"Ich will´s ja nur mal gesagt haben ..."

Der virtuelle Taxitreff.
Wattwurm
Vielschreiber
Beiträge: 11156
Registriert: 14.07.2007, 20:40

Beitrag von Wattwurm » 07.11.2013, 23:24

IK hat geschrieben: Ich bin für den Status Quo, sofern damit gemeint ist, dass AG und AN frei ihre Verträge aushandeln können.
Die freie Vertragsgestaltung funktioniert, wenn sich zumindest zwei annähernd gleichstarke Verhandlungspartner mit annähernd gleichstarken Verhandlungspositionen gegenübersitzen! Arbeitgeber und Arbeitnehmer sitzen sich aber in einer Art Über-und Unterordungsverhältnis gegenüber. Also kann das nicht funktionieren!

Das ist ungefähr vergleichbar mit der Verhandlungsposition von Zypern und der EZB/EU/IWF als es darum ging den zyprischen Staatsbankrott abzuwenden! Die EZB/EU/IWF, auch Troika genannt, hat den armen Nikos Anastasiades den Vertrag vorgeklatscht, einen Füllfederhalter in die Hand gedrückt und eine durchgeladene Pistole an die Schläfe gehalten! In solchen Situationen gibt´s nichts mehr zu verhandeln.... :shock:

Poorboy
Vielschreiber
Beiträge: 5148
Registriert: 21.01.2005, 06:23

Beitrag von Poorboy » 08.11.2013, 00:54

IK hat geschrieben:Wir haben genug Gesetze, welche die Interessen der AN schützen.
Und an die sich niemand vollumfänglich hält. Was allerdings gewollt ist, denn es werden kaum Strafen bei Missachtung angedroht! Es sind also nur unverbindliche Empfehlungen! Das ML-Gesetz dürfte auch so angelegt werden!

Poorboy

Benutzeravatar
jr
Vielschreiber
Beiträge: 6865
Registriert: 26.04.2004, 14:44
Wohnort: Oldenburg
Kontaktdaten:

Beitrag von jr » 08.11.2013, 01:28

IK hat geschrieben:Und natürlich wünscht sich Herr Sokolovic Tarifverträge, weil diese Vieles möglich machen. Allerdings mit der Einführung eines ML von 8,50 € wird kein AV oder TV diesen unterwandern dürfen. Damit dürfte ein Tarifvertrag unter solchen Umständen kaum vom Nutzen sein.
Er hat nicht gesagt, daß er sie sich wünscht. Deshalb habe ich es ihm gewissermaßen in den Mund gelegt.
Sofern du den Wert eines Tarifvertrags auf den reinen Lohn reduzierst, dürfte sein Nutzen mit Einführung eines gesetzlichen Mindestlohns entfallen. Die Definition der Lohnhöhe stellt jedoch nur einen Teil der Verträge dar, mehr Raum nehmen die Bedingungen ein, zu denen er fällig wird. Und genau da eröffnet sich ein weites Feld, die Anforderungen insbesondere des Taxigewerbes in den Städten praxisgerecht mit dem Arbeitsrecht zu verknüpfen. Ein gesetzlicher Mindestlohn ändert an dieser Option nichts, er unterläuft freilich die Notwendigkeit, hier vom Gewerbe aus mehr Energie reinzustecken.
Wattwurm hat geschrieben:Arbeitgeber und Arbeitnehmer sitzen sich aber in einer Art Über-und Unterordungsverhältnis gegenüber. Also kann das nicht funktionieren!
Auf dem Taxitag gab es von hochrangigen Gewerbevertretern einen Satz mehrfach zu hören: "Die Fahrer in den Städten fahren, wann sie wollen, wie sie wollen und wen sie wollen." Dieses Konzept sei nicht zukunftsfähig. Es war Freude herauszuhören, daß es bald auf dem Friedhof der Geschichte abgelegt sein könnte. Das Zitat zeigt eigentlich ganz gut, wie das Verhältnis zwischen Unternehmern und Fahrern aussieht. Unterordnung vermag ich da nicht zu erkennen.

Poorboy
Vielschreiber
Beiträge: 5148
Registriert: 21.01.2005, 06:23

Beitrag von Poorboy » 08.11.2013, 01:36

Die Lohnkürzungen wurden dann wohl auf Verlangen der Fahrer vorgenommen!
Und sie bestehen wohl darauf, an den gesetzlichen Feiertagen unbezahlt zu arbeiten!

Poorboy

Benutzeravatar
jr
Vielschreiber
Beiträge: 6865
Registriert: 26.04.2004, 14:44
Wohnort: Oldenburg
Kontaktdaten:

Beitrag von jr » 08.11.2013, 02:14

Du liebst die Parolen, gut, dann bekommst du jetzt auch eine vor mir zu lesen: Ich bezahle meinen Unternehmer dafür, daß er mir das unternehmerische Risiko abnimmt, das ich mir selbst nicht leisten möchte. Die Währung, in der ich zahle, ist das leichte Schwanken meines Einkommens. Ein ausgewogenes Geschäft, zumindest solange der langfristige Trend bei der Einkommenshöhe sich nicht vom Rest der Welt abkoppelt.

