IK hat geschrieben:@hjm
Erstmal danke dir für deinen ausführlichen Beitrag. Engel hat dir schon geantwortet: Das autonome Fahren Level 5 ist noch nicht da und als solches im MOIA Antrag nicht enthalten. Deswegen sehe ich keinen Sinn dieses Thema weiter zu vertiefen.
@ IK
Gern geschehen.
Ich rate Dir von dieser Klage ab.
Grundsätzlich ist es ein politisches Problem und sollte möglichst politisch gelöst werden.
Eine Klage birgt IMMER die Gefahr, dass man es vom Gericht schriftlich kriegt, dass man nicht im Recht ist. Mit dem Urteil geht dann die Gegenseite herum und kriegt was sie will. Danach kann man eigentlich nur noch die Klappe halten.
Das problematische an dieser Klage gegen ein vergleichbares, aber deutlich billigeres Produkt eines (neuen) Mitbewerbers liegt darin, dass man sich damit gegen die Verbraucher stellt und in diesem Fall - nach Meinung vieler Zeitgenossen - auch noch gegen die Umwelt. Wenn die Medien die kommenden Ereignisse so kommunizieren, dass die Diesel-Kutscher gegen den lokal emissionsfreien E-Antrieb Sturm laufen und sich für möglichst hohe Fahrpreise engagieren, dann ist der Schuss gründlich nach hinten losgegangen. Dann hat man die Öffentlichkeit gegen sich und kann auf dem Verhandlungsweg nicht mehr viel von der Politik erwarten.
Was MOIA für die nächsten drei Jahre plant, ähnelt einer Kneipe die täglich Freibier ausschenkt, aber leider – oder Gott sei Dank! - nur 200 Plätze hat. Das mag für die Mitbewerber ärgerlich sein, aber daraus erwächst noch keine wirtschaftliche Bedrohung für das Hamburger Gastronomiegewerbe, selbst wenn der Laden immer rappelvoll ist. Wie bei MOIA werden viele das Angebot nur deshalb nutzen, weil es so billig ist. Diese Fahrgäste kommen ganz überwiegend nicht vom Taxi, sondern von anderen Verkehrsträgern wie Fuß, Fahrrad, Bus&Bahn und MIV.
Die finanzielle Auswirkung von 200 bemannten MOIAs auf das Hamburger Taxigewerbe dürfte daher in den ersten drei Jahren eine ähnliche sein, wie eine Erhöhung des Taxibestands um 30-50 Wagen, was bei 3.000 Taxen einen Umsatzrückgang von 1-2% pro Fahrzeug erwarten lässt. Darüber regst Du Dich auf?
RA Füsser, der in seinem Vortrag betont hatte, dass er sich erst wenige Stunden in das Problem eingearbeitet hat, riet zur Klage eines Unternehmers gegen den MOIA-Probebetrieb. Dies solle tunlichst ein Unternehmer machen, der wirtschaftlich nicht zu gut dasteht, um den drohenden Ruin auch glaubhaft darstellen zu können.
Ich rate von einer solchen Klage ab, denn Du wirst dem Richter kaum erklären können, dass Dich der geringe Umsatzrückgang von 1-2% bereits in Deiner wirtschaftlichen Existenz ernsthaft gefährdet. Es ist vielmehr zu erwarten, dass die Anwälte der Gegenseite Dir Deine Argumente lässig aus der Hand schlagen, und dann ist viel Zeit, Geld und Energie nutzlos vertan. Mein Rat lautet daher, diesen Punkt noch mal mit dem Anwalt Deines Vertrauens in Ruhe zu besprechen.
In den Zeiten rapide abschmelzender Polkappen beginnt die Existenzbedrohung für das Taxigewerbe erst dann, wenn MOIA 2021 die ersten 1.000 automatisierten Elektro-Wagen mit Level 5 auf die Straße stellt, dazu kostendeckende Preise nimmt (copy + paste: die ca. 80% unter denen einer Taxi-Einzelfahrt liegen werden), seinen Kundenkreis zügig bedient und wenige Monate später weitere Fahrzeuge aus dem VW-Werk in Polen nachbestellt, um die steigende Nachfrage nach der neuen, besonders umweltfreundlichen Mobilität auch bedienen zu können.
MOIA hätte mit 1.000 Wagen, die rund um die Uhr ohne Pause im Einsatz sind, eine Beförderungskapazität, die mindestens 3 x so hoch ist wie die des Hansafunks! – Das ist dann in der Tat für viele Betriebe existenzgefährdent, vorher nicht.
Drei Jahre bis 2021 sind eine sehr kurze Zeitspanne, um das Gewerbe fit für diese Zukunft zu machen. Wann willst Du Dir denn die ersten Gedanken zum Level-5-fahren machen? Drei Wochen vorher?