Fahrgaeste / Menschen / Gesellschaft im Zeitverlauf

Der virtuelle Taxitreff.
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alsterblick
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Fahrgaeste / Menschen / Gesellschaft im Zeitverlauf

Beitrag von alsterblick » 24.09.2015, 14:47

Vor dem Hintergrund vielerlei im Grunde mensch-/gesellschaftlicher Krisen der letzten Jahre (Bankenskandale,
andere Großbetrugs-Skandale bis hin zum jüngsten VW Skandal) haben nach meinem Eindruck Vorteilsnahmen (u. solche Versuche) durchaus zugenommen und möchte mal an die Älteren hier in die Runde fragen, ob Ihr das Fahrgastbetragen gegenüber Euch im Zeitablauf und als weiteren möglichen Indikator (über die letzten ca 20-30 Jahre) als wesentlich verändert (positiv/negativ) wahrnehmt ?

Ich für meinen Teil vergleiche meine erinnerbaren Fahrgasterfahrungen in den 90er mit denen der jüngsten Jahre (dazwischen hatte ich keine) und komme zu dem Schluß einer relativen Konstanz des Betragens der „Mitmenschlichkeit“ und erkläre es mir so, dass der insgesamte Ordnungsrahmen (Polizei, mögliche Inanspruchnehmbare von Justiz ….) um unseren Job herum im Zeitablauf auch immer nahezu gleich war, so dass das Miteinander schon immer flankiert / verläßlich geregelt war.

Das Betragen (streitsüchtig, auch mal versuchen nicht zu bezahlen usw. und auch gelegentlicher Unhöflich-/Unfreundlichkeit) sehe ich also als konstant an.
Hingegen sich in den oberen Etagen (VW, Banken usw.………..) offenbar Ungehemmtheit in Vorteilsnahme mehrt, die ich mir damit erkläre, dass man sich dort über Regeln nahezu ungestraft hinwegsetzen kann, bzw das Risiko erwischt/persönlich belangt zu werden eher gering und gar null ist.

Mein Fazit: Der Mensch tendiert gar nicht dazu „zerstörerisch vorteilsnehmend“ gegenüber Mitmenschen/Gesellschaft zu sein, wenn er von dieser zugleich konsequent belangt / verfolgt sanktioniert wird/würde und hält sich somit vielmehr an Regeln für ein verträgliches Miteinander.
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Re: Fahrgaeste / Menschen / Gesellschaft im Zeitverlauf

Beitrag von LRKN » 24.09.2015, 15:04

Ich weiß nicht ob ich mit meinen 15 Jahren schon zu den älteren zähle. Aber trotzdem gebe ich mal meine Einschätzung dazu ab:

Im Grunde habe ich das subjektive Gefühl, dass die Fahrgäste mit der Zeit immer entspannter und die Fahrten dadurch angenehmer wurden. Es gibt kaum noch Fahrgäste die sich über den "teuren" Taxitarif ärgern, ohne Uhr fahren wollen oder Quittungen ohne Datum haben wollen. Auch beschwerden über die Fahrtroute sind extrem selten geworden.

Ich vermute mal, dass die Fahrgäste inzwischen (auch dank des Mindeslohns) realisiert haben das Taxifahren nicht "teuer" ist, dass im Gewerbe grundsätzlich die Regeln mehr eingehalten werden als vor 15 Jahren und somit die große Masse an Taxis gute Qualität liefern und wenig Grund zu beanstandungen haben. Allerdings halte ich es in meinem speziellen Fall auch für Ausschlaggebend, dass ich nicht mehr (wie vor 15 Jahren) Nachts fahre. Daher treffe ich auch sicherlich seltener auf schwierige Fahrgäste.

Die einzig negative Entwicklung ist, dass es weniger Gespräche im Taxi gibt, weil die Quote an auf-das-Handy-starrende-Fahrgäste deutlich zugenommen hat. Aber das ist nunmal der Lauf der Dinge.

Aber vom Taxierlebinss auf die Wirtschaftsbosse abzuleiten ist schon sehr weit an den Haaren herbeigezogen. Die große Masse macht einen guten Job. Es gibt dort genauso viele schwarze Schafe wie im Taxigewerbe. Und die schwarzen Schafe gab es auch schon in den 60ern, 70ern, 80ern, 90ern und wird es auch immer wieder in der Zukunft geben.

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Re: Fahrgaeste / Menschen / Gesellschaft im Zeitverlauf

Beitrag von Guter_Kollege » 24.09.2015, 19:29

alsterblick hat geschrieben: Mein Fazit: Der Mensch tendiert gar nicht dazu „zerstörerisch vorteilsnehmend“ gegenüber Mitmenschen/Gesellschaft zu sein, wenn er von dieser zugleich konsequent belangt / verfolgt sanktioniert wird/würde und hält sich somit vielmehr an Regeln für ein verträgliches Miteinander.
War das jetzt ein Plädoyer für mehr Strafverfolgung und Kontrolle? Und daran soll die Welt genesen?

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Re: Fahrgaeste / Menschen / Gesellschaft im Zeitverlauf

Beitrag von alsterblick » 24.09.2015, 21:43

Diesen Gedanken eines moeglichen FG-Wandels trage ich schon länger mit mir auch vor dem Hintergrund, ob die gewöhnlichen Menschen kranken könnten oder falsch wuerden, aber kann es interessanterweise nicht feststellen.
Hingegen die Welt insgesamt auf anderer Ebene durchaus erkennbar faul/er wird.
Diese Gedanken dachte ich hier einfach mal teilen zu können......... :roll:
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Re: Fahrgaeste / Menschen / Gesellschaft im Zeitverlauf

Beitrag von Löwenzahn » 25.09.2015, 07:30

Damals hatte ich Kunden, die beim Anblick von schönen Frauen das Fenster öffnen und hinterherpfiffen und grölten. Das Ganze so laut, dass sich die Insassen der PKWs vor und neben uns zu uns herumdrehten und vor Lachen platzten.

Heute konnte ich die gleiche Szene aus einem anderen Taxi beobachten.

Es gibt Dinge, die kann man wohl nicht ändern.

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Re: Fahrgaeste / Menschen / Gesellschaft im Zeitverlauf

Beitrag von Guter_Kollege » 26.09.2015, 11:55

"Dinge" schon, nicht aber die Menschen, genauer: Männer.
Dazu müsstest Du schon in deren Genom herumpfuschen, was aber den Fortbestand unserer Art gefährden würde.

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Re: Fahrgaeste / Menschen / Gesellschaft im Zeitverlauf

Beitrag von Löwenzahn » 26.09.2015, 15:45

Solche Fahrgäste sollten einen Zuschlag für Fremdschämen bezahlen. Was die verzapfen, ist ja schließlich auch für den Taxifahrer peinlich.

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