So wie ich dich hier lese, wirst du auch gegen jede tarifvertragliche, praxisgerechte Ausgestaltung der Arbeitszeiten opponieren, weil sie ja von der reinen Lehre abweicht. Das kann ich nicht ernst nehmen.

Benutzeravatar
Otto126
Vielschreiber
Beiträge: 7679
Registriert: 20.03.2005, 07:51
Wohnort: Oldenburg
Kontaktdaten:

Beitrag von Otto126 » 08.11.2013, 02:39

Was ist die "reine Lehre"?

Lukas 10,7 :?:
"In der Lebenswelt gibt es drei Kategorien, das Essbare, das Kopulierbare und das Gefährliche"

"Mir gefällt Ihr Benehmen nicht."
"Macht nichts. Ich verkauf's ja nicht."

Wat woll'n die Atzen eigentlich von mir?

Benutzeravatar
jr
Vielschreiber
Beiträge: 6865
Registriert: 26.04.2004, 14:44
Wohnort: Oldenburg
Kontaktdaten:

Beitrag von jr » 08.11.2013, 03:51

Die reine Lehre der Gesetze, die ihm als Unternehmer den Weg zu mehr Umsatz freimachen sollen.

Poorboy
Vielschreiber
Beiträge: 5148
Registriert: 21.01.2005, 06:23

Beitrag von Poorboy » 08.11.2013, 04:10

Die "reine Lehre" konnte auch hier nicht beachtet werden, hätte ja den Gewinn geschmälert:

http://m.focus.de/gesundheit/news/der-n ... 49955.html

Weder Du, noch Dein Unternehmer setzen Gesetze in oder außer Kraft, hier ein bisschen Lektüre:


http://www.anwaltkanzlei.de/fileadmin/p ... _08-10.pdf

Poorboy

arne13
Vielschreiber
Beiträge: 831
Registriert: 18.07.2004, 04:43

Beitrag von arne13 » 08.11.2013, 11:28

Poorboy hat geschrieben:Weder Du, noch Dein Unternehmer setzen Gesetze in oder außer Kraft, ....
Stimmt, dass macht Prof. Dr. Dr. Poorboy, der ja nicht nur Taxiunternehmer ist, sondern im Nebenjob auch noch Richter am Verwaltungs-, Finanz- und Arbeitsgericht ist. :roll: :roll:

Arne

Benutzeravatar
Anna Chronismus
Vielschreiber
Beiträge: 2583
Registriert: 24.09.2009, 12:15
Wohnort: Hamburg

Beitrag von Anna Chronismus » 08.11.2013, 12:11

arne13 hat geschrieben:
Poorboy hat geschrieben:Weder Du, noch Dein Unternehmer setzen Gesetze in oder außer Kraft, ....
Stimmt, dass macht Prof. Dr. Dr. Poorboy, der ja nicht nur Taxiunternehmer ist, sondern im Nebenjob auch noch Richter am Verwaltungs-, Finanz- und Arbeitsgericht ist.
Einen solch unterstellten Anspruch lese ich bei Poorboy nicht heraus. Im Gegensatz zu anderen, die immer nur eine Meinung haben, fügt er auch regelmäßig Links zu Gesetzen, Urteilen, Kommentaren und Berichten bei.

Er nimmt das selbstverständliche Recht wahr, dass Gesetze für Bürger verständlich und anwendbar zu sein haben. Wir Bürger sollten "das Recht / die Gesetze" auf keinen Fall nur den juristisch Vorgebildeten überlassen, die dann daraus für sich eine Fulltime-Beschäftigungstherapie machen (die wiederum wer bezahlt?).
Action speaks louder than words
-----
Otis Redding - Hard To Handle
Single "Amen" (1968), B-Seite


Mehr Taxi-Infos bei TAXI-MAGAZIN.DE

Poorboy
Vielschreiber
Beiträge: 5148
Registriert: 21.01.2005, 06:23

Beitrag von Poorboy » 09.11.2013, 00:54

Hier haben wir das Klientel, mit dem "Überlassungsverträge" fälschlich als "Arbeitsverträge" betitelt, "auf Augenhöhe" abgeschlossen werden sollen:

http://m.spiegel.de/wirtschaft/soziales/a-932624.html

Widerwärtig!!

Poorboy

Poorboy
Vielschreiber
Beiträge: 5148
Registriert: 21.01.2005, 06:23

Beitrag von Poorboy » 09.11.2013, 07:18

jr hat geschrieben:Die reine Lehre der Gesetze, die ihm als Unternehmer den Weg zu mehr Umsatz freimachen sollen.
Die "reine Lehre" bedeutet, Fahrer nicht anteilig um ihren Lohn zu prellen.

Unabhängig davon, ob die Fahrer zu dumm sind, das überhaupt zu realisieren, oder auch "Unternehmer", die uns hier mit Urteilen zu den Tarifverträgen sächsischer Wursteindoser oder oberurselscher Triebwagenführer zu beglücken!

Poorboy

Antworten