Die ultimative Lösung ?

Jörn

Beitrag von Jörn » 15.09.2004, 14:29

Was die Deregulierung anbelangt, da ja mal von Herrn Gieselmann und dem Hansa lange Zeit intensiv propagiert wurde, haben wir als Resultat davon doch die Mietwagen! Was sind die den sonst?

Ursprünglich waren diese 'Mini-Cars' ja mal eine wirklich ordentliche Folge der Diskussion um Transportpreise.

In Lübeck (so etwa Anfang der Siebziger) waren diese ersten Mini-Cars auch wirklich solche. Nämlich Renault R 4. Die fuhren zum halben Preis wie ihre Daimler-Taxen-Konkurrenz und hatten einen WAHNSINNS-ERFOLG!

Das sah die etablierte Taxi-Branche natürlich gar nicht gerne und machte sie durch mehr als kriminelle Taten wieder kaputt, indem man den unbeaufsichtigt rumstehenden Wagen die Reifen zerschnitt und die Telefonleitungen blockierte usw. usw.
Das ging solange, bis diese Firma (toller Erfolg!) kaputt war!

Heute sind diese Wagen auch Daimler und fast genauso teuer wie ihre eierschalen-farbene Konkurrenz!

Ich persönlich würde die Freigabe begrüßen und eine Flotte Ladas, oder Fiat Pandas etc., zulassen. Draussen dran: HIER FAHREN SIE ZUM HALBEN PREIS!
Der Erfolg wäre vorprogrammiert!
Auto knallrot und klar erkenntlich!
Nach vier Jahren (Lada gibt drei Jahre Garantie, soviel ich weiß!) werden die Karren auf den Müll geworfen und durch neue ersetzt!

Dem Kunden ist es nämlich absolut egal (ein paar Bekloppte ausgenommen), mit was für Wagen sie kutschiert werden! Hauptsache preiswert!

E. G. Engel
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Beitrag von E. G. Engel » 16.09.2004, 05:42

Mittlerweile gibt es so eine Art Wettlauf wer die Forderung nach Subventionen erfunden hat. Ich glaube ich bin da etwas missverstanden worden. Es geht mir nicht um Subventionen, sondern um die Änderung unserer Gewerbestruktur. Die Subvention ist nur das Hilfsmitttel.

Im Prinzip bin ich gegen Subventionen für privatwirtschaftliches Handeln. Darum noch einmal in Kurzform.

1. Phase

Es erfolgt nur ein Austausch „schwarze“ gegen „weiße Subvention“ mit dem Ziel die Spreu vom Weizen zu trennen. Wer die „weiße Subvention“ beantragt und erhält muss zwangsläufig auf die „schwarze Subvention“ verzichten da er zum erhalt seine Umsatzzahlen darlegen muss. Wer die „weiße Subvention“ nicht beantragt verhält sich ökonomisch irrational (unwahrscheinlich) oder verdient mehr an der „schwarzen Subvention“ und begründet somit einen Verdacht der Prüfungen zwangsläufig nach sich zieht.

2. Phase

Nach einer Zeitspanne hat sich der Markt gesäubert. Es liegen echte Zahlen vor. Ein Tarif kann entsprechend der Kostenseite inkl. Löhne und akzeptablen Betriebsgewinn errechnet werden. Die „weiße Subvention“ ist erst einmal aus Gewerbesicht überflüssig.

3. Phase

Der sich ergebende Tarif wird höher (wg. echter Kosten) sein als heute und die Taxenanzahl wird geringer sein wie heute da es weder ein „weißes“ noch ein „schwarz subventioniertes“ Überangebot mehr gibt.

4. Phase

a. Die Politik entscheidet dann ob der wirtschaftliche Tarif sozialverträglich ist und politisch verantwortet werden kann oder soll. Wenn ja, keine Subvention, wenn nein, Subvention in Höhe der gewünschten Tarifminderung. Von der Politik zu entscheiden und zu bezahlen.

b. Die Politik entscheidet über den gewünschten Versorgungsgrad. Sie entscheidet ob die beförderungswillige Person (z. B. in Spitzenzeiten) 10 min, 20 min oder 30 min auf eine Taxe warten muss. Je mehr Taxen prozentual über der wirtschaftlich relevanten Zahl gewünscht werden Taxenüberhang), je höher fällt der prozentual notwendige Tarifaufschlag aus den die Politik zu bezahlen und zu verantworten hat

Es ist festzuhalten dass die von der Politik zu zahlende „weiße Subvention“ nicht dem Gewinn des Unternehmens zugeschlagen wird sondern den Geldbeutel des potentiellen Fahrgastes schont, bzw. als Zeitkomfort dem Fahrgast zu Gute kommt.

Beispiel zu a.

Wirtschaftlich notwendiger km-Preis 1.80 Euro. Von der Politik als sozialverträglich erachtet 1.60 Euro. Taxameter 1.60 Euro/km, 0.20 Euro/km Subvention von der zuständigen Behörde auf Antrag zu erstatten.

Beispiel zu b.

