"Das lange Warten" NRZ 13.08.2004

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KehrenTAXI
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"Das lange Warten" NRZ 13.08.2004

Beitrag von KehrenTAXI » 13.08.2004, 20:52

Artikelaus der NRZ:


Das lange Warten


TAXI / Weniger Lizenzen? Besserer Service? Weil Fahrgäste ausbleiben, sucht die Branche nach dem Ausweg aus der Krise.


AN RHEIN UND RUHR. Einbrechende Kundenzahlen, steigende Benzinpreise und zu viele Konzessionen bei Miet-Droschken: Die Situation der Taxiunternehmen an Rhein und Ruhr ist so schlecht wie schon lange nicht mehr. Viele Unternehmen versuchen deshalb, durch bessere Serviceleistungen neue Kunden zu gewinnen.

"Wir befinden uns in einem ruinösen Zustand", klagt Rolf Sebetzky, Vorstand von Taxi Düsseldorf. "Mehrere Unternehmen müssen das Handtuch schmeißen. Jetzt liegt es an der Stadt zu handeln. Am wichtigsten ist, dass die Zahl der Konzessionen verringert wird", so Sebetzky. Die Nachfrage sei viel geringer als das Angebot. So komme in deutschen Städten durchschnittlich ein Taxi auf 1000 Einwohner - in Düsseldorf seien es lediglich 470 Einwohner.

Für die Fahrer heißt das: Es bleibt erheblich weniger Geld im Portemonnaie. Noch einmal das Beispiel Düsseldorf: 1347 Konzessionen hat die Stadt an 645 Unternehmen vergeben. Genutzt werden sie von etwa 5500 Fahrern, die im Durchschnitt zwölf Stunden am Lenkrad sitzen. Sind sie angestellt, bekommen sie 48 Prozent des Brutto-Umsatzes, den sie pro Schicht eingefahren haben. Das sind oft nur 700 bis 800 Euro im Monat.

Verstärkte Suche nach Schwarzarbeitern

Für viele ist das Taxifahren nur ein Nebenjob, manche Fahrer kassieren nebenbei missbräuchlich Sozialhilfe. Bei einer Aktion gegen Schwarzarbeit im Juni in Essen stoppten Polizei, Straßenverkehrsamt und Zoll 58 Taxen. 27 Fahrer wurden eingehend überprüft, und bei einem guten Drittel wurden Verstöße festgestellt. Eine Quote, die Uwe Schulz Thomale vom Hauptzollamt Duisburg nicht verwundert: "Ich schätze, dass mehr als ein Drittel der Fahrer nicht koscher ist, was Schwarzarbeit betrifft." Der Wettbewerb im Taxigewerbe werde immer härter, da seien viele Unternehmer und Fahrer für Vergehen dieser Art anfällig.

"Seit drei Jahren geht es nun schon bergab", hat Hans Meißner, Präsident des Bundesverbandes der Deutschen Taxi-Unternehmen beobachtet. Das Attentat von New York, die Teuro-Debatte, Arbeitslosigkeit, Gesundheitsreform - und jetzt auch noch der teure Sprit. "Die Sparsamkeit der Kunden gefährdet viele Kollegen in ihrer Existenz", weiß Meißner. Und steigende Kosten durch teuren Diesel könne man nicht einfach weitergeben. "Das Verfahren für die Festsetzung neuer Gebühren dauert Monate." Außerdem gebe der Markt keine höheren Preise her.

Die Flaute trifft übrigens nicht nur die Betriebe in den großen Städten. Auf dem Land und in kleineren Orten hat die Gesundheitsreform das Gewerbe hart getroffen. Es ist komplizierter geworden, Taxi-Fahrten zur Behandlung mit der Kasse abzurechnen. Mindestens um zehn Prozent seien diese Krankenfahrten zurückgegangen. Und die Kassen wollen die Preise immer weiter drücken. "Die wollen von unserer Notlage profitieren", schimpft Taxi-Präsident Meißner.

Eine Abschaffung der Öko-Steuer würde schon helfen, meint der Funktionär und Unternehmer - und weiß doch zu genau, dass die Regierung auf diese Einnahmen nicht verzichten wird. Also versucht die Branche, durch besseren Service neue Kunden zu gewinnen. In München kann man extra ein " Senioren-Taxi" bestellen. Der Fahrer holt den Fahrgast an der Wohnungstür ab, bringt ihn auf Wunsch auch bis ins Wartezimmer des Arztes und erledigt kleinere Einkäufe. Beim Dortmunder Qualitätsprojekt "Plus Taxi" wird dem Kunden ein geschulter, sprachkundiger und hilfsbereiter Fahrer in einem sauberen und modernen Auto versprochen. Rund die Hälfte aller 763 Ta-xen beteiligen sich inzwischen daran. Das Beschwerdeaufkommen sei insgesamt gesunken, hieß es.

Fahrer sollen besseres Benehmen lernen

Die Münsteraner Taxifahrer haben bereits vor eineinhalb Jahren ein so genanntes Service-Taxi eingeführt. "Entscheidend sind der Zustand des Fahrzeugs und gewisse Benimmregeln für den Fahrer", sagt Roland Böhm, Vorstand der Taxizentrale Münster. Beides werde vertraglich festgelegt, bei Verstößen drohe der Entzug des Prädikats.

"Dem Taxigewerbe ist bewusst, dass Qualität ein Marketingmittel ist", so Bernd Schößler, Vorstandssprecher des Taxi-Ruf Köln. In den vergangenen vier Jahren sind hier die Kundenzahlen um etwa 20 Prozent gesunken. "An den Preisen kann das nicht liegen, denn die sind seit 2001 stabil", so Schößler. Die Taxifahrer spüren die Konkurrenz der öffentlichen Verkehrsmittel, die vor allem ihre Fahrten in den Randzeiten ausgeweitet haben. "Weniger Taxen wären im Moment hilfreich", sagt Schößler. Dafür ist in Köln aber die Stadt zuständig.

Die Fahrer können Einkommenseinbußen nur durch längere Arbeitszeiten ausgleichen. "Das ist ein hartes Brot. Eine Acht-Stunden-Schicht reicht schon längst nicht mehr aus, um auf die Kosten zu kommen", sagt Spyridon Athanasiou von der Taxigenossenschaft Bieta in Bielefeld. "Viele Unternehmer überlegen sich deshalb, das Geschäft aufzugeben." (NRZ/dpa)
freundlichst ;-)

Stefan Kehren


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