Wo ist der Unterschied?

Die verschärfte Ortskundeprüfung und sonstige Rätsel.
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Hoagie
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Wo ist der Unterschied?

Beitrag von Hoagie » 14.09.2013, 13:03

Hier der Fahrplan der Hamburger S-Bahn von Sommer 1939:
www.deutsches-kursbuch.de/1_34.htm

Eigentlich sollte hier der fahrplan der S11 rein, der hat sich leider gewehrt...
Das ist nämlich das Pendant zum elektrischen Teil der damaligen Hamburger S-Bahn.
Deswegen muß man sich leider manuell durchklickern:
www.hvv.de
Fahrpläne-Linienfahrplan-bei Linie und Richtung S11 wählen-mo. bis fr.

Den Abschnitt Blankenese-Wedel lassen wir mal außen vor, der wurde noch bis in die 50er unter Dampf gefahren.

Von der althamburgischen Schreibweise mal abgesehen, wer findet den Unterschied zwischen damals und heute?
Willst Du kein Fallobst, dann pflück vom Baum.

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scarda
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Beitrag von scarda » 14.09.2013, 13:46

DEREGULIERUNG IST AUCH NUR REGULIERUNG. ZIELFÜHRENDE VORSCHLÄGE? NEIN? ACH SO!
Taxi_2017 ist gut, innovativ, technisch top, hat beste Fahrzeuge zu vernünftigen, regulierten Preisen
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Re: Wo ist der Unterschied?

Beitrag von minol » 13.10.2013, 09:43

Hoagie hat geschrieben:Hier der Fahrplan der Hamburger S-Bahn von Sommer 1939:
www.deutsches-kursbuch.de/1_34.htm

Eigentlich sollte hier der fahrplan der S11 rein, der hat sich leider gewehrt...
Das ist nämlich das Pendant zum elektrischen Teil der damaligen Hamburger S-Bahn.
Deswegen muß man sich leider manuell durchklickern:
www.hvv.de
Fahrpläne-Linienfahrplan-bei Linie und Richtung S11 wählen-mo. bis fr.

Den Abschnitt Blankenese-Wedel lassen wir mal außen vor, der wurde noch bis in die 50er unter Dampf gefahren.

Von der althamburgischen Schreibweise mal abgesehen, wer findet den Unterschied zwischen damals und heute?
Du meinst sicherlich den Takt. Früher alle 3-5 Minuten, heute alle 10
Minuten.Heute fahren auf dem Abschnitt Hbf-Altona auch die Linien S21 und S31.

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Hoagie
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Beitrag von Hoagie » 13.10.2013, 15:31

Unter Anderem.
Der nächste Punkt ist der, daß die damalige Wechselstrom-S-Bahn eine nur um ein paar Minuten längere Fahrzeit hatte als die heutige Gleichstrom-S-Bahn, was durch den dichteren Takt ausgeglichen wurde.

Daß so ein dichter Takt heute nicht mehr möglich wäre, weil die Verbindungsbahn eben von drei statt einer Linie befahren werden, ist absolut richtig.

Da gibt es also unterm Strich keinen Unterschied, aber dort:

de.wikipedia.org/wiki/DR_1589a/b_bis_1645a/b

de.wikipedia.org/wiki/DB-Baureihe_474

:D

Gut erkannt, minol!
Willst Du kein Fallobst, dann pflück vom Baum.

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Beitrag von minol » 13.10.2013, 20:38

Hallo. Aha, in Hamburg fuhren also mal Wechselstrom-Oberleitungs-S-Bahnen. (Okay, tun sie jetzt ja auch wieder, aber nur auf dem Weg von Neugraben nach Stade mit einem speziellen Zug, der beide Stromsysteme kann.) In Berlin wollte man die S-Bahn ursprünglich wohl auch mit Wechselstrom und Oberleitung fahren, hat sich dann aber doch noch entschieden, mit Gleichstromschiene zu fahren, weil die Hochbahn damit erfolgreich war. Allerdings muß ich schon sagen, daß ich die Stromschienenkonstruktionen bei den Berliner Kleinprofil-U-Bahn-Linien (U1-U4) ziemlich gefährlich finde, weil dort der Strom von oben abgegriffen wird. Sie ist völlig ungeschützt. Tiere oder Menschen, die drauftreten haben ein Problem. Das ist bei den Berliner Großprofil-U-Bahnen (U5-U9), der Hamburger U-Bahn und den S-Bahnen beider Städte umproblematisch, weil die Stromschienen dort geschützt ist und der Strom von unten abgegriffen wird.