Taxenüberhang von 10% wird von der Politik als notwendig erachtet (Ole hat 25 min gewartet). Taxameter 1.60 Euro/km x 1,1 = 1.66 Euro/km plus 0.20 Euro von der zuständigen Behörde auf Antrag zu erstatten (Werte von a. weitergerechnet). Die Politik entscheidet, ob sie die Minderung der Wartezeit von Ole als sozial notwendig erachtet und die Kosten übernimmt oder nicht. Wenn ja, bleibt der km-Preis bei 1.60 Euro/km und die Subvention beträgt 0,36 Euro/km, wenn nein sind es 1.66 Euro/km und die Subvention bleibt bei 0.20 Euro/km. Auch hier ist wichtig, die Subvention bekommt der Fahrgast und nicht der Unternehmer, da in geschäftsschwachen Zeiten der Taxenüberhang zu einer Umsatzminderung führt so dass kein Extraumsatz/-gewinn anfällt.

Wichtige Randbemerkungen

Phase 1 ist zumindest in der Bilanz für die öffentlichen Haushalte Kostenneutral (siehe meine Ausführungen).

Phase 2 erspart den öffentlichen Haushalten Geld, bzw. füllt die Kassen auf (keine „schwarze Subvention“ mehr)

Phase 3 mutet (?) den Bürgern ECHTE Preise zu.

Phase 4 subventioniert den Taxi fahrenden Bürger, nicht das Gewerbe.

Der Wechsel von einem Taxigewerbe heutiger Prägung zu einem sauberen Gewerbe mit ordentlichen Arbeitsplätzen etc. ist gelungen.

Die ganze Thematik kann durch den gleichzeitigen Einbau von Fiskaltaxametern in Phase 1 gestützt werden und müsste auch den Vorstellungen von Linne & Krause nahe kommen. Mit Sicherheit müsste solch ein Unterfangen von einer kompetenten Unternehmensberatung begleitet werden. Ein paar verständige und fähige Gewerbevertreter wären auch nicht schlecht.

(Es ist klar dass dies nur eine Grobzeichnung ist und kein fertiges Projekt).


Gruß Eberhard

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Beitrag von pl » 16.09.2004, 14:42

Genauso hab ich das auch verstanden. Und wenn es sich nicht auf rhetorische Gemeinplätze wie kostendeckender Tarif und sozialverträglicher Lohn stützt (darüber, was das genau ist, wäre sich erst einmal zu einigen, wovon wir weit entfernt sind), hat das Ganze auch Hand und Fuß.

Mein Ansatz ist ja bekanntlich ein anderer, nämlich in erster Linie eine direkte Steigerung der Qualität (deren Notwendigkeit ist wohl der einzige Punkt, über den sich wirklich alle einig sind) und Verminderung des Angebots über eine Selektion der Fahrer durch wesentlich höhere Prüfungsanforderungen im Hinblick auf Eigenschaften, die aus Kundensicht und aus ordnungspolitischer Sicht wünschenswert sind.
Über die Sozialverträglichkeit der Tarife mache ich mir dabei erstmal keine Gedanken, denn der Taxenverkehr gehört ja nicht zu den Lebensnotwendigkeiten wie Essen und Wohnen. Und wo doch, ist er - etwa von Krankenkassen oder Sozialämtern - zu erstatten.
Wenn die Politik dennoch einen sozialvertäglichen Tarif (was immer das sein mag) unterhalb des marktgerechten (und damit zwangsläufig auch kostendeckenden) Tarifs möchte, muß sie ihn in der Tat nach deinem Muster subventionieren.
Die Verfügbarkeit ist ebenfalls eine politische Entscheidung. Da Verfügbarkeit ein wesentliches Merkmal des Taxenverkehrs ist (sonst könnte man gleich den Bus nehmen), wäre sie nicht zu niedrig anzusetzen.
Bei der entspr. Fahrerselektion wird der Lohndruck durch den Arbeitsmarkt wesenlich abgemildert werden, so daß sich entspr. bessere Einkommen ergeben dürften - der Tarif muß dann einfach so hoch sein, daß sich die gewünschte Verfügbarkeit einstellt - so die Idealvorstellung.

Das Ziel ist dasselbe, der Weg unterschiedlich, hat aber sogar über weite Strecken eine ähnliche Funktionalität. Das bedeutet nicht, daß sich die Wege ausschließen, sie lassen sich auch kombinieren - eine solche Kombination würde sicherlich das notwendige Maß der anfänglichen weißen Subvention senken.

Zwei Punkte begeistern mich bei meinem Weg vor allem (ja, ich bin auch begeistert :-)):
Er ist systematisch sauber, weil er sich (fast?) nur auf Marktmechanismen stützt und er setzt direkt an einem Punkt an, über den sich ausnahmsweise alle einig sind (Qualität).

Ob er wunschgemäß funktionieren würde, weiß man - wie immer - natürlich erst, wenn man es ausprobiert hat.

--pl.

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Beitrag von pl » 16.09.2004, 18:41

Nachtrag:

Einen Punkt trifft mein Gedanke leider wenig - nämlich wie man die Fahrer wieder loswird, die man lieber nicht auf der Straße hätte.

Daß er sich nahtlos mit deiner Idee und mit dem Fiskaltaxameter light zusammenfügen läßt, sehe ich als erfreulich an.

Ich denke aber, daß eine massive Tariferhöhung, bevor das Taxenangebot nochmal deutlich kleiner geworden ist, alle diese Bemühungen und deren Wirkung torpedieren dürfte.

--pl.

Jörn

Beitrag von Jörn » 16.09.2004, 20:22

Solange wir eine 'freie Marktwirtschaft' haben, die ja nicht zuletzt eine Erfindung der CDU (sprich: Ehrhard) ist, kann man nicht einfach jemanden aus dem Gewerbe drängen, es sei denn, er macht kriminelle Sachen! Da haben wir ja mit unserem Weißrussen schon mal ein gutes Beispiel gesetzt!

