Schnapsidee im Polizeidienst (taz)

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hjm
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Schnapsidee im Polizeidienst (taz)

Beitrag von hjm » 12.01.2005, 22:56

Schnapsidee im Polizeidienst

Betrunkener Hamburger Polizist, der einen Taxifahrer grundlos würgte, zu Bewährungsstrafe verurteilt. Entlassung aus dem Polizeidienst steht bevor

Das Urteil bedeutet das Ende seiner Karriere. Wegen versuchter schwerer Nötigung und Körperverletzung im Amt wurde der Hamburger Polizist Sven S. gestern vom Amtsgericht zu einer siebenmonatigen Bewährungsstrafe verurteilt. Da der 33-Jährige noch Polizist auf Probe ist, gilt seine Übernahme in den Polizeidienst und in das Beamtenverhältnis als ausgeschlossen. Bereits vor der Verhandlung war er vom Dienst suspendiert worden. "Sie werden ihr Leben neu ordnen müssen", gibt ihm die Vorsitzende Richterin Margrit Glogau-Urban mit auf den Weg.

Es sei eine "Schnapsidee" gewesen, so die Richterin, mit der Sven S. sich seine berufliche Zukunft nahm. Nach Aussagen der vernommenen Zeugen stieg der Beschuldigte am frühen Morgen des 17. Juni 2004 nach ausgiebiger Zechtour gemeinsam mit einer Bekannten stark angetrunken in ein Taxi ein, um sich nach Hause chauffieren zu lassen. Sein Blutalkoholwert liegt zu diesem Zeitpunkt zwischen 2,2 und 2,5 Promille. Doch die Tour nach Harburg endet schon am Fuße des Michel. Bereits nach wenigen Metern fängt Sven S. grundlos Streit mit dem Taxifahrer an, will dessen Lizenz sehen.

Der aus Ostafrika stammende Mann verweigert dies. Um seiner Forderung Nachdruck zu verleihen, hält der Polizist dem Fahrer seinen Dienstausweis unter die Nase und fordert diesen auf, ihm die Autoschlüssel auszuhändigen. Als der Chauffeur auch dies verweigert, nimmt Sven S. den Fahrer von hinten in den Würgegriff und verletzt ihn dabei leicht. Anschließend rufen beide unabhängig voneinander die Polizei, die kurz darauf erscheint. Dem vernehmenden Beamten begründet der Betrunkene laut Polizeiprotokoll seinen Übergriff mit den Worten: "Schwarze muss man doch kontrollieren."

Im Verfahren zeigt sich Sven S. reumütig, entschuldigt sich glaubhaft und bietet von sich aus Schmerzensgeld und Schadensersatz an. An den Vorfall will er sich aufgrund seiner Trunkenheit nicht mehr im Detail erinnern können. Er berichtet freimütig von seinen privaten Schwierigkeiten und davon, dass er sich wegen seiner Alkoholprobleme - die ihm kurz zuvor schon den Führerschein gekostet haben - in eine Gesprächstherapie begeben hat. Doch alle Reue kommt zu spät.
Für Staatsanwalt und Gericht steht am Ende der Verhandlung fest: Mit der Präsentation seines Polizeiausweises habe sich der 33-jährige in den Dienst versetzt, als Polizist gehandelt. Trotz erheblichen Alkoholkonsums könne nicht von einer stark verminderten Schuldfähigkeit die Rede sein; allenfalls sei seine Steuerungsfähigkeit eingeschränkt gewesen. Positiv bewertet die Richterin, dass der Angeklagte seine "erhebliche Suchtproblematik konkret angegangen ist". Nun wird sich der gelernte Optiker auch noch einen neuen Job suchen müssen." Marco Carini

taz Hamburg Nr. 7563 vom 13.1.2005, Seite 21, 93 Zeilen (TAZ-Bericht), Marco Carini

http://www.taz.de/pt/2005/01/13/a0289.nf/text

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Beitrag von hjm » 13.01.2005, 01:11

VOR GERICHT | 13.01.2005

Polizist würgte Taxifahrer
STEPHANIE LAMPRECHT

Im Vollsuff verlangt Sven St. dreist die Lizenz »Schwarze muss man kontrollieren«

Er war so stolz auf seinen Dienstausweis, nahm ihn sogar mit zum Kiezbummel. Nun steht Polizist Sven St. (33) vor den Trümmern seiner Karriere: Er hat sich im Suff in den Dienst versetzt, einen Taxifahrer bedrängt und gewürgt. Urteil: Sieben Monate Haft auf Bewährung.

Der Angeklagte, smart im dunklen Anzug mit Schlips, gab sich geknickt. An den Angriff auf den Taxifahrer erinnere er sich nicht mehr, er sei in jener Nacht "sturzbetrunken" gewesen.

Sven St. schilderte in seiner Aussage hauptsächlich sein Pech mit Frauen. Seine große Liebe heiratet demnächst einen anderen, seine Jugendfreundin verheimlichte ihm sieben Jahre lang das gemeinsame Kind.

Das Mitgefühl der Zuhörer schwindet bei der Aussage des Taxifahrers Erwin S. (57), der im Juni 2004 den Angeklagten und dessen Bekannte von der Reeperbahn nach Harburg fahren sollte.

In Höhe des Michels wollte Sven St. plötzlich die Lizenz des schwarzafrikanischen Fahrers sehen. Als der sich weigerte, zückte der stark angetrunkene Fahrgast seinen Dienstausweis, rief "Ich bin deutscher Polizist", forderte die Autoschlüssel.

Als Erwin S. ablehnte, legte der Polizist seinen Arm um den Hals des Opfers, drückte den Mann gegen den Sitz und wollte den Schlüssel beschlagnahmen. Den zur Hilfe gerufenen Kollegen teilte der alkoholisierte Ordnungshüter mit, dass man "Schwarze doch kontrollieren" müsse. Sein Verteidiger erklärte, der Mandant habe "Schwarzarbeiter" gemeint.

Der malträtierte Taxifahrer erlitt Schmerzen an der Halswirbelsäule und Angstzustände. Richterin Margrit Glogau-Urban sprach den Angeklagten der versuchten schweren Nötigung sowie der Körperverletzung im Amt schuldig.

Sven St. ist wegen Alkohols am Steuer vorbestraft. Da der gelernte Augenoptiker sich noch in der Probezeit als Polizist befindet, bedeutet das Urteil das Ende seiner Laufbahn. Staatsanwalt Boris Bochnick: "Für Fremdenfeindlichkeit ist in der Hamburger Polizei kein Platz."

http://www.mopo.de/nachrichten/102_panorama_72714.html

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