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Re: Wo ist der Unterschied?

Beitrag von LRKN » 13.10.2013, 20:57

Hoagie hat geschrieben:wer findet den Unterschied zwischen damals und heute?
1. Die Bahn fährt nach Wedel durch und man muß in Blankenese nicht umsteigen.
2. Ich vermute mal das die heutigen Bahnen eine deutlich höhere Passagierkapazität haben als früher. Das würde eine höhere Tacktung ausgleichen.
3. Heutige Bahnen sind bequemer und schneller.
4. Bahn fährt nach Stade durch. Damals sicher eine kleine Weltreise.
5. Heute fährt sie am Wochenende nachts durch.
6. Ich sehe keine Verbindung nach Pinneberg oder Bergedorf

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Re: Wo ist der Unterschied?

Beitrag von minol » 14.10.2013, 01:21

LRKN hat geschrieben: 1. Die Bahn fährt nach Wedel durch und man muß in Blankenese nicht umsteigen.
Ja, das ist mir auch aufgefallen. Vielleicht liegt das an der Elektrifizierung.

Mir ist aber nochwas aufgefallen: Der Zug aus Blankenese kommt um 7:16 in Altona an und fährt um 7:16 nach Holstenstraße weiter! :shock: Muß er nicht die Fahrtrichtung wechseln? Ging das damals so schnell? Oder haben sie sie gar nicht gewechselt? :roll:
LRKN hat geschrieben: 4. Bahn fährt nach Stade durch. Damals sicher eine kleine Weltreise.
Ja, die S3 fährt aber erst seit wenigen Jahren durch nach Stade!

Ich habe mir heute morgen in dem alten Kursbuch einige Strecken angeschaut, die ich heutzutage benutze, und habe die Zeiten verglichen. Es geht heute schon schneller - keine Frage. Aber ich hatte mir das schlimmer ausgemalt. Zum Teil habe ich echt gestaunt, wie schnell das damals ging. Beispiel: Bremen - Oldenburg 42 Minuten - heute 30 min;
Oder: Berlin Hbf (= Lehrter Bf) - Hamburg Hbf: 2h20 (!) (1939 FD 28, Abfahrt B Hbf: 21.57, Ankunft HH Hbf: 0:17). Heute mit ICE und 230km/h: 1h43 (würde er in Berlin Hbf oben halten, wären es noch ein paar Minuten mehr, sagen wir 1h48). Also eine halbe Stunde länger als der ICE für so eine lange Strecke (280km) finde ich schon beachtlich. Die müssen recht fixe Schnellzugloks gehabt haben.... Ach, ok, ich habs gerade nachgelesen: Fliegender Holländer... https://de.wikipedia.org/wiki/Berlin-Hamburger_Bahn - sehr interessant übrigens wie lange der Schienenzeppelin der Rekordhalter auf der Strecke war... ;)
LRKN hat geschrieben:6. Ich sehe keine Verbindung nach Pinneberg oder Bergedorf
Das sind andere Strecken, z.B. 100m und 100n nach Bergedorf.
Die Strecke nach Pinneberg ist die Kursbuchtabelle nach Kiel. Lustig: Damals konnte man ohne Umsteigen von Kiel nach Sternschanze fahren... ;)

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Re: Wo ist der Unterschied?

