Taxi überregional - Ich höre Stimmen

Der virtuelle Taxitreff.
Antworten
Filou
Vielschreiber
Beiträge: 2164
Registriert: 03.02.2009, 22:12
Wohnort: Schönefeld

Taxi überregional - Ich höre Stimmen

Beitrag von Filou » 06.06.2013, 17:25

Wie vielleicht einige von euch wissen, ist bei uns in Schönefeld ein ziemlich neu zusammengewürfeltes Gewerbe entstanden, damit der Flughafen von den Brandenburger LDS-Taxen alleine bedient werden kann. Dass soll hier aber nicht das Thema sein.

In letzter Zeit häufen sich Fragen der neuen Fahrer und Unternehmer, wie es denn wohl in anderen Gebieten Deutschlands so mit den Konzessionen und Verdiensten aussieht. Da es inzwischen bei uns ziemlich offensichtlich ist, dass so gut wie keine Regeln eingehalten werden und das Wort Pacht offen mit Beträgen angesprochen wird, geh ich stark davon aus, dass wir es hier mit einer Mehrheit von diesen "besonderen" Arbeitsverhältnissen zu tun haben. Diese Mehrheit scheint aber nicht an Schönefeld interessiert, sondern an den "besonderen" Arbeitsverhältnissen. Teilweise waren viele davor schon in Berlin unterwegs, teilweise wurde ihnen dort schon Schwierigkeiten bereitet, einige(wer weiß wieviele?) sind dort komplett ohne P-Schein gefahren und haben jetzt den "legalen" Weg beschritten.

Blöderweise fehlt uns jetzt eine vernünftige Mehrheit, die dank guter legaler Einnahmen, etwas für sich unternehmen kann. Die meisten Vernünftigen von den Neuen, haben inzwischen wieder das Weite gesucht oder kommen nur noch als Aushilfe. Es war mir sehr wichtig zu ergründen, wer denn sprachlich und ausbildungstechnisch etwas auf dem Kasten hat und wie diese Jungs sich ihre Zukunft vorstellen, so dass man sich ein Bild machen kann, ob sich da eine Mehrheit bilden kann. Scheint nicht so zu sein, dass man darauf bauen kann. Ich will die anderen menschlich nicht schmälern aber irgendetwas kann da mit der Einstellung nicht stimmen. Die eine Seite ist die, dass viele von denen wenig Alternativen haben mehr als ALGII zu verdienen, die andere Seite, dass diese Mehrheit es auf Dauer und legal bei uns auch nicht zu mehr schaffen wird und bis jetzt auch nicht geschafft hat. Wie seht ihr dass?

Es ist ein heikles Thema, dass, wenn man es nicht richtig behandelt, in Richtungen abrutschen kann, die wir nicht wollen. Aber man darf ruhig ansprechen, dass es "Unternehmer" in Deutschland gibt, die überregional Betätigungsfelder suchen und die prekäre Situation von Menschen ausnutzen, um an sehr einfache Gewinne zu kommen. Der Dienstleistung und unserem Gewerbe und seinen legalen Umsätzen tut dass in meinen Augen nicht gut.

Benutzeravatar
hermann
Vielschreiber
Beiträge: 427
Registriert: 28.12.2009, 07:29
Wohnort: Lübeck

Beitrag von hermann » 06.06.2013, 17:38

Stimmen hören, schon um diese Uhrzeit :D
Der Profi ist nie so von seiner Arbeit überzeugt wie der Amateur.

Filou
Vielschreiber
Beiträge: 2164
Registriert: 03.02.2009, 22:12
Wohnort: Schönefeld

Beitrag von Filou » 06.06.2013, 17:41

Nimm mal bitte die Bälle aus dem Mund, ich versteh dich sonst nicht. :wink: :lol:

Benutzeravatar
hermann
Vielschreiber
Beiträge: 427
Registriert: 28.12.2009, 07:29
Wohnort: Lübeck

Beitrag von hermann » 06.06.2013, 18:04

Filou hat geschrieben:Nimm mal bitte die Bälle aus dem Mund, ich versteh dich sonst nicht. :wink: :lol:
och Filou, den Kommentar mit den Stimmen konnt ich mir wirklich nicht verkneifen :D :D
Der Profi ist nie so von seiner Arbeit überzeugt wie der Amateur.

