter moeglich.

ilkoep
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Re: New Yorker Taxi-Fahrer

Beitrag von ilkoep » 04.04.2018, 19:09

sivas hat geschrieben:Die Frage ist: Soll Geschftstätigkeit begrenzt werden ?
Die ganz klare Antwort lautet: NEIN !
Besondere Umstände erfordern besondere Maßnahmen.

Anders als auf dem platten Land ist freier (Strassen-) Raum in New York Mangelware.

Als sich während der Weltwirtschaftskrise in der 1920ern/1930ern jeder Hinz und Kunz eine Pappe ans Auto klebte und seine Dienste feilbot, drohte der Verkehr zu kollabieren. Daher die Begrenzung.

Bis 1990 funktionierte das auch ganz gut, bis einige Investoren auf die Idee kamen die Medallions als eine Wertanlage ähnlich wie Gold zu sehen. Freiwerdende Medallions wurden zu immer höheren Preisen aufgekauft und im Safe gebunkert bzw. als Sicherheit für Kredite hinterlegt. Rekordhalter ist ein "Gene" Friedman mit mehr als 800 Medallions:

http://www.businessinsider.de/nyc-taxi- ... ?r=US&IR=T

Durch die künstliche Verknappung stiegen die Preise ins Unermessliche, ebenso wie die Werte der Depots ins Unermessliche stiegen.

Leidtragende dieser Entwicklung sind neben den Fahrgästen auch die Fahrer gewesen, die horrende Gebühren an die verbleibenden Medallion-Inhaber abdrücken mussten und daher wie die Verrückten ihre Schichten abritten, sofern sie einen Wagen ergattern konnten (schichtweise Vermietung von meist ausgedienten Polizeiautos = first come, first get), nur um break-even zu erreichen. Für unrentable Fahrten bleibt da keine Zeit.

Diese Blase ist nun geplatzt. Allerdings hat New York dank Uber & Co. nun wieder die gleichen Verkehrsprobleme wie 1920/1930.

RaimundHH
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Re: New Yorker Taxi-Fahrer

Beitrag von RaimundHH » 05.04.2018, 14:25

TaxiBabsi hat geschrieben:
RaimundHH hat geschrieben:MOin,

....

Ich denke, der Erfolg von Uber und Co. liegt sicher auch an der "Qualität" der regulären Taxis in New York.

Grüße
Was fuer ein Posting! Genial und weltweit zutreffend, auch in Deutschland.
Na ich denke, zwischen den New Yorker Taxen und denen in Deutschland liegen qualitativ Welten.
Es mag ja als Tourist ganz lustig sein, mit einem durchgerockten Taxi und einem Fahrer, der
noch weniger Englisch spricht, als man selbst, durch Manhatten zu fahren.
Wer jedoch tagtäglich darauf angewiesen ist, findet das nicht mehr lustig, obwohl
das Taxifahren in New York relativ preiswert ist.

Grüße

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sivas
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Re: New Yorker Taxi-Fahrer

Beitrag von sivas » 05.04.2018, 16:39

Die amerikanischen Soldaten haben sich immer darüber gewundert, was hier für tolle Taxen rumfahren. Bei denen zuhause sind's nur Schrottkisten - dass sie keiner klaut.

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Re: New Yorker Taxi-Fahrer

Beitrag von KehrenTAXI » 06.04.2018, 17:42

Es ist entscheidend, was hier passiert, nicht in New York. Die Fahrdienste dort haben eine ganz andere Historie. Sie sind eigentlich aus Mangel an Taxis in den Vororten entstanden. Auch weil die Qualität der Fahrzeuge und Fahrer nicht immer so stimmig war oder noch ist.

Die ausländischen Gäste hier sind fast durchweg begeistert von den Organisationsstrukturen und der Qualität der Beförderung. Vor allem, wegen der extrem schnellen Bedienung, meist unter drei Minuten.

Wer hier permanent stöhnt, sind fast ausschließlich deutsche Privatleute.

Man kann aber nicht den Fahrdiensten Tür und Tor öffnen, die Taxis gleichzeitig immer strenger reglementieren und gängeln. Es führt doch nur dazu, dass Taxis demnächst auch zu Fahrdiensten werden, ohne jegliche Kontrolle. Zumal die Fahrdienste ja kaum etwas daran verdienen. Die Vermittler kassieren und betreiben ruinösen "Wettbewerb". Offen bleibt doch immer der Status der Fahrer. Stichwort "Scheinselbständigkeit". Es geht doch unbestritten in Richtung Zerstörung der arbeits- und sozialversicherungsrechtlichen Sozialstrukturen. Alles zu Gunsten der Systemanbieterkonzerne? Oder sehe ich zu schwarz?
Zuletzt geändert von KehrenTAXI am 06.04.2018, 17:44, insgesamt 2-mal geändert.
freundlichst ;-)

Stefan Kehren


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Re: New Yorker Taxi-Fahrer

Beitrag von Taxi Georg » 06.04.2018, 20:42

KehrenTAXI hat geschrieben:Wer hier permanent stöhnt, sind fast ausschließlich deutsche Privatleute.
Genau so ist es! TB ist da aber andere Meinung! ;-)
Bitte betrachtet meine Postings nicht als Verpflichtung, sondern nur als gutgemeinte Hinweise!
Diese Hinweise sollen auch keine Rechts-/Steuerberatung darstellen oder sollen diese ersetzen. ☑

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Re: New Yorker Taxi-Fahrer

Beitrag von Cabby Steve » 18.05.2018, 08:51

sivas hat geschrieben:Die amerikanischen Soldaten haben sich immer darüber gewundert, was hier für tolle Taxen rumfahren. Bei denen zuhause sind's nur Schrottkisten - dass sie keiner klaut.
Sicher. Dein Ruecken kann das natuerlich auch bestaetigen.

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