Was den 'Service' anbelangt, so sehe ich da das Problem, daß zwar, wie hier in Hamburg, ein paar Fahrer von einer gewissen Zentrale etwas mehr Umsatz machen, als diejenigen der Konkurrenz, wobei ein Achten auf Pünktlichkeit, Sauberkeit, Höflichkeit und Fachkunde sicherlich mit ein Grund ist, aber dieses wird erkauft durch extrem hohe Gebühren und Umlagen für die Unternehmer (z.B. jetzt gerade das neue Funkgerät, was mal eben 2.700,- Eurochen kostet (gut: Man kann es auch leasen, was aber letztendlich auf das Gleiche herauskommt), bezahlt wird, was ein Existieren mit fairen Erträgen kaum möglich macht.

Deswegen werden, mit Hilfe der Erpressung (Wenn es dir nicht paßt, fahr doch woanders!) der Fahrer, deren Löhne brachial gekürzt. Von Sozialabgaben wie Urlaubsgeld und Gehaltfortzahlung können auch bei denen 95% der angestellten Kutscher nur träumen!
Ich spreche da aus Erfahrung, denn ich habe seit den frühen 70ern bei diesem Funk als Unternehmer UND als Fahrer gearbeitet!

Inzwischen ist man dort schon bei 38% brutto angekommen! Und bei offiziellen Anmeldungen, daß den Kutschern (und Unternehmern) Leistungen z.B. für die Arbeitslosen- oder Altersversicherung, was dann (ganz besonders sozialverträglich) zu Renten reicht, die man nicht mehr messen kann!

Das Ganze in irgend einer Form als SOZIAL VERTRÄGLICH zu bezeichnen, ist ja wohl ein Scherz!

Den Teilzeit-Fahrern ist das egal, ob sie mit 400 Euro gemeldet sind, aber 3000,- Umsatz fahren! Bargeld lacht!
Der Unternehmer macht den Gewinn und der Fahrer hat sein Geld! Er verdient sich seine Rente dann vielleicht später oder liegt den Systemen auf der Tasche!
Aber der Fest-Fahrer ist auf jeden Fall der Geleimte!

Seltsamerweise scheint das niemanden so wirklich zu interessieren! Man denkt nur bis zum Tellerrand! Wählen aber tut man dann die CDU/CSU, die doch so großspurig die EIGENVERANTWORTUNG propagiert! Fragt sich nur: WOVON?

Der CDU-Vorsitzende der Christlichen Arbeitnehmer Ahrens, hat heute diese Vorhaben seiner eigenen Partei im Deutschlandfunk als VERBRECHEN AM SOZIALSTAAT bezeichnet!
Und Norbert Blühm (früherer Minister für Soziales der CDU) hat diese Partei als nicht mehr die seine bezeichnet!

Aber wählen tut sie das Wahlvolk!
Oder noch schlimmer: Die Nazis in Form von NPD, DVU etc.

Jockel
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Beitrag von Jockel » 17.09.2004, 00:53

@pl
Einen Punkt trifft mein Gedanke leider wenig - nämlich wie man die Fahrer wieder loswird, die man lieber nicht auf der Straße hätte.
Ganz einfach. Bei jeder P-Scheinverlängerung eine kl. mündliche Prüfung ablegen. Fragen über Stadt. Land und Verbindungswege. Dauer 10 Min. Abnahme durch die ausstellende Behörde, in Zusammenarbeit mit Verbandsvertretern oder TÜV. Nix Ortskenntnis, nix Verlängerung. In London z.B. muss die Ortskunde jährlich neu nachgewiesen werden. Hier hätte man somit in 5 Jahren alle P-Scheininhaber einmal (nach)geprüft.
Die Kosten sollten sich Stadt/Verbände teilen.

Fertig.

E. G. Engel
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Beitrag von E. G. Engel » 17.09.2004, 04:42

Hi pl,

ich denke dass sich dass Problem weitestgehend von alleine löst. zum einen wird es nicht genug Wagen für alle heutigen Fahrer geben, besonders nicht die du meinst.

Bestimmte Gruppen von Fahrern (und manchmal Unternehmern) können nur unter den heutigen Bedingungen der "schwarzen Subvention" am Marktgeschehen teilnehmen weil die gesamte Struktur des gesellschaftlichen Lebens darauf aufgebaut ist. Fallen die "schwarzen Subventionen" fort, passt die soziale Struktur wirtschaftlich nicht mehr zum Taxengewerbe. Das eine bedingt das andere.

Hierfür ein Beispiel: Bürger A ist irgendwann aus B gekommen. A hat einige Jahre feste auf dem Bau gearbeitet und relativ gut verdient, ist arbeitslos geworden und stellt fest dass das gar nicht so verkehrt ist. Arbeitslosengeld, Übergang in die Arbeitslosenhilfe (so eine Art kleiner Frührente mit der man sogar ECHTE Rentenansprüche erwirbt). Wenn das, je nach Familienstand, nicht reicht gibt es noch ergänzende Sozialhilfe, Einmalleistungen etc. dazu. Ich weiß wovon ich rede, ich habe diese Fälle bearbeitet.