Filou
Vielschreiber
Beiträge: 2164
Registriert: 03.02.2009, 22:12
Wohnort: Schönefeld

Beitrag von Filou » 06.06.2013, 18:49

Ich auch nicht aber jetzt würd ich gern etwas zum neuen alten Thema hören.

Benutzeravatar
hermann
Vielschreiber
Beiträge: 427
Registriert: 28.12.2009, 07:29
Wohnort: Lübeck

Beitrag von hermann » 06.06.2013, 19:28

Filou hat geschrieben:Ich auch nicht aber jetzt würd ich gern etwas zum neuen alten Thema hören.
okeyyy,

Zu den Lübecker Verhältnissen kann ich dir folgendes sagen:

Die letzen acht von zehn Aufnahmen als Unternehmer sind Fahrer mit Migrationshintergrund.
Alles gute Leute, fleissig.

Warum nur zwei "deutsche" Unternehmer? Weil es zu anstrengend geworden ist, für sich selbst zu sorgen. Fleissig sein, 6 Tage a´ 10 Stunden auf der Taxe sitzen und dann das volle Risiko ist für die meisten nicht mehr lukrativ.

Dann lieber dem "Superstar"-Traum nachhängen, irgendwie Singen kann ja jeder.

Das alles trifft aber nicht nur für unser Gewerbe zu. Überleg mal ob du einen
Döner-Laden in deiner Umgebung unter Leitung eines Einheimischen kennst.

Bau-Nebengewerbe, Estrich und Putzen, alles Arbeiten mit vollem körperlichen Einsatz finden auch wenig Anhänger beim "deutschen" Nachwuchs
Der Profi ist nie so von seiner Arbeit überzeugt wie der Amateur.

Benutzeravatar
am
Moderator
Beiträge: 13151
Registriert: 18.03.2005, 17:29
Wohnort: Hansestadt Lübeck
Kontaktdaten:

Beitrag von am » 06.06.2013, 19:45

Gezielten Zugang von Aussen kann ich in unserem Fall nicht beobachten. Die derzeitigen Akteure sind meist schon einige Zeit als Fahrer aktiv gewesen. Einige von ihnen haben sich nun in den Jahren selbständig gemacht, meist als Graupen - freiwillig oder mangels aufnahmewilliger Zentrale. Da die Fahrer aber nicht auf Bäumen wachsen, beobachten wir eine Tendenz zu Alleinfahrern. Ob Pachtmodelle darunter sind, kann ich nicht sagen. Der Zugang zu diesen Fahrern ist für mich aufgrund meiner Gewerbeaktivitäten eher schwierig.
Es gibt kein gefährliches Halbwissen, aber zu viele schlechte Informationen.

Filou
Vielschreiber
Beiträge: 2164
Registriert: 03.02.2009, 22:12
Wohnort: Schönefeld

Beitrag von Filou » 07.06.2013, 00:53

Schön, Lübeck macht sich Gedanken, der Rest der Republik auch?

Benutzeravatar
classictaxi
Vielschreiber
Beiträge: 887
Registriert: 20.08.2009, 20:30
Wohnort: Altendresden

Beitrag von classictaxi » 07.06.2013, 06:31

Ich mach mir ja so die Gedanken.
Hier in Dresden geht es so ziemlich sauber zu. Was natürlich daran liegen kann, dass fast alle UN und Taxen in einer Genossenschaft organisiert ist. Und die achtet schon .auf sauberes arbeiten, auch wenn das manchmal schwer ist.. Und nebenbei auch unsere Ordnungsbehörde für den Gewerblichen Personenverkehr, welche auch sehr wachsam ist.
Das es in anderen Regionen anders zugeht, erfahre ich meist von unseren Touristen
Es heißt "Zeit ist Geld". Zeit ist nicht Geld, Zeit ist die Abwesenheit von Geld. Aber Heute haben wir Geld. Alles ist aus dem Gleichgewicht.

Benutzeravatar
PS-Taxi
Vielschreiber
Beiträge: 874
Registriert: 04.02.2013, 19:11
Wohnort: Berlin

Beitrag von PS-Taxi » 07.06.2013, 13:20

Wie ich schon mal schrieb habe ich genau diese Dinge bei Linne&Krause im Gutachten gelesen.