Beitrag von LRKN » 14.10.2013, 12:05

minol hat geschrieben: Mir ist aber nochwas aufgefallen: Der Zug aus Blankenese kommt um 7:16 in Altona an und fährt um 7:16 nach Holstenstraße weiter! :shock: Muß er nicht die Fahrtrichtung wechseln? Ging das damals so schnell? Oder haben sie sie gar nicht gewechselt? :roll:
Ich hab mal bei Wikipedia rumgeschaut. Wenn ich es richtig lese gab es damals sowohl eine Schienenanbindung von Norden (aus Kiel) und eine Schienenanbindung von West nach Ost für die S-Bahn. Das erklärt wohl die kurze Haltezeit.
In den 70ern wurde dann der Bahnhof untertunnelt (für die S-Bahn) und somit wohl die West-Ost Achse abgeschafft. Das alte Bahnhofsgebäude wurde dann abgerissen und durch den Betonklotz ersetzt.
Ach ja: das Altonaer Rathaus ist das ursprüngliche Bahnhofsgebäude von 1840. War mir auch neu.

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Re: Wo ist der Unterschied?

Beitrag von Hoagie » 14.10.2013, 17:20

minol hat geschrieben:
LRKN hat geschrieben: 1. Die Bahn fährt nach Wedel durch und man muß in Blankenese nicht umsteigen.
Ja, das ist mir auch aufgefallen. Vielleicht liegt das an der Elektrifizierung.

Mir ist aber nochwas aufgefallen: Der Zug aus Blankenese kommt um 7:16 in Altona an und fährt um 7:16 nach Holstenstraße weiter! :shock: Muß er nicht die Fahrtrichtung wechseln? Ging das damals so schnell? Oder haben sie sie gar nicht gewechselt? :roll:
LRKN hat geschrieben: 4. Bahn fährt nach Stade durch. Damals sicher eine kleine Weltreise.
Ja, die S3 fährt aber erst seit wenigen Jahren durch nach Stade!

Ich habe mir heute morgen in dem alten Kursbuch einige Strecken angeschaut, die ich heutzutage benutze, und habe die Zeiten verglichen. Es geht heute schon schneller - keine Frage. Aber ich hatte mir das schlimmer ausgemalt. Zum Teil habe ich echt gestaunt, wie schnell das damals ging. Beispiel: Bremen - Oldenburg 42 Minuten - heute 30 min;
Oder: Berlin Hbf (= Lehrter Bf) - Hamburg Hbf: 2h20 (!) (1939 FD 28, Abfahrt B Hbf: 21.57, Ankunft HH Hbf: 0:17). Heute mit ICE und 230km/h: 1h43 (würde er in Berlin Hbf oben halten, wären es noch ein paar Minuten mehr, sagen wir 1h48). Also eine halbe Stunde länger als der ICE für so eine lange Strecke (280km) finde ich schon beachtlich. Die müssen recht fixe Schnellzugloks gehabt haben.... Ach, ok, ich habs gerade nachgelesen: Fliegender Holländer... https://de.wikipedia.org/wiki/Berlin-Hamburger_Bahn - sehr interessant übrigens wie lange der Schienenzeppelin der Rekordhalter auf der Strecke war... ;)
LRKN hat geschrieben:6. Ich sehe keine Verbindung nach Pinneberg oder Bergedorf
Das sind andere Strecken, z.B. 100m und 100n nach Bergedorf.
Die Strecke nach Pinneberg ist die Kursbuchtabelle nach Kiel. Lustig: Damals konnte man ohne Umsteigen von Kiel nach Sternschanze fahren... ;)
zu 1.
Yep, es liegt an der Elektrifizierung.
Das habe ich ganz oben schon beschrieben und es steht auch im Kursbuch.
Deshalb hatte ich auch die S11 auch zum Vergleich herangezogen.

zu 4.
Kursbuchstrecke 190 ist die Strecke nach Stade; mit dem Personenzug war man 90 min. unterwegs, mit dem Eilzug 60 min. unterwegs ab Hamburg Hbf.
Die S3 braucht heute 59 min., wobei man aber bedenken muß, daß sie ihr eigenes Planum hat bis Neugraben und auch erst seit 30 Jahren, während sie vorher sich zwischen den Fernzügen einreihen mußte.

Auf der Strecke Hamburg-Berlin fuhren tatsächlich sehr fixe Schnellzugloks, nämlich die 05er, deren 05 002 1936 dort einen Geschwindigkeisweltrekord aufgestellt hat, den später die Engländer (wie ich finde, zu Unrecht) einkassiert haben.
Übrigens, der FD28 ist der FDt28, also ein Schnelltriebwagen...

Die Kursbuchstrecken 100m/n sind von der privaten Bergedorf-Geesthachter Eisenbahn; das Pendant zur S2/S21 nach Bergedorf ist die Kursbuchstrecke 100k der Reichsbahn.

Und 101t ist das Pendant zur S3 nach Pinneberg.

Jaja, Kursbuchlesen kann einen heutzutage ganz schön fesseln...
Ich hatte mir mal den Spaß gemacht, eine Verbindung von Hamburg Hbf in die legendäre ostpreußische Kreisstadt Pillkallen zu suchen (Es trinkt der Mensch, es säuft das Pferd, in Pillkallen ist es umgekehrt...).
Ich hatte sie auch gefunden:
D1 nach Stettin; Abfahrt 6.54, Ankunft 12.04
D23 nach Königsberg; Abfahrt 12.16, Ankunft 21.08
D3 Nach Ebenrode ("Stallupönen" war den Nazis nicht deutsch genug) :roll: Abfahrt 21.42, Ankunft 23.48
P966 nach Schloßberg/Ostpr. Rb. ("Pillkallen Rb." war auch nicht deutsch genug) :roll: Abfahrt 23.55, Ankunft 0.27

War der reinste Denksport.
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Beitrag von Wattwurm » 15.10.2013, 06:58

Solche Karte stand bei mir 1962 im Fach Heimatkunde im Klassenzimmer ...... http://www.berlinplaene.de/shop/images/ ... 937g_g.jpg ....und mein Lehrer in Heimatkunde war ein alter Parteigenosse mit Schmiß auf der Backe! Als ich Alleinstein auf der Karte nicht fand, bekam ich eine mündliche Fünf in sein Notizbuch eingetragen! Für mich enden alle Züge der Deutschen Reichsbahn an der Oder.... :lol:

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Re: Wo ist der Unterschied?

Beitrag von minol » 15.10.2013, 23:15

Hoagie hat geschrieben:Jaja, Kursbuchlesen kann einen heutzutage ganz schön fesseln...
hat mich früher als Jugendlicher immer gefesselt. Ich habe für alle
möglichen Leute in meinem Umfeld Züge rausgesucht... ;)
Heute würde ich manchmal auch gern einen Blick auf die Tabelle werfen,
um ein Gefühl für die Fahrtmöglichkeiten zu bekommen.

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Beitrag von Hoagie » 18.10.2013, 16:27

@Wattwurm:
Ich vermute mal, Du fragst Dich, warum ausgerechnet das Sommerkursbuch 1939?

Ganz einfach!
Wenn man wissen will, wo bei der heutigen DB der Fortschritt geblieben ist, dann ist dieses Kursbuch die allererste Wahl.
Auch in der Diskussion, warum die Autobahnen mit LKW`s so vollgepfropft sind ist es sehr hilfreich:
Das Streckennetz war weitaus dichter als heute und der LKW-Verkehr war, übrigens bis Anfang der 90er, konzessioniert.

Und warum ausgerechnet nach Pillkallen?
Nachdem ich im Netz über den alten Reim "Es trinkt der Mensch, es säuft das Pferd, in Pillkallen ist es umgekehrt" gestolpert bin, habe ich mir gesagt, wenn dieser Reim über eine seit Anfang 1945 nicht mehr existierenden Kreisstadt es bis ins Netz geschafft hat, dann muß mindestens eine Bahnstation vorhanden gewesen sein.
Was ja auch stimmt.
Da bietet Pillkallen sich einfach als verschärfte Prüfung, ob man den Kursbuchschlüssel kapiert hat, an.
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Beitrag von SindSieFrei? » 18.10.2013, 18:16

Das Kursbuch würde sicherlich nie den Literaturnobelpreis erhalten, obwohl es ein dicker Wälzer ist. Was du, Hoagie, allerdings daraus für Geschichten erzählst, macht die dröge Materie echt lebendig! Find ich megaklasse, auf diese Ideen zu kommen!

GLG
Dura lex, sed lex.

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