In diesem Fall liegt ein sozialgestützter Haushalt vor den die Person A aus B für ausreichend erachtet. A hat einige kleine a's, männlich und weiblich, die im Laufe der Jahre größer geworden sind. Schul- und Ausbildung fraglich. Bleibt der unqualifizierte Arbeitsmarkt. Ein männliches a arbeitet bei Onkel B im Gemüseladen (Laden wie üblich wahrscheinlich ohne Gewinn, aber mit Geld) für Cash, ein weibliches a arbeitet in einer Kneipe nach den gleichen Kriterien. Ein weiteres männliches a hat den Führer- und Taxenschein gemacht (Thema ist bekannt). Gemeinsames Merkmal für alle Beschäftigungen, nichts ist kontrollierbar, alles geht gegen Cash. Schau Dir mal bestimmte Gruppen an und du wirst feststellen dass diese bestimmte Gruppen bevorzugt in Teilmärkte dringen und dominieren die vom Bargeld leben. Das hat nicht nur etwas mit mangelnden Qualifikationen zu tun. (Vergleiche auch Inhalte des Düsseldorfer Gutachtens von Linne & Krause zu Verschiebungen im Düsseldorfer Taxengewerbe oder/und öffne in Hamburg Deine Augen).

Der übergeordnete SOZIALHAUSHALT funktioniert nur solange, wie keine Bruttoverdienste anfallen, die auf die Bedürftigkeit angerechnet werden können (müssen). Ich nenne das wirtschaftliche Parallelgesellschaft oder auch sozioökonomische Professionalisierung. Das ist in bestimmten Bereichen durch.

Ist unser Gewerbe sauber, ist das Taxengewerbe nicht mehr als Cash-Quelle interessant und man wird sich nach anderen Cash-Quellen umschauen. Das interessiert mich zwar dann noch als Bürger, aber für das Gewerbe sollte dies kein Problem sein.

Das obige Beispiel ist schematisch gewählt. Es wird davon viele Variationen geben, aber die Struktur und die Bedingungen sind ähnlich.


Problem gelöst?

Gruß Eberhard

Martin Berndt

Beitrag von Martin Berndt » 17.09.2004, 11:51

Ihr lieben Leute,

Eure ganzen wunderschönen Vorschläge funktionieren allein oder in Kombination nur unter der Voraussetzung, dass Politik und Behörden ein echtes Interesse an unseren Problemen haben. Du kannst in jedes Fahrzeug Fiskaltaxameter einbauen, was nützt es, wenn Unternehmer A gepiesackt wird und für jeden privat gefahrenen Kilometer Rechenschaft ablegen muss, Unternehmer B aber einflußreiche Freunde hat, die dafür sorgen, dass die Staatsgewalt nur sieht, was sie sehen soll!
Das gleiche gilt für die Steigerung der Qualität des Personals. Wer lustig und unbelästigt ohne Pappe fährt, erhält sicher auch keine Einladung zur Fortbildung. Und die Antwort, wie die Qualität des Materials verbessert werden soll, wenn auf der Einnahmeseite nichts geschieht, das - mein lieber pl - wirst du mir plausibel nie erläutern können.
Du kannst den Leuten, die sich seit Jahren mit Tarifen und Betriebskosten befassen, gern glauben oder mach Dir selbst die Mühe und rechne (Vergiss dabei aber nicht so nebensächliche Posten, wie eine ordentliche Altersversorgung! Schon mal was von einem gesetzlichen Anspruch auf Bildungsurlaub gehört? Wer soll das bitte wovon zahlen?): Dieser Tarif ist selbst bei einer deutlich reduzierten Konzessionszahl nicht wirtschaftlich. Mit Deiner Einstellung kommen wir zwangsläufig dahin, dass wir permanent besetzt fahren können und trotzdem nur Verluste erwirtschaften.
Der springende Punkt ist, dass es keinen ernsthaften politischen Willen gibt. So dumm sind die Verantwortlichen alle gar nicht. So wollen nicht, weil sie nicht wollen dürfen. Dem Druck den sie offensichtlich ausgesetzt sind, kann man wiederum nur Druck entgegensetzen, und zwar so lange und so stark, dass es weh tut.
Dies ist nur durch konsequente Ausschöpfung der rechtlichen Mittel bei gleichzeitiger Geschlossenheit der Gewerbevertretungen zu erreichen. Daran arbeiten wir. Eine Debatte, bei der jeder seine genialische Idee als einzige Lösung des Problems verteidigt, ist daher - wenn man auf dieser Stufe hängen bleibt - kontraproduktiv!
Umgekehrt gilt, wäre der politische Wille in der Vergangenheit vorhanden gewesen, hätten die gesetzlichen Möglichkeiten gereicht, um so viel Recht und Ordnung im Haifischbecken des sogenannten freien Marktes aufrecht zu erhalten, dass das Fehlverhalten Einzelner nicht zur Existenzbedrohung der ehrlichen Unternehmer führt. Von der Fiktion eines 100-prozentig sauberen Marktes sollte man sich ohnehin besser freimachen. Den wird es so wenig geben, wie einen Garten ohne Unkraut.
Man solte auf dem Teppich bleiben. Natürlich gibt es die passende Chemie, um alle grünen Kräuter welken zu lassen, ein Fiskaltaxamter ohne Tariferhöhung ist genau das. Das Unkraut geht kaputt. Die Zierpflanzen dummerweise aber auch!

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Beitrag von hjm » 17.09.2004, 14:46

Du meinst Nutzpflanzen, nicht Zierpflanzen. 8)

E. G. Engel
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Beitrag von E. G. Engel » 17.09.2004, 15:21

„ Vorschläge funktionieren allein oder in Kombination nur unter der Voraussetzung, dass Politik und Behörden ein echtes Interesse ... haben“

Stimmt. Und ich glaube nicht dass hier überhaupt ein Interesse vorliegt. Das Interesse liegt vielmehr darin, alles so zu belassen wie es ist. Vielleicht ein wenig mehr Qualität und ein paar Beschwerden weniger, aber ansonsten lass es wie es ist. Die Überversorgung ist politisch gewollt. (Damit wird aber gleichzeitig Unterauslastung, niedrige Umsätze etc. in Kauf genommen)

Ebenso werden die grundsätzlichen Probleme in Kauf genommen. Ist doch geil. Hier liegt ein subventionierter Markt vor und keiner wird politisch dafür in Haftung genommen. Niemand muss das verantworten. Alle Ziele erreicht. Wobei die Wahrheit ja noch viel schlimmer ist denn es sind ja „schwarze Subventionen“ mit allen negativen gesellschaftlichen Folgeerscheinungen..

Die Rollenverteilung ist auch klar. Die guten Politiker kämpfen mit Hilfe der Medien für stabile und möglichst geringe Preise gegen böse Gewerbepolitiker die sich und ihre Klientel unanständig bereichern wollen. Die bösen Gewerbepolitiker nehmen diese Rolle an und machen dieses Spiel mit. Uneinigkeit des Gewerbes eingeschlossen.

Wann hören Gewerbepolitiker auf zu träumen? Du willst mitspielen? Hier ist deine Rolle. Du bist ab heute der „Tarifkämpfer“. Du willst auch mitspielen? Hier ist Deine Rolle. Du bist ab heute der „Konzessionskämpfer“. So spielten sie 2000, 2001, 2002, 2003, 2004 und werden 2010 auch noch so spielen. Alles bleibt wie es ist. (In Wirklichkeit ist es etwas anders, die Akteure suchen sich diese Rollen selber aus.)

Solange sich Gewerbevertreter mit den ihnen zugedachten Rollen zufrieden geben wird alles so bleiben wie es ist. Immer wieder, Jahr für Jahr. Die gute Politik, die für die Bürger kämpft, die bösen Gewerbevertreter die maßlos sind.

Warum sich mit sekundären Rollen zufrieden geben, warum sich ein sekundäres Thema aufzwingen lassen? Das Stück wird neu geschrieben. Es heißt „Verantwortliche an den Pranger“. Untertitel „Wer hat diese massiven „schwarzen Subventionen“ mit allen negativen Folgen zu verantworten“?

Das Gewerbe kommt mir manchmal so vor wie ein Esel. Auf diesem Esel sitzt der/die Verantwortlichen, eine Rute in der Hand an der vorne eine Möhre hängt die vor der Nase des Esels hin und her schwingt. Der Esel ist immer bemüht diese Möhre zu erreichen, somit ist er steuerbar. Diese Möhre heißt manchmal „Tariferhöhung“, manchmal „Konzessionsstop“, manchmal „Verkehrsausschuß“, manchmal „Taxitag“ usw. usw. . Warum nicht den Reiter abwerfen und sich die Möhre holen???

Genug der Parabeln. Wenn es so ist, das in einem sauberen Markt ohne Subventionen jeglicher Färbung die Tarife nicht ausreichend sind wo vieles darauf hindeutet, dann müssen in einem sauberen Markt DIE VERANTWORTLICHEN entscheiden, hoher Tarif oder weiße Subventionen, ausreichend Umsatz oder keine Taxen. Und genau das ist die Entscheidung der alle Verantwortlichen ausweichen wollen. Um die sekundären Ziele Tarif und Taxenanzahl zu erreichen ist das primäre Ziel „ein sauberer Markt“ zu verfolgen. Darum geht es.

Alexander hat hier zwischendurch einmal von den hohen Tarifen in Zürich geschwärmt. Allerdings scheint er überlesen zu haben dass Rolf auch das Wort „Fahrtenschreiber“ erwähnte. Ich habe es gelesen.

Nachtrag.

Wer sich nach allem Wissen immer noch mit einer vordefinierten Rolle zufrieden gibt setzt sich dem Verdacht aus das es ihm um diese Rolle geht und er gar keine andere haben will. Die anderen Möglichkeiten möchte ich hier nicht diskutieren.

Gruß Eberhard

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Beitrag von pl » 17.09.2004, 15:50

Lieber Martin,

ich hab das schon 100mal durchgerechnet und werd das jetzt nicht nochmal machen. Fakt ist, daß ein alleinfahrender Unternehmer mit anständigem Material (mittelprächtiger Neuwagen, den er 10 Jahre fährt und dann 500 tkm auf der Uhr hat - wird so seit Ewigkeiten für durchaus gehobene Kundschaft erfolgreich praktiziert) für ca 1500 netto altersversorgt in 2000 Jahresstunden, also 40(!) Wochen * 50h, einen Stundenumsatz von ca 25-30 € braucht.
Fakt ist auch, daß diese Umsätze mit dem zur Zeit geltenden Tarif gefahren werden, und meine Vermutung ist, daß man sich nicht auf 2000 Stunden beschränkt..

Mir ist klar, daß die sich aus der dafür erforderlichen Auslastung ergebende (zu niedrige) Verfügbarkeit sich hamburgweit nicht halten läßt und deshalb für solches Einkommen am Ende ein 20-30% höherer Tarif erforderlich sein wird - nach meiner Einschätzung ist der jetzige Tarif bei noch angemessener Auslastung für einen jahresdurchschnittlichen Stundenumsatz von knapp 20 € gut - bei Durchführung des geplanten HVV-Angebot wochenend nachts wohl auch für 25.
Tatsächlich liegt er beim gemeinen Hamburger Taxler etwa bei der Hälfte.

Eine solche Erhöhung ist aber erst dann vernünftigerweise zu machen, wenn die Taxenzahl runter ist.
Daß eine Reduzierung der Taxenzahl bei gleichem Tarif auch für mehr Einkommen sorgt, auch wenn es noch nicht ganz dafür reicht, wo man hin will, wird doch wohl nicht ernsthaft bestritten werden???

Also zuerst die Taxenzahl runter und dann den Tarif rauf- andersrum geht das nicht.
Und um die Taxenzahl runterzukriegen, muß es kein Konzessionsstop sein.

Daß der Hansa an einer Qualitätsverbesserung nicht interessiert sein kann, liegt auf der Hand - dann käme ihm ein großer Teil seines Konkurrenzvorsprungs abhanden.

Und daß die Politik sich für uns nicht interessiert, weiß ich auch, ebenso wie daß sie nur auf Druck reagiert.

Die Frage ist, wie, wo und vor allem wofür man Druck macht.

Du und Alexander, nimm es mir nicht übel, seid nunmal Lobbyisten und ihr tut das, was Lobbyisten immer tun - ihr fordert abschotten und abzocken.

Vielleicht muß das so sein, keine Ahnung...

--pl.

PS.: Ich gestehe gerne zu, daß das Wort "abzocken" hier etwas kraß erscheint, wenn man an die denkt, die in unserem Gewerbe wirklich abzocken - und daran, wie sie es tun.
Es ändert aber nichts am Wesen der Dinge.

--pl.

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Beitrag von pl » 17.09.2004, 16:15

Ja sowas, da schreibt man noch, und schon gibts wieder was neues.

Spiele, Spielregeln und deren Definition - ein wirklich interessantes Thema.

Aber nun muß ich erstmal was tun...

--pl.

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Beitrag von hjm » 17.09.2004, 17:08

hy pl,

am Anfang Deines Beitrags ist ein böser, sinnentstellender Rechtschreibfehler!
Mit dem derzeitigen Tarif ist ein Umsatz von 25 - 30 €/h natürlich nicht erzielbar.

Bei einer – in der Praxis wiederholt ermittelten - nächtlichen(!) Durchschnittsgeschwindigkeit von 23 - 27 km/h im Hamburger Taxi-Verkehr (also überwiegend Kurzstrecken-Verkehr) ergibt sich mit dem HH Tarif (siehe unten) ein theoretisch maximal möglicher Erlös von ca. 38 € + 5 Einschaltgebühren = 48 €/h. (Die Durchschnittstour beträgt ca. 9 €)

50 € Umsatz pro Stunde ist somit der theoretische Maximalwert ("die Schallmauer"). Es bedeutet, daß die Taxe nirgendwo auf einen Fahrgast wartet, nicht eine Sekunde leer fährt. Dieser Maximalwert wird folglich in der Praxis nur zwei Mal im Jahr annähernd erreicht, nämlich Weihnachten und Sylvester, und auch dann nur für wenige Stunden. In der Praxis hingegen ist eine Taxe zu etwas mehr als 80% ohne einen Auftrag, wartet auf Fahrgäste oder fährt leer durch die Gegend. Daraus ergeben sich dann realistische Durchschnitts-Umsätze von weniger als 20 Euro.

Ein weiterer Hinweis auf die tatsächlich erzielbaren Umsätze gibt sich aus der Höhe der Wartezeit. Sie beträgt 21,47 € pro Stunde.

HINWEIS FÜR NICHT-TAXIFAHRER:

Ein Taxifahrer, der eine 10-Stunden-TAG-Schicht mit 210 € Umsatz beendet, wird diesen Tag rot im Kalender anstreichen.
Ein NACHT-Fahrer wird einen Umsatz von 210 € unter der Woche als außerordentlichen Glücksfall betrachten.
Selbst an Wochenend-Nächten sind 210 Euro ein Umsatz, der von der Mehrheit der Fahrer nicht erreicht wird.


Der HH Taxitarif:
Einschaltgebühr € 2.-, bis einschließlich des 15. Kilometers 1,53 €/km, ab dem 16. Kilometer 1,28 €/km
Wartezeit wird erst ab 1 Min. berechnet und beträgt dann pro Stunde € 21,47 – Wartezeit fällt in der Praxis kaum an, denn Ampeln mit einer längeren Rotphase als 60 sec. sind extrem(!) selten.

/hjm

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Wartezeit

Beitrag von Rolf » 17.09.2004, 20:28

Wartezeit wird erst ab 1 Min. berechnet
Bei uns wird die Wartezeit berechnet, sobald langsamer als der Gegenwert der Wartezeit (also ca. 18 km/h) gefahren wird oder das Taxi stillsteht.

Leider habe ich nur meine eigene Statistik vom Nachtdienst, da beträgt die Wartezeit so um 4 % der Bruttoeinnahmen. Hier sind allerdings viele Ampeln nachts ausgeschaltet. Im Tagdienst macht die Wartezeit ein mehrfaches aus.

30.15% Grundtaxen à Fr. 6.--
65.59% Kilometer à Fr. 3.50
4.27% Wartezeit à Fr. 63.--

7.96% Trinkgeld (inbegriffen)

7.31% Benzin

:)

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Beitrag von E. G. Engel » 18.09.2004, 05:48

Ich habe im ersten Teil dieses Themas bei "54 Mio Euro" einen Fehler gemacht und korrigiert.

Gruß Eberhard

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Beitrag von pl » 18.09.2004, 06:02

am Anfang Deines Beitrags ist ein böser, sinnentstellender Rechtschreibfehler!
Mit dem derzeitigen Tarif ist ein Umsatz von 25 - 30 €/h natürlich nicht erzielbar
Du kannst ja viel ermitteln, wenn der Tag lang ist.

Fakt ist, daß diese nicht erzielbaren Umsätze erzielt werden.
Fakt ist auch, daß ich selbst 1991 Durchschnittsumsätze von 45 DM erzielt habe - mit dem damaligen Tarif.
Allerdings gab es damals zu wenig Taxen.

Hier im einzelnen:

Januar 39,84
Februar 36,72
März 40,83
April 43,45
Mai 45,40
Juni 46,79
Juli 45,65
August 47,58
September 50,86
Oktober 47,51
November 53,49
Dezember 52,-
Jahresschnitt 45,46

92 und 93 lagen ähnlich, 94 lag darunter.
Ach ja, 94 gabs ne Tariferhöhung...

Die Stunden sind gezählt von Haustür Wedel bis Haustür Wedel, also inclusive Leerfahrten nach und von Hamburg.

Des weiteren spricht eine Studie von ca 1981 über Münchener Taxifahrer von einem Durchschnittsumsatz von 20-25 DM.
Fakt ist auch, daß ich solche Umsätze 88 tagsüber auch gefahren bin - bei dir. Kann ich belegen, wenn du wert drauf legst.
Übrigens hat mir damals mal so ein aufgedrehter Autorufer seine Lohnabrechnung unter die Nase gehalten - 7000 Umsatz - 50% - 3500 brutto. Irgendwann 88/89. Tagsüber. Ich glaub, damals gabs so 1,80/km. DM natürlich. Kann ja sein, daß er in seiner Taxe gewohnt hat.

Schließlich solltest du eigentlich wissen, welche Umsätze du selbst erzielst, wenn läuft. Wenn du behauptest, da wären keine 30 € drin, dann nehm ich dir das einfach nicht ab. Das ging ja vor 15 Jahren schon - über eine ganze Schicht, wohlgemerkt.

Vielleicht ist dir entgangen, daß die fraglichen Kollegen über eine Auslastung verfügen, die so über alle Taxen Hamburgs nicht zu halten ist, und daß ich den Umsatz bei einer hohen Auslastung, die eine noch (so gerade?) akzeptable Verfügbarkeit ermöglicht, auf knapp 20 € schätze.

Ich habs übrigens nochmal überschlagen. Das beschriebene Szenario braucht knapp 25 €/h.
Ob 1500 netto bei 2000 Jahresstunden wirtschaftlich ist, darüber kann man natürlich streiten, manchem mag das ja nicht reichen.

Wenn bei angemessener Taxenzahl knapp 20 € erzielbar sein sollten, bräuchte es 2500 Jahresstunden für 1500 netto. Ob das wirtschaftlich ist, darüber kann an natürlich auch streiten.

--pl.

Jörn

Beitrag von Jörn » 19.09.2004, 11:46

Ich bin nicht so sicher, woher hier Stunden-Umsatzzahlen von Euro 8,90 oder höher herkommen sollen!

Das schafft höchstens noch ein Nachtfahrer, und der wird schon seine Mühe haben!

Früher (etwa um 1996 rum), lag mein Durchschnitt mit einer normalen Taxe nachts bei ca. 11 Euro! Mit einer Großraum-Raxe (Ford Transit) bei ca. 18 Euro!

Heute erreiche ich (wenn auch tagsüber) vielleicht noch 6 bis 7 Euro!

Ta man aber höchstens noch 2 Touren pro Stunde fahren kann, kommt man dann auf einen Stundenumsatz von 12 bis 14 Euro!
Und das auch nur unter relativ günstigen Bedingungen (Kundenlage und Verkehr).

Kleines Döntjes am Rande: Laut Radio fuhr die Feuerwehr in Hamburg in den 60er Jahren unter Blaulich mit ca. 80 km/h durch die Stadt! Heute schafft sie, unter sonst gleichen Bedingungen noch ganze 25!!!!!!!!

Und wie geht es uns da?

Jetzt kommen sicherlich gleich unsere netten Kollegen vom Hansi (Hansa-Funk Hamburg) und erzählen uns, daß bei denen alles viel besser sei!
Meine Freunde dort berichten mir aber glaubhaft, daß es dort keinen Schlag anders ist! Jedenfalls nicht, was die Länge der Touren anbelangt!
Und viel mehr als zwei Touren pro Stunde kann man auch dort nicht abwickeln!
Vielleicht legen sie ja mal ihre Umsätze offen, damit wir alle vor Neid erblassen können, und die Steuer erfährt, ob, wie und mit welchen Mitteln man dort an ihr vorbei agiert!
Bei den Fahrern kann man das Problem dort jedenfalls schon festmachen: Fast nur noch welche aus dem tiefen sonnigen Süden, die mit den dort herrschenden Entlohnungs-Regeln zufrieden zu sein schein. Auch mit den Gängelungsmaßnahmen. Auch immer mehr Unternehmer sind dort aus diesen Ländern.
Dort werden Umsätze gemacht, die mit hoher Wahrscheinlichkeit nicht gerade die Sozial-Kassen erfreuen werden!

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Beitrag von yellow » 19.09.2004, 12:45

Zu pl
"Also zuerst die Taxenzahl runter und dann den Tarif rauf- andersrum geht das nicht. Und um die Taxenzahl runterzukriegen, muß es kein Konzessionsstop sein."
Genauso isses !
Die Verringerung der Umsätze bei gleichzeitiger, teilweise exorbitanter Kostensteigerung ist "schleichend" in kleinen Dosen vorangeschritten. Wenn man sich für den betreffenden Zeitraum die mäßige, aber regelmäßige Steigerung der Taxenzahlen ansieht, kennt man die Hauptursache für diese Entwicklung.
Aber : Wenn man entsprechende Umsatzsteigerungen durch eine Reduzierung der Taxenzahl erreichen kann : Warum dann noch zusätzlich eine Tariferhöhung ?
Kosten interessieren in ihrer absoluten Höhe eigentlich nicht, lediglich die Proportionen gegenüber dem zu erzielenden Umsatz müssen stimmen.
Und diese Proportion stimmt zur Zeit nicht. Beim Hansa nicht und bei den Graupen auch nicht.
Wie schon an anderer Stelle ausgerechnet, lässt sich rein zeitlich gesehen ein Stundenumsatz von durchschnittlich 20-25 Euro durchaus auch mit dem heutigen Tarif erreichen.
Jeder möge für seinen Betrieb ausrechnen, ob er damit zurechtkommt.
Das zeigt, dass, marktwirtschaftlich gesehen, unsere Dienstleistung keineswegs zu billig angeboten wird.
Was kann der Taxenkunde für das eklatante Überangebot an Taxen in Hamburg ? In jeder anderen Branche ( in JEDER !!) hat ein Überangebot einen Preisverfall zur Folge. Da unsere Preise aber der staatlichen Regulierung unterliegen, sind wir wenigstens davor geschützt.

Zu Eberhard
Ich möchte keinen Wermutstropfen in die Bowle der Begeisterung tröpfeln, aber folgende Dinge hast du nicht bedacht :
Eine Subventionierung mit der Begründung "....sonst sch*** das Gewerbe weiter..." ist dem Wahlvolk wohl nur schwer zu vermitteln.
Und noch gravierender :
Auf Grund unserer föderalen Strukturen gibt es "den Staat" oder "das Finanzamt" nicht.
Wer bezahlt die Subventionen ? Der Bund ? Hamburg ?
Hamburg wäre schon dumm, diese Subventionen zu tragen, da die Kompensation ja wohl überwiegend durch vermehrte Umsatzsteuer erreicht werden soll und diese dem Bund zufließt.
Der Bund wiederum wird sich hüten einen derartigen Präzedenzfall zu schaffen. Schließlich gibt es in unserer Verfassung das Gleichbehandlungs-Gebot.
Also : Eine hübsche, faszinierende Idee, aber leider nicht umzusetzen.

Zu Jörn
Aha,
1996 warst du noch beim Hansa.
Von 18,- auf 7,- .
Für dieses Linsengericht (11,- Euro / Stunde) hätte selbst ich mich verkauft
Ich bewundere deine Standhaftigkeit und verstehe erst jetzt deinen Groll so richtig !

Jörn

Beitrag von Jörn » 19.09.2004, 13:33

Dann rechne doch mal genau nach, lieber yellow!

Wie du selber oben gesagt hast, stimmt das Verhältnis auch beim Hansa nicht mehr! Erst recht nicht bei den Unternehmern!
Aber du bist sicherlich keiner!

Lege doch mal deine Umsätze pro Stunde oder Schicht offen! Das würde zwar deinem Unternehmer sicherlich nicht gefallen, genausowenig wie deiner Zentrale, aber dann könnten wir dir alle mehr Glauben schenken!

P.S. Aber zähle auch bitte all die Umlagen (Tourenfond oder Beteiligung an zweifelhaften Immobilien) und sonstigen abzudrückenden Geldern an eure Zentrale dazu! Dann kommen Ergebnisse raus, daß es den meisten, außer irgendwelchen südlichen Unternehmern, es deutlich vergellt, bei euch noch 'Genosse' zu werden! Denn das Alles MUSS man ja wohl auch erst mal reinfahren, oder?

Jörn

Beitrag von Jörn » 19.09.2004, 13:45

Zu Eberhard.

Was das Subventionieren anbelangt, so könnte man es endlich dahin bringen, daß das Taxi-Gewerbe, ähnlich wie die ebenfalls inzwischen privatisierten Busbetriebe, Lufthansa etc., den Sprit steuerfrei bekommen würden!

Früher, als alle diese Firmen noch staatlich waren, machte die Steuerfreiheit Sinn (warum soll man an sich selbst Steuern zahlen?). Und daß Polizei und Feuerwehr auch diesen Vorteil bis heute genießen, ist ja wohl, ohne jeden Zweifel, mehr als verständlich!

Aber privatisierte Firmen, auch wenn der Staat immer noch der Hauptaktionär ist, dürfen wohl nicht diesen Vorteil genießen, es sei denn, ALLE Betriebe, die dem 'öffentlichen Personen-Nahverkehr' angehören (und wir sind das ja wohl) können davon profitieren!

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