Zitat Gutachten Linne&Krause

. Effekt Druck vom Arbeitsmarkt: Ein weit gravierender Effekt ergibt sich jedoch auf der Angebotsseite: Je stärker der Druck auf dem Arbeitsmarkt, desto größer die Attraktion des Taxigewerbes für Arbeitssuchende. Hier macht sich die steigende Zahl gering qualifizierter Arbeitsloser bemerkbar. Anders als beispielsweise
das Handwerk, besitzt das Taxigewerbe nur eine vergleichsweise niedrige Zugangsschwelle. Das erhöht seine Anziehungskraft für gering qualifizierte Erwerbslose.
Für diese Menschen wird der Schritt ins Taxigewerbe häufig zum „letzten Strohhalm“.

In LDS und Berlin ist der Anteil von Leuten mit Migrationshintergrund extrem angestiegen. Dazu schreibt das Gutachten.

Problemgruppen: Auch in Köln existiert ein Sockel gering qualifizierter Erwerbsloser. Ein offenkundiges Phänomen ist in diesem Zusammenhang die Erwerbslosigkeit unter Migranten. Menschen mit Migrationshintergrund gehören zu der am meisten benachteiligten Gruppe auf dem Arbeitsmarkt. Kommt hinzu, dass der Nachweis eines geregelten Einkommens im Taxigewerbe für Nicht-EU-Ausländer auch
zur Stabilisierung des ausländerrechtlichen Status beiträgt. So entsteht ein starker nichtwirtschaftlicher Druck ins Taxigewerbe und sorgt hier für ein Angebot,
dem keine Nachfrage gegenübersteht.


In Berlin fahren 80% aller Fahrer mit Migrationshintergrund. Davon behaupte ich mal sind 60% nicht Abgaben ehrlich. Von den 20 % der deutschen Betriebe schätze ich sind 10% .
Auch die Bildung ist ein weiterer Zugangs Bringer in unserem Gewerbe. Auch hier schreibt das Gutachten treffende Worte

Zitat

Mangelnde Qualifikation: Die schlechte Positionierung vieler Türken und Türkinnen im Arbeitsleben hat vielfältige Ursachen. Entscheidend ist das niedrigere formale Bildungsniveau: Etwa ein Drittel hat keinen Schulabschluss, beim deutschen Teil
der Bevölkerung liegt die Anteil unter 3%. In der Kölner Regionalwirtschaft, die in
hohem Maße auf spezialisierte und qualifizierte Dienstleistungen basiert, droht die
Marginalisierung insbesondere der türkischen Community.



Das Gewerbe ist stark gespalten und auch sogar angestachelt durch die Politik und deren Handeln. Missstände können nur durch gezielte Maßnahmen bekämpft werden wobei FT und Ml nur 2 kleine Bausteine sind damit Betriebe wieder ehrlich arbeiten und abrechnen. Auch hier ein Zitat aus dem Gutachten.

Zitat


Angebotsfaktor Marktverzerrung durch semiprofessionelle Betriebe
Wie auch in anderen Städten hat sich der Gutachter entschieden, bei der Darstellung der Erhebungsergebnisse zwischen zwei Gruppen zu unterscheiden:
• Plausible oder professionelle Betriebe: Betriebe, deren Unterlagen nach den Erfahrungen des Gutachters weitgehend plausibel bzw. nicht bereits „auf den ersten
Blick“ unplausibel sind. Hier kann meist ein regulärer und weitgehend professioneller Geschäftsgang angenommen werden.
• Unplausible oder semiprofessionelle Betriebe: Betriebe, deren Unterlagen die betriebswirtschaftliche Logik und Plausibilität fehlt.
Als ein maßgebliches Kriterium für die oben getroffene Unterscheidung kann aus Sicht des
Gutachters die Höhe des Jahresumsatzes herangezogen werden.

Benutzeravatar
Otto126
Vielschreiber
Beiträge: 7679
Registriert: 20.03.2005, 07:51
Wohnort: Oldenburg
Kontaktdaten:

Beitrag von Otto126 » 07.06.2013, 14:10

Auto fahren kann halt jeder ***, ist doch keine Arbeit... :twisted:
"In der Lebenswelt gibt es drei Kategorien, das Essbare, das Kopulierbare und das Gefährliche"

"Mir gefällt Ihr Benehmen nicht."
"Macht nichts. Ich verkauf's ja nicht."

Wat woll'n die Atzen eigentlich von mir?